Stolpersteine Metadaten – Exemplarspezifika und Normdaten im Kontext von NS-Provenienzen

Olivia Kaiser

NS-Provenienzforschung ist an vielen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum in den letzten 20 Jahren zu einer selbstverständlichen Aufgabe geworden. Das Fach hat sich zur eigenen Disziplin entwickelt, verfügt über seine Methoden, Quellen und Netzwerke. Nicht nur werden die Bestände auf ihren rechtmäßigen Besitz geprüft, dabei wird auch die Institutionengeschichte kritisch hinterfragt und einer Neubewertung unterzogen. Das Ziel ist die Restitution von unrechtmäßigen Beständen an die rechtmäßigen ErbInnen oder RechtsnachfolgerInnen. Dabei ist die NS-Provenienzforschung stets in erinnerungspolitische Aufgaben und Debatten eingebettet.

Die Dokumentation der Forschungsergebnisse erfolgt in Publikationen, Fachdatenbanken und dem Bibliothekskatalog. Um dies transparent, nachvollziehbar und interoperabel zu gestalten, wurden Vokabulare und Standards entwickelt. Mit dem Umstieg auf Alma im Österreichischen Bibliothekenverbund (OBV) wurde es möglich, Provenienzen nicht in nur im Bestandsdatensatz im Feld 992 mit standardisiertem Vokabular lokal zu erfassen, sondern diese exemplarspezifischen Informationen auch im Verbund darzustellen und suchbar zu machen. Damit weisen bibliothekarische Nachweisinstrumente Stolpersteine auf und machen die Geschichte eines Bandes allen NutzerInnen zugänglich.

Im Rahmen meiner Masterarbeit „Stolpersteine Metadaten. Darstellung von NS-Provenienzen in deutschsprachigen Verbundkatalogen“, die im November 2022 an der Humboldt-Universität zu Berlin eingereicht wurde, wurde die Etablierung des Fachs NS-Provenienzforschung in der Bibliothekswissenschaft, ein Vergleich zwischen der Darstellung des deutschen Verbund K10plus und de OBV angestellt sowie der Frage nachgegangen, wie Normdaten der GND genutzt und angereichert werden können, um Provenienzinformationen zu verknüpfen und aggregierbar zu machen.

Im Vortrag soll die bibliothekarische NS-Provenienzforschung aus Perspektive des Medienmanagements und auf den Nutzen und die Erweiterung von Normdaten im Kontext der Darstellung von NS-Provenienzen in bibliothekarischen Nachweisinstrument diskutiert werden.

Kurzbiografie

Studium der Geschichte, Cultural Studies und LIS (Abschluss 2023), Wien und Madrid. Seit 2009 Mitarbeiterin an der UBW. 2011-2012 Mitarbeit Provenienzforschung in der östr. Parlamentsbibliothek. Seit 2013 NS-Provenienzforscherin an der UBW. Seit 2018 Leiterin der VÖB-Kommission für NS-Provenienzforschung.

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