Die SDGs im Bibliotheksangebot: Informationskompetenz, nachhaltige Entwicklung und globale Bürger*innenschaft zusammendenken. Einblicke aus der Praxis.

Sarah Schmelzer, Hanna Reiner

2015 hat die UNO die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SGDs) verabschiedet. Die Agenda berücksichtigt das Gleichgewicht von sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit und verspricht, bei der Umsetzung niemanden zurückzulassen. Bibliotheken können eine wichtige Rolle spielen, um in der Gesellschaft die Fähigkeit zur Bewältigung eines nachhaltigen Übergangs zu stärken, insbesondere wenn es darum geht, (junge) Menschen mit der erforderlichen kritischen Informationskompetenz auszurüsten und sie mit offenen Lernmöglichkeiten zu erreichen (siehe IFLA Access an Opportunity for All).

Die Präsentation stellt die Strategie der C3-Bibliothek für Entwicklungspolitik zur Umsetzung einer Reihe von Aktivitäten für junge Menschen an der Schnittstelle von Informationskompetenz, nachhaltiger Entwicklung und globaler Bürger*innenschaft vor und teilt vorläufige Schlüsselerkenntnisse.

Seit 2016 haben wir einen Schwerpunkt in der Bibliotheksarbeit entwickelt, junge Menschen für eine nachhaltige, gerechte und integrative Zukunft zu engagieren. Der Ansatz ist vielschichtig und reagiert auf die Bedürfnisse von Jugendlichen in der Auseinandersetzung mit den komplexen Zusammenhängen der SDGs eine Verbindung mit ihrer eigenen Lebenswelt herzustellen.

Unser Angebot umfasst eine spezialisierte Bibliothekssammlung, Workshops zu nachhaltiger Entwicklung und Informationskompetenz, multimediale Informations- und Lernmaterialien, einschließlich einer digitalen Lernressourcenplattform, Mitmachaktionen wie Living Libraries, einen Wettbewerb für innovative VWAs, aber auch zunehmend EU-geförderte Bildungsprojekte an der Schnittstelle von nachhaltiger Entwicklung, Bürger*innebeteiligung und kritischer Informationskompetenz.

Unsere wichtigsten Erfahrungen zusammengefasst:

Jugendliche sind bereit und begierig, sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung zu beschäftigen und sich an Aktionen zu beteiligen, was nicht zuletzt die Fridays-for-Future-Bewegung zeigt. Um sich jedoch mit den komplexen und vernetzten Themen der Agenda 2030 auch aus einer globalen Perspektive auseinanderzusetzen und Interesse in aktive Bürger*innenbeteiligung umzuwandeln, benötigen sie Informationskompetenz und kritische Reflexionskompetenz.

Bibliotheken haben das Potenzial, einen Raum für partizipatorische Bildung zu schaffen, der junge Menschen zum kritischen Nachdenken anregt. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine partizipative Gestaltung der Aktivitäten von entscheidender Bedeutung, das zeigt das Beispiel von „Living Library- Veranstaltungen“ mit ihrem Potenzial für transformative Lernprozesse zu einer nachhaltigen Zukunft für alle und insbesondere auch für marginalisierte Gruppen.

Die Förderung der Informationskompetenz ist ein Kernelement der Bibliotheksarbeit und eine Schlüsselkompetenz junger Menschen im Umgang mit den SDGs. Sie brauchen Fähigkeiten, um


widersprüchliche Interessen und strukturelle Unterschiede zu erkennen und zu verstehen und sich der vorherrschenden auch historisch begründeten Machtverhältnisse bewusst zu werden.

Nachhaltigkeitsansätze in Bibliotheken müssen diese spezifische Anforderung an kritische Informationskompetenz berücksichtigen.

Um eine nachhaltige Zukunft für alle zu erreichen und das Prinzip „Niemanden zurückzulassen“ in die Praxis umzusetzen, ist es wichtig, Gruppen wie Jugendliche mit Migrationserfahrung einzubeziehen. Ihre Perspektiven sind für eine nachhaltige Transformation besonders wichtig, es gilt blinde Flecken aufzeigen, die einen inklusiven und sozial gerechten Prozess behindern. Aber es ist eine besondere Herausforderung, sie zu erreichen, hier können (öffentliche) Bibliotheken einen wichtigen Beitrag leisten.

Format: Vortrag

Alternativ auch als Workshop möglich. Ergänzung zur Methodik: Nach kurzem Input anhand von Beispielen und Diskussion (30 min) folgt die Entwicklung oder Weiterentwicklung von Ideen oder Angeboten aus den Bibliotheken der Teilnehmer*innen in Kleingruppen sowie eine anschließende Präsentation und Diskussion im Plenum (60 min.), vorherige Anmeldung unter s.schmelzer@oefse.at nötig.

Zielgruppen: Mitarbeiter*innen aus Öffentlichen Bibliotheken, Schulbibliothekar*innen, Mitarbeiter*innen aus Wissenschaftlichen Bibliotheken aus den Arbeitsbereichen Informationskompetenz, Wissenschaftsvermittlung, Veranstaltungen u.ä.

Kurzbiografien

Sarah Schmelzer studierte an der Universität Wien Slawistik und Literaturwissenschaft (Mag.a) und absolvierte das Studium Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Donau Universität Krems (MSc.). Seit 2012 arbeitet Sarah Schmelzer in der ÖFSE und verantwortet hier den Bereich Bibliothek und arbeitet überwiegend in Bildungsprojekten.

Hanna Reiner studierte Politikwissenschaft (MA) an der Universität Wien und absolvierte den ULG Library and Information Studies. Seit September 2021 arbeitet sie im Bereich Bibliothek und Öffentlichkeitsarbeit der ÖFSE in der C3-Bibliothek für Entwicklungspolitik mit dem Schwerpunkt Vermittlungs- und Bildungsangebote für Schüler_innen.

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