Erfahrungsbericht meines Auslandssemesters an der Université de Montréal

 Miriam Hager, Wintersemester 2018/19

PDF

Bewerbung/Planung

Da noch ein Restplatz für die Université de Montréal frei war und ich mich sehr spät erst beworben habe, musste bei mir alles sehr schnell gehen. Ich musste innerhalb einer Woche meine Motivationsschreiben verfassen, Empfehlungsschreiben von Professoren der UIBK einholen und mir einen Study Plan zurechtlegen. Ich habe eine Woche lang ausschließlich an dieser Bewerbung gearbeitet, doch ich wollte unbedingt einen Platz an der Université de Montréal bekommen und so schaffte ich es auch alles pünktlich zu erledigen. Bei der Bewerbung war mir Janni vom Kanadazentrum eine große Hilfe und sie war stets erreichbar, wenn ich ihre Hilfe brauchte. Danach hieß es warten, warten und warten. Schlussendlich bekam ich dann erst im Juni (circa zwei Monate vor Antritt meiner Reise) meine Zusage von Seiten der Université de Montréal. Das war sehr spät, aber mir wurde gesagt, dass das immer so lange dauern würde.

Ankommen/Wohnung

Ich landete in Montréal Ende August 2018, circa zwei Wochen vor Beginn des Semesters. Die Einreise gestaltete sich sehr einfach für mich, da es für StudentInnen, die eine Universität in Montréal besuchen, die Möglichkeit gibt, ihre Ankunft schon im Vorhinein über die Platform „Accueil Plus“ anzukündigen. Dadurch gestaltete sich die Passkontrolle viel einfacher und schneller als gedacht. Des Weiteren gibt es am Flughafen auch einen Infostand von „Accueil Plus“, an dem junge StudentInnen aus Montréal die Neunankömmlinge willkommen heißen und ihnen dabei helfen die ersten Schritte in der neuen Stadt bzw. der neuen Universität zu tätigen. Damit ich zu meiner Wohnung in Montréal finde, hat mir eine Studentin einen Plan gezeichnet und alle wichtigen Bus bzw. U-Bahn-Stationen aufgeschrieben. Des Weiteren habe ich am Flughafen am „Accueil Plus“-Stand gleich einen Telefonvertrag abgeschlossen, da dieser sehr preisgünstig war und ich unbedingt Internet haben wollte, denn in einer solch großen Stadt kann Google Maps auf jeden Fall sehr hilfreich sein. Schlussendlich habe ich mich jedoch dazu entschieden ein Taxi zu meiner WG zu nehmen und war dann auch froh diese Entscheidung getroffen zu haben, denn ich hatte einen relativ großen Koffer und ich wäre komplett überfordert gewesen nach einem so langen Flug mich in dieser Großstadt zu orientieren. Was die Wohnungssuche anging hatte ich Glück, denn durch eine Studienkollegin, die im Semester zuvor an der Université de Montréal war, habe ich schon circa zwei Monate bevor ich meine Reise antritt ein Zimmer gefunden. Ich habe ihren ehemaligen Vermieter kontaktiert, der glücklicherweise noch ein Zimmer frei hatte. Das lustige war, dass ich schon die fünfte Österreicherin war, die in dieser Wohnung wohnte und ich sogar drei von den StudentInnen aus Österreich die vor mir in dieser Wohnung gewohnt haben kannte. Der Vermieter teilte mir mit, dass er Österreicherinnen immer sehr gerne aufnehmen würde, da er sehr gute Erfahrungen mit ihnen hat. Insgesamt ist es in Montréal sicher von Vorteil, wenn man schon ein Zimmer hat bevor man die Reise antritt, da man sich so viele Anstrengungen erspart. Nichtsdestotrotz kann man natürlich auch noch vor Ort auf Wohnungssuche gehen, wobei dies bei Freundinnen von mir teilweise ein wenig kompliziert war. 

Studieren an der Université de Montréal

Obwohl ich mir schon im Vorhinein die Kurse aussuchen konnte, die ich besuchen wollte, erfolgte die endgültige Anmeldung dann vor Ort an der Université de Montréal. Ich traf mich mit einem Betreuer, der für StudentInnen meiner Fachrichtung zuständig war und wir gingen gemeinsam noch einmal durch, welche Lehrveranstaltungen für mich in Frage kommen würden. Die Anmeldung gestaltete sich so relativ unkompliziert und ich konnte Kurse belegen, die mich auch wirklich interessierten und mir auch für mein Studium an der UIBK weiterhalfen. Insgesamt belegte ich dann vier Kurse, wobei in Montréal eine Lehrveranstaltung drei Stunde dauert, also doppelt so lange wie in Innsbruck. Es bestand die Möglichkeit sich für fünf Kurse anzumelden, jedoch wurde mir geraten, dass es als AustauschstudentIn empfehlenswert sei, sich auf vier Kurse zu beschränken. Bei den Lehrveranstaltungen, die ich schlussendlich besuchte handelte es sich um einen Französisch Linguistikkurs (Temps et espaces francophones) sowie drei Englisch Literatur bzw. Kulturkurse (Survey of Canadian Literature, Theatre in Montreal, Survey of American Literature). Äußerst positiv war es, dass mir alle Kurse, die ich belegt habe sehr gut gefallen haben. Die Professoren verstanden es, ihren Unterricht interessant und motivierend zu gestalten und waren gegenüber allen Studierenden freundlich und fair. Man konnte die Professoren immer erreichen und um Hilfe bitten und sie halfen uns auch sehr gerne weiter. Insgesamt musste ich jedoch viel lernen und die ProfessorInnen waren stets sehr darauf bedacht, dass wir uns kontinuierlich mit den besprochenen Themen befassten und dies auch durch die Mitarbeit im Unterricht zeigten. Wir hatten auch ständig Mitarbeitskontrollen und circa einmal im Monat entweder eine schriftliche Kontrolle oder einen schriftlichen Auftrag in Form eines Essays. Auf diese Art und Weise habe ich mich jedoch in diesem Semester in den unterschiedlichen Bereichen stark weiterentwickelt und das Meiste, was ich gelernt habe, konnte ich mir auch längerfristig merken und ich musste nicht allzu viel für die Klausuren am Ende des Semesters lernen. Am besten gefiel mir der Kurs „Theatre in Montreal“, da wir in diesem Kurs circa alle zwei Wochen ins Theater, in ein Musical oder in die Oper gingen, was für mich eine total neue Erfahrung war und stark dazu beitrug, dass ich meinen Horizont für neue Dinge öffnete.

Freizeit

Auch wenn meine Freizeit durch das viele Lernen begrenzt war, versuchte ich so gut es ging Montréal zu erkunden und an verschiedenen Freizeitaktivitäten teilzunehmen. Um preisgünstig an Ausflügen teilzunehmen eignet sich vor allem die Studentengruppe Clef de Champs. Durch diese Gruppe hatte ich die Möglichkeit naheliegende Nationalparks (z.B. Parc National du Mont Orford oder Parc National des Îles de Boucherville) sowie Ausstellungen (Pumpkinferno – Upper Canada Village) zu besuchen und viele neue Freunde kennenzulernen. Des Weiteren schrieb ich mich auch am CEPSUM (Sportzentrum der Université de Montréal) für zwei Sportkurse ein, die jeweils einmal pro Woche stattfanden. Das Kursangebot am CEPSUM ist sehr groß und es lässt sich dort mit Sicherheit für jeden etwas finden. Ich habe mich für die Kurse Zumba und Bootcamp angemeldet und habe außerdem die kostenfreie Laufbahn sowie das Schwimmbad benutzt. Außerdem gibt es im CEPSUM noch ein Eishockeyfeld, Kletterwände, Squashhallen sowie ein kleines Fitnessstudio. Insgesamt ist in Montréal wirklich immer etwas los und es ist für jeden etwas dabei. Da ich sehr naturverbunden und sportlich-orientiert bin, habe ich sehr viel Zeit auf dem Mont-Royal verbracht, welcher eine wunderschöne Kulisse über Montréal bietet und, welcher als Naherholungsgebiet für die StadtbewohnerInnen gilt. Außerdem habe ich mich auch ganz zufällig mit einer kanadischen Familie angefreundet, die mich an Wochenenden in ihr Seehaus in Magog einlud oder in ihr Zuhause nach Ottawa. Die Kanadier sind insgesamt wirklich sehr freundliche und offene Menschen, was mir das Gefühl gab ein zweites Zuhause tausende Kilometer von meiner Familie entfernt gefunden zu haben. 

Finanzielles

Auch wenn Montréal nicht zu den teuersten Städten Kanada’s zählt, kommt in so einem Auslandssemester schon Einiges zusammen. Ich zahlte $625 Miete pro Monat, was mit den Wohnpreisen in Innsbruck zu vergleichen ist. Die Mietpreise unterscheiden sich je nach Lage aber sehr stark in Montréal. Was das Einkaufen anging waren die Preise sehr ähnlich wie bei uns in Tirol, also insgesamt eher teuer. Auch die Restaurants und Bars sind nicht gerade billig, jedoch findet man auch Plätze, die vor allem für StudentInnen günstigere Menüs anbieten. Da ich jedoch selbst sehr gerne koche, ging ich nicht allzu oft in Restaurants und sparte mir so ein wenig Geld. Ein guter Tipp für alle die nach Montréal kommen und sich gesund ernähren wollen ist der Obst- und Gemüsemarkt im Quartier Côte-des-Neiges, direkt neben der Uni, bei dem man sehr günstig frisches Obst und Gemüse einkaufen kann. Dieser Markt ist jedoch in den kalten Wintermonaten geschlossen. Insgesamt bin ich sehr dankbar für die Unterstützung, welche ich durch das Joint-Study-Programm erhalten habe, denn ohne dieses Geld wäre es sehr schwer gewesen diesen wertvollen Auslands-Aufenthalt zu finanzieren.

Fazit

Kanada ist ein Land, in dem es extrem kalt sein kann, jedoch sind die Leute sehr herzlich und warm. Ich habe sehr viel über die Kultur dieses Landes während meines Aufenthaltes gelernt und konnte mein Französisch stark verbessern, obwohl ich vor allem zu Beginn Probleme hatte, den Akzent der französischsprachigen Kanadier zu verstehen. Alles in allem ist Montréal die perfekte Stadt für ein Auslandssemester und ich würde allen StudentInnen so einen Aufenthalt nur empfehlen. Montréal ist eine sehr sichere, junge und aufregende Stadt und wie ich es schon erwähnt habe, ist dort für jeden etwas dabei. Schlussendlich muss ich noch erwähnen, dass mich eigentlich die Universität und die tollen Professoren am meisten beeindruckt haben und diese mich vor allem für die letzten Semester in meinem Studium an der UIBK motiviert haben. 

Nach oben scrollen