Befund des Monats

Juli 2022

Ante ferit, quam flamma micet – Zuerst der Schlag, dann glänzt die Flamme

 

Abb. 1

Abb. 1 Feuerstahl mit Drachenköpfen, der unter Funkenflug auf einen Feuerstein schlägt 1

Mit diesem Wahlspruch gründete Philipp der Gute, Herzog von Burgund, im Jahr 1430 den Ritterorden vom Goldenen Vlies. Feuerstahl und Feuerstein wurden zum Symbol des Ordens (Abb. 1). Dies ist nur ein Beispiel, das zeigt, welche große Bedeutung das Feuermachen in der Geschichte der Menschheit hat. Mit dem Aufkommen der Eisenmetallurgie in Mitteleuropa im 1. Jahrtausend v. Chr. wurde die Kombination aus Feuerstahl, Feuerstein (Silex, Flint) und Zunder zum wichtigsten Werkzeug des Feuermachens, das erst im Laufe des 19. Jahrhunderts durch die Erfindung des Zündhölzchens in seiner Bedeutung abgelöst wurde.

Bei den Ausgrabungen im Sommer 2022 im Bereich der „versunkenen Granathütte“ (s. Befund des Monats September 2021) konnte in den spärlichen Überresten der Hütte eine in den Boden eingetiefte und mit senkrecht stehenden Steinen eingefasste Feuerstelle freigelegt und dokumentiert werden (Abb. 2). Unmittelbar neben der Feuerstelle fanden sich ein bemerkenswerter Feuerschläger mit einer Tierdarstellung als Griff sowie mehrere Feuersteine mit deutlichen Abnutzungsspuren (Abb. 3).



 
 
 
 
 
 

Abb. 2

Abb. 2 Grabung im Bereich der „versunkenen Granathütte“ mit freigelegter Feuerstelle 2

Abb. 3

Abb. 3 Korrodierter Feuerschläger im Fundzustand und vier Feuersteine aus Silex 3

 
 

Nach erfolgter Restaurierung des stark korrodierten Feuerschlägers kommt die kunstvoll gestaltete Löwenfigur sehr schön zur Geltung (Abb. 4). Neben anderen Tierdarstellungen wie beispielsweise „Hund“ gehört der „Löwe“ zu den häufigsten Motiven auf derartigen Feuerstählen. Diese waren vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebt und in Mitteleuropa weit verbreitet5, 6. Die Tierfiguren sind in der Regel aus Messing gegossen und mit zwei Eisenstiften auf eine Schiene aus Feuerstahl genietet.


Abb. 4

Abb. 4 Der restaurierte Feuerschläger mit aus Messing gegossenem Löwengriff 4


Zum Fund aus dem Bereich der Feuerstelle gehören vier Feuersteine aus südalpinem Silex. Drei davon zeigen deutliche Abnutzungsspuren vom häufigen Feuerschlagen. Beim vierten Feuerstein handelt es sich um einen gut erhaltenen Flintenstein, der ursprünglich für den Einsatz in einem Steinschlossgewehr gedacht war.

 

Bianca Zerobin, Gert Goldenberg, Verena Heisters & Simon Wagner


Fortsetzung folgt!


Quellen:

1 The heroical devises of M. Claudius Paradin, London 1591, 48.

2 Foto: Gert Goldenberg

3 Foto: Bianca Zerobin

4 Foto und Zeichnung: Bianca Zerobin

5 Modl, D. (2018), Auf den Hund gekommen! Zur korrekten Datierung von Feuerstahlen mit zoomorphem Messinggriff. Ann. Naturhist. Mus. Wien, Serie A, 2018, 503–511.

6 von Benesch, L., Das Beleuchtungswesen vom Mittelalter bis zur Mitte des XIX. Jahrhunderts aus Österreich-Ungarn, insbesondere aus den Alpenländern und den angrenzenden Gebieten der Nachbarstaaten. Wien 1905, 23 und Taf. 56.



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