Befund des Monats

August 2022

"Was haben wir denn hier?"
Ein rostiger Eisenfund gibt Rätsel auf

 

 

Abb. 1

Abb. 1 Grabungsbefund der Granathütte westlich der Berliner Hütte, mit Mauerresten und Bodenplatten aus Stein (Maßstab 1 m) 1

 

Oberhalb des Steigs, der zur Berliner Hütte führt und ca. 250 m westlich von dieser deuten Mauerreste in Verbindung mit einer Halde aus Glimmerschiefer und Granatresten auf den Standort einer ehemaligen Granathütte hin. Bei der teilweisen Freilegung der nahezu vollständig überwachsenen und weitgehend abgetragenen Gebäudestrukturen kamen Reste der Grundmauern und Bodenplatten aus Stein zum Vorschein (Abb. 1) sowie die zerstreuten kohligen Überreste einer ehemaligen Feuerstelle. Wie schon bei der „versunkenen Granathütte“ (s. Befund des Monats Juli 2022) fanden sich auch hier in einer holzkohlereichen Schicht einige Feuersteine aus südalpinem Silex (Abb. 2).

 

Abb. 2

Abb. 2 Feuerstein aus südalpinem Silex 2

 

Ein stark korrodierter pinzettenartiger Eisenfund aus dem gleichen Befundzusammenhang konnte zunächst nicht näher interpretiert werden. Erst nach erfolgter Restaurierung und nach einer Recherche im Internet nach vergleichbaren Objekten gab sich der Fund als Feuerschläger mit zangenartigen, über eine geschmiedete Feder verbundenen Armen zu erkennen (Abb. 3). Über die Funktion solcher Geräte gibt Ladislaus Edler von Benesch in seinem Buch „Das Beleuchtungswesen vom Mittelalter bis zur Mitte des XIX. Jahrhunderts, Kapitel XIX. Feuerzeuge – Zündmaschinen“ Auskunft (Abb. 4). Demnach dienten die zangenartigen, spitz zulaufenden Arme des Feuerschlägers zum Festhalten des Zunders, zur Aufnahme von glühenden Kohlestücken oder auch zum Reinigen einer Tabakspfeife – ein wahres Multifunktionswerkzeug (Abb. 5)!

 

Abb. 3

Abb. 3 Restaurierter geschmiedeter Feuerschläger mit Feder und zangenartigen Armen 3

Abb. 4

 Abb. 4 Verschiedene Feuerschläger mit Zangenfunktion nach Benesch 1905, Tafel 55 4

 

 

Abb. 5

Abb. 5 Beschreibung der zangenartigen Feuerschläger und deren Funktion nach Benesch 1905 5

 

Bianca Zerobin, Gert Goldenberg & Verena Heisters


 

Fortsetzung folgt!


Quellen:

1 Foto: Bianca Zerobin (Drohnenaufnahme)

2 Foto und Zeichnung: Bianca Zerobin

3 Foto und Zeichnung: Bianca Zerobin

4 von Benesch, L., Das Beleuchtungswesen vom Mittelalter bis zur Mitte des XIX. Jahrhunderts aus Österreich-Ungarn, insbesondere aus den Alpenländern und den angrenzenden Gebieten der Nachbarstaaten. Wien 1905, Taf. 55.

5 von Benesch, L., Seite 23.


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