44. Rechnungsbelege

Warum zahlen internationale Konzerne wie Google, Facebook und Co. in Europa keine Steuern obwohl es seit längerer Zeit diskutiert wird?

ANTWORT
von Univ.-Prof Dr. Corinna Treisch
Fakultät für Betriebswirtschaft

Grundsätzlich werden Unternehmens­gewinne dort besteuert, wo die wesentlichen Produktions­faktoren liegen und damit die Wertschöpfung stattfindet. Der Gewinn einer Kapital­gesellschaft wird also in dem Staat mit Körperschaft­steuer besteuert, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat. Wenn ein Unternehmen wie etwa Google oder Facebook Gewinne aus Online-Werbung erzielt, so zahlt es in den USA Körperschaft­steuer, wenn es seinen Sitz in den USA hat, und österreichische Körperschaft­steuer, wenn es seinen Sitz in Österreich hat.

Verkauft ein US-Unternehmen seine Online-Werbung nicht direkt, sondern zum Beispiel durch eine europäische Tochter­kapital­gesellschaft, so zahlt diese Tochter­gesellschaft die Körperschaft­steuer des entsprechenden EU-Landes. Hat die Tochter­gesellschaft ihren Sitz zum Beispiel in Österreich, so beträgt der Körperschaft­steuersatz 25 %, hat sie ihren Sitz hingegen in Irland, so beträgt er 12,5 %. Die Körperschaft­steuersätze sind nicht nur in Europa unterschiedlich hoch, sondern auch weltweit.

Da auch die Bemessungs­grundlagen unterschiedlich sind, strebt die EU eine Gemeinsame Körperschaft­steuer­bemessungs­grundlage an. Um digitale Dienstleistungen in anderen Staaten anzubieten, müssen Unternehmen in diesen Staaten nicht physisch präsent sein (z.B. ein Büro mieten). Daher strebt die EU zusätzlich an, Unternehmen in dem Staat zu besteuern, in dem die Nutzer wohnen, wenn die Unternehmen digital mit diesen Nutzern interagieren. Damit hätten sie zwar keine physische, aber eine digitale Präsenz.

Als Übergangs­lösung könnten besonders wichtige digitale Tätigkeiten besteuert werden, wie zum Beispiel Umsätze aus Suchmaschinen-Werbung. Österreich plant, eine solche Steuer einzuführen.

Sich auf eine einheitliche Lösung in Europa oder weltweit zu einigen, ist jedoch nicht leicht, da die meisten Staaten die Kontrolle über ihre Steuer­hoheit behalten wollen.

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