Neo-altgriechische Dichtung eines Südtirolers: Ludwig Mayrs Stadtpanegyrik „Chariton Polis – Die Stadt der Grazien“ (1897) und der „Zweite Humanismus“ in Österreich

 

Fördergeber: Tiroler Wissenschaftsförderung – Land Tirol

Fördersumme: 9000,00 €

Laufzeit: 1. 3. 2019 – 29. 2. 2020

Projektleiter: Mag. Dr. Martin Bauer, BA

Projektmitarbeiter: Rupert Rainer


 

graz
Stengel & CO., Dresden: „Graz – Hauptplatz“, Kombinationsdruck nach Photographie, farbig, 9x14cm, produziert 1900, gelaufen von Graz nach Wien, Postkartensammlung GrazMuseum Online: URL: http://gams.uni-graz.at/o:gm.7608 [Stand 14-03-2019]



Kurzbeschreibung:

Im Jahr 1897 erschien in Graz erstmals das neo-altgriechische Epyllion „Chariton Polis – Die Stadt der Grazien“. Der aus Südtirol stammende Klassische Philologe Ludwig Mayr (1851–1944) verfasste das Werk als Lobgedicht auf die steirische Landeshauptstadt, während er dort als Gymnasiallehrer tätig war. Es umfasst 326 daktylische Hexameter in altgriechischer Sprache nebst einer deutschen Nachdichtung. Das neo-altgriechische Werk muss auf Anhieb auf erstaunlich hohe Resonanz gestoßen sein, denn im Jahr 1902 war es Ludwig Mayr möglich, eine zweite, deutlich erweiterte Auflage im Umfang von 927 Versen zu veröffentlichen.

Sprachlich und stilistisch gestaltete Ludwig Mayr seine „Chariton Polis“ nach antiken Vorbildern, allen voran den homerischen Epen. Zu diesem Zweck verwendete er eine für epische Dichtungen eigentümliche Sprache, griff auf homerische Formeln und Bilder zurück und übernahm gelegentlich ganze Verse und Versgruppen aus der „Ilias“ oder der „Odyssee“ für sein Epyllion. Durch diesen Rückgriff auf die epische Sprache und auf antike Bilder zeichnet er typische Elemente einer modernen Stadt, wie etwa die Straßenbahn, die Elektrizität oder das Fahrrad mit unerwarteten sprachlichen Mitteln und verleiht so seinem Lob auf Graz einen besonderen Reiz.

Die „Chariton Polis“ und ihr Dichter sind im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend in Vergessenheit geraten. Das Projekt soll demnach dem Zweck dienen, die „Chariton Polis“ in der Fachwelt wieder bekannt zu machen. Die Sprache des Epyllions wird analysiert und der Text auf antike Vorlagen und Parallelstellen hin untersucht, um Kenntnisse über die Arbeitsweise des Autors bei der sprachlichen und inhaltlichen Konzeption zu gewinnen. Außerdem geht das Projekt der Frage nach, wie die Öffentlichkeit auf das neo-altgriechische Werk reagiert hat und was für ein Publikum zur Zeit der Jahrhundertwende neo-altgriechische Texte rezipiert hat.

Vorträge:

  • Rupert Rainer, οὐδ᾿ ὣς ἀγλαΐας πόλιος λέξαιμ᾿ ἂν ἁπάσας. Das Epyllion Chariton Polis von Ludwig Mayr: ein neo-altgriechisches Lob auf die Stadt Graz (19. 1. 2019, 40. Metageitnia, Lausanne)
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