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Staat · Religion · Gesellschaft

Bis heute wird in manchen Ländern die strikte Trennung von Staat und Kirche als wichtiges demokratisches Prinzip angesehen; prominente Beispiele hierfür sind Frankreich (fr. laïcité) und Italien (it. laicità). De facto gewinnen religiöse Gemeinschaften aber immer mehr Macht in Gesellschaft und Politik, sowohl in den USA als auch in Lateinamerika (Evangelikale Kirchen). Auch in Russland hat sich eine neue, konservative Orthodoxie formiert und ringt um Einfluss, und in Kanada versteht sich der Bouchard-Taylor Report on Cultural and Religious Accommodation als zeitgemäße Antwort auf eine Situation, in der die Beziehungen zwischen Staat und Kirche nach kultureller und religiöser Harmonisierung verlangen. Wie erklären sich all diese Phänomene, wie werden sie gelebt, was könnte uns in der Zukunft erwarten?

 

Do 28.10.2021

Canada’s Secularism Rift
Daniel Marc Weinstock (McGill University)

Mo 15.11.2021

Mo 06.12.2021

Respecter les cultures ou libérer l'individu ?
Stéphanie Hennette-Vauchez (Université Paris Nanterre) und Vincent Valentin (Sciences Po Rennes)

Mo 10.01.2022

Di 29.03.2022

 

Veranstaltungsort und Teilnahme* 

Die Vortragsreihe findet online oder in hybrider Form (HS 7, Innrain 52, Innsbruck) mit Videoübertragung statt.

 

Programm

Canada’s Secularism Rift
Daniel Marc Weinstock (McGill University)

Donnerstag, 28. Oktober 2021, 19:00 Uhr (MESZ/UTC+2), online

Moderation: Rainer Bauböck (European University Institute)
Sprache: auf Englisch
Veranstalter: Zentrum für Kanadastudien in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Interreligiöse Studien
Ort: Online (Zoom-Link folgt)

Die politische und verfassungsrechtliche Geschichte Kanadas ist von Konflikten zwischen der Provinz Québec und dem Rest Kanadas sowie der Bundesregierung durchzogen. In den vergangenen Jahrzehnten hatten viele dieser Konflikte mit den rivalisierenden Auslegungen liberal-demokratischer Grundsätze zu tun, etwa in Bezug auf die Sprachgesetzgebung, die Modelle für die Integration von Einwanderern und Ähnliches mehr. In den letzten Jahren hat sich der Säkularismus – der soziale Bedeutungsverlust von Religion – als ein Brennpunkt in diesem anhaltenden Konflikt erwiesen. Im Vortrag werden der verfassungsrechtliche Kontext und die Einzelheiten dieser Konfrontation bzw. ihrer politischen Bedeutung in Bereichen wie Integration und Bildung untersucht, gleichzeitig soll der Weg zu einer möglichen Versöhnung aufgezeigt werden.


Professor Daniel Marc Weinstock hält den Katharine A. Pearson-Lehrstuhl an der juristischen Fakultät und der philosophischen Fakultät der McGill University (Montreal, Kanada). Zu seinen Forschungsinteressen gehören: grundlegende Fragen der öffentlichen Politik in den Bereichen Familienrecht und Bildung, Gesundheit und Gesundheitsförderung, Multikulturalismus und Einwanderung sowie Beziehungen zwischen Mehrheit und Minderheit.

Mitdiskutierende

Julia Mourão Permoser

Wolfgang Palaver ist Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck und leitete von 2006 bis 2012 die Arbeitsgemeinschaft "Religion – Politik – Gewalt" der Österreichischen Forschungsgemeinschaft. Er forscht im Bereich von Gewalt und Religion sowie zu Fragen von Demokratie, Populismus und Nationalismus.

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Konservative Fluchtpunkte. Orthodoxie und Staat in Russland und in der Welt
Kristina Stöckl (Universität Innsbruck)

Montag, 15.11.2021, 19.00 Uhr (MESZ/UTC+2), HS 7 mit Videoübertragung

Moderation: Roman Siebenrock (Universität Innsbruck)
Sprache: auf Deutsch
Veranstalter: Russlandzentrum
Ort: HS 7 mit Videoübertragung (Zoom-Link folgt)
Anmeldung: Link folgt

Seit dem Ende des Kalten Kriegs haben Kirchen und Religionsgemeinschaften in den ehemals kommunistischen Ländern an Bedeutung gewonnen. Auch in Russland hat sich eine neue, konservative Orthodoxie formiert und ringt um Einfluss, unterstützt durch ihre konservative Gesellschaftslehre die autokratischen Tendenzen der Regierung. Der religiöse Widerstand gegeben Liberalismus und Säkularisierung bleibt nicht auf Russland beschränkt. Unterstützt vom russischen Staat ist das Moskauer Patriarchat zu einem globalen "norm entrepreneur" geworden, an dem sich konservative Kreise und rechte christliche Gruppen weltweit orientieren.


Kristina Stöckl ist Professorin und Institutsleiterin des Instituts für Soziologie der Universität Innsbruck. Sie forscht im Bereich Religionssoziologie und politische Soziologie zu Fragen von Wissens- und Wertordnungen, Pluralismus und Konflikten. Sie interessiert sich für transnationale Dynamiken bei der Politisierung von Menschenrechten. Ihr Spezialgebiet ist die Russische Orthodoxie und Religion und Politik in Russland.

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Respecter les cultures ou libérer l'individu ?
Stéphanie Hennette-Vauchez (Université Paris Nanterre) und Vincent Valentin (Sciences Po Rennes)

Mo, 06.12.2021, 18.00 Uhr (MESZ/UTC+2), online

Moderation: Anton Pelinka (Universität Innsbruck)
Sprache: Französisch/Deutsch
Veranstalter: Frankreich-Schwerpunkt in Kooperation mit dem Institut français d’Autriche/der französischen Botschaft in Österreich
Ort: Online (Zoom-Link folgt)

In Frankreich, wie auch anderswo, führt die religiöse Diversifizierung der Gesellschaft zu Spannungen und Ängsten. Der rechtliche und politische Rahmen des Laizismus, der auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, wurde seit Ende der 1980er in der öffentlichen Debatte massiv mobilisiert. Die Bedeutung, die ihr beigemessen wird, ändert sich beträchtlich; insbesondere wird das frühere Gebot der religiösen Neutralität der öffentlichen Hand heute in immer mehr Konstellationen durch ein Neutralitätsgebot für Privatpersonen ergänzt. Dabei werfen politische Ziele, die als Kampf gegen "Kommunitarismus" oder "Separatismus" formuliert werden, wichtige rechtliche und politische Fragen auf.
Stéphanie Hennette-Vauchez und Vincent Valentin versuchen die wichtigsten Momente und Merkmale des Bedeutungswandels des Säkularismus in der politischen und juristischen Debatte der letzten vierzig Jahre in Erinnerung zu rufen, bevor sie einige Überlegungen zum Verhältnis zwischen individueller Freiheit und Religionsfreiheit anstellen.


Stéphanie Hennette-Vauchez ist Professorin für öffentliches Recht an der Universität Paris Ouest Nanterre La Défense seit 2010; Direktorin des CREDOF (Centre de recherches et d'études sur les droits fondamentaux – Forschungszentrum für Grundrechte) seit 2015; Spezialistin u.a. für Bioethikrecht, Human – kritische Theorie, Nicht-Diskriminierung und Säkularismus und Religionsfreiheit.

Vincent Valentin ist Professor für öffentliches Recht an der Sciences Po Rennes und renommierter Spezialist für Säkularismus in zeitgenössischen Demokratien und für liberales Denken; Autor zahlreicher Werke über Neoliberalismus, die libertäre Bewegung, politische Philosophie und die rechtliche Definition des Säkularismus.

Mitdiskutierende

Kristina Stöckl ist Professorin und Institutsleiterin des Instituts für Soziologie der Universität Innsbruck. Sie forscht im Bereich Religionssoziologie und politische Soziologie zu Fragen von Wissens- und Wertordnungen, Pluralismus und Konflikten. Sie interessiert sich für transnationale Dynamiken bei der Politisierung von Menschenrechten. Ihr Spezialgebiet ist die Russische Orthodoxie und Religion und Politik in Russland.

Wolfgang Palaver ist Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck und leitete von 2006 bis 2012 die Arbeitsgemeinschaft "Religion – Politik – Gewalt" der Österreichischen Forschungsgemeinschaft. Er forscht im Bereich von Gewalt und Religion sowie zu Fragen von Demokratie, Populismus und Nationalismus.

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Laizität und Menschenrechte in einer vielfältigen Gesellschaft
Cinzia Sciuto (Frankfurt und Mailand)

Montag, 10.01.2022, 19.00 Uhr (MESZ/UTC+2), HS 7 mit Videoübertragung

Moderation: Marie-Luisa Frick (Universität Innsbruck)
Sprache: Deutsch
Veranstalter: Italien-Zentrum
Ort: HS 7 mit Videoübertragung (Zoom-Link folgt)
Anmeldung: Link folgt

Unsere Gesellschaft wird immer komplexer. Ethni­sche, religiöse und kulturelle Konflikte nehmen zu. Unter Berufung auf Religion und Tradition werden grundsätzliche individuelle Menschenrechte in Frage gestellt – besonders für Frauen. Wie können kulturelle Vielfalt und Menschenrechte unter einen Hut gebracht werden? Wie kann das Zusam­menleben in Zukunft organisiert werden? Wo man die "Kulturen" als unantastbares Museumsobjekt und die Menschen nicht als Individuen, sondern als Vertreter einer Gruppe behandelt, da läuft man Gefahr, Verletzungen der Menschen- und ins­besondere der Frauenrechte kleinzureden. Daher brauchen wir mehr Laizität. Laizität ist nicht die einfache Trennung von Staat und Religion, son­dern jenes Prinzip, nach dem keine Tradition, keine Religion, kein Gott zur Rechtfertigung einer Einschränkung der Menschenrechte herangezo­gen werden kann.


Cinzia Sciuto ist Journalistin und Autorin. Sie hat Philosophie in Rom und Berlin studiert und an der Sapienza Universität promoviert. Heute arbeitet sie als leitende Redakteurin bei der italienischen Zeitschrift für Philosophie und Politik MicroMega und schreibt für einige prominente deutsche Medien. In ihrem Blog animabella.it setzt sie sich mit Säkularismus, Frauenrechten und Fragen der Bioethik auseinander. Sie veröffentlichte zwei Bücher: "Die Fallen des Multikulturalismus. Laizität und Menschenrechte in einer vielfältigen Gesellschaft" (Rotpunktverlag, 2020; Originalausgabe: "Non c’è fede che tenga. Manifesto laico contro il multiculturalismo", Feltrinelli, 2018) und "La Terra è rotonda. Kant, Kelsen e la prospettiva cosmopolitica" (Mimesis Edizioni, 2015).

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Protestantische Eliten und die ‚Christianisierung‘ der Politik: Brasilien, Mexiko und die USA
Heinrich Wilhelm Schäfer (Universität Bielefeld)

Dienstag, 29.03.2022, 19.00 Uhr (MESZ/UTC+2), HS 7 mit Videoübertragung

Moderation: Martin Coy (Universität Innsbruck)
Sprache: Deutsch
Veranstalter: Zentrum für Interamerikanische Studien
Ort: HS 7 mit Videoübertragung (Zoom-Link folgt)
Anmeldung: Link folgt

Der brasilianische Präsident Bolsonaro ist zwei Jahre vor seinem Wahlkampf medienwirksam vom Pastor Everaldo, einem neopfingstlichen Star-Entertainer, im Jordan getauft worden – aber Katholik geblieben. Während seines Wahlkampfes ist er immer wieder in Gottesdiensten gesegnet und als der Kandidat Gottes apostrophiert worden. Dies ist nur die Spitze eines Eisbergs von religiöser Identitätspolitik, die Präsidenten wie Bolsonaro oder Trump an die Macht spült, Chiles Piñera legitimiert oder den Friedensprozess in Kolumbien blockiert. In Lateinamerika und den USA unterlaufen immer mehr religiöse Experten immer stärker säkulare Politik mit religiösen Strategien. Diese werden im Vortrag an den genannten Beispielen untersucht.


Heinrich Wilhelm Schäfer ist Professor für Religionssoziologie und Evangelische Theologie an der Universität Bielefeld. Seit 1980 hat er umfangreiche Feldforschungen zu religiöser Praxis in Lateinamerika und den USA durchgeführt. Er ist Mitglied des Center for InterAmerican Studies (CIAS) in Bielefeld sowie Mitgründer des Center for the Interdisciplinary Research on Religion and Society (CIRRuS).

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*Teilnahme

Alle Vorträge sind online auf der Plattform Zoom zugänglich.
Link und Zugangscode folgen.

Die Vorträge am 15.11.2021, 10.01.2022 und 29.03.2022 finden in Präsenz (Anmeldung erwünscht) unter Einhaltung der zu diesem Zeitpunkt geltenden Sicherheits- und Hygienebestimmungen statt.
Die Vorträge am 28.10.2021 und 06.12.2021 finden online statt.

 

COVID-19-Maßnahmen an der Universität Innsbruck
Aufgrund der derzeitigen Situation um COVID-19 kann es kurzfristig zu Änderungen des Ablaufs und der geltenden Sicherheits- und Hygienemaßnahmen kommen. Weitere Informationen finden Sie unter: COVID-19 Informationen

 

Datenschutz
Im Rahmen dieser Veranstaltung können Fotografien und/oder Filme erstellt werden. Mit der Teilnahme an der Veranstaltung nehmen Sie zur Kenntnis, dass Fotografien und Videomaterialien, auf denen Sie abgebildet sind, zur Presse-Berichterstattung verwendet und in verschiedenen (sozialen) Medien, Publikationen und auf Webseiten der Universität Innsbruck veröffentlicht werden. Weitere Informationen zum Datenschutz entnehmen Sie bitte unserer Datenschutzerklärung: www.uibk.ac.at/datenschutz

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