Micòl

Roman

Waltraud Mittich


Micòl

Erscheinungsdatum: Februar 2016
Hardcover mit Schutzumschlag, 136 Seiten
Preis: € 17,90
ISBN 978-3-902866-36-3


"Automatisierter Block: Buch bestellen/kaufen"

Pressestimmen

Sorgsam und zart mischen sich in die harten Fakten feine Pastelle ­psychologischer Zeichnung, welche die Protagonisten aus ihrem Schatten hervortreten lassen ins Licht einer gut strukturierten und sprachlich gekonnt komponierten Prosa.

Ferruccio Delle Cave, Dolomiten

weitere ... 

Man folgt der Autorin gerne, wenn sie Micòl folgt, man kann bei der Lektüre vergessen, dass die Erzählerin ihr nur ein Leben aus Buchstaben geschenkt hat, ein unabhängiges starkes Frauenleben im 20. Jahrhundert. „Micòl“ ist eine Hymne an die Literatur, an die Kraft des Schreibens und des Lesens, an diese Gegenwelt, die die Wirklichkeit für Momente beiseite schiebt.

Georg Mair, FF

Wie in den bereits vorgelegten Romanen und Erzählungen gelingt es der Autorin in Zeitgeschichte einzutauchen und historische Wahrheiten literarisch neu zu verleben, Geschichte wird nicht festgeschrieben, sondern weitergedacht.

Martin Hanni, Rai Südtirol

Ein wundersamer Versuch, Literatur bis an die Grenzen des Vorstellbaren zu denken!

Helmuth Schönauer, Neue Südtiroler Tageszeitung

In einer oft fragmentarisch wirkenden Stilmischung aus eigener Poesie, Prosa, Stimmen und Reflektionen und Poesie von Emily Dickinson leitet Mittich auf faszinierende Weise die Geschichte der Micòl um in die Jetztzeit.

Günter Brandorff, Bibliothekarische Dienste

Mittichs Prosa ist eine, vielstimmig und vielsprachig, die stets bemüht ist eindimensionale Perspektiven aufzubrechen, in der Wirklichkeit und Fiktion, Literatur und Leben, Vergangenes und Gegenwärtiges einander durchdringen, und die gerade, indem sie sich für das Hergekommene, Tradierte wie Vergessene interessiert, offen und neugierig ganz auf das Gegenwärtige und Kommende gerichtet ist.

Iris Kathan, lilit

Wenn uns die Unzeit einholt, muss zu Beginn der Lesung von Waltraud Mittich in der Synagoge in Meran - ein Tag nach dem Attentat in Halle - an Paul Celan erinnert werden, der schon 1938 die drohenden Rauchfahnen Nazideutschlands roch und beschrieb. Insbesondere wenn die Autorin ihren schlanken Roman 'Micol' vorstellt, der sich mit dem Schicksal einer reichen italienischen Jüdin beschäftigt, den Narben, dem zutiefst schlummernd Bleibenden - dem Judenhass.

Sprachspiele

"Automatisierter Block: Weiterempfehlen"

 

Im Jahr 1962 legte der italienische Schriftsteller Giorgio Bassani mit seinem „Il giardino dei Finzi Contini“ ein Meisterwerk vor. Erzählt wird die Geschichte der unmöglichen Liebe eines jungen Mannes zur Jüdin Micòl, die deportiert wird. Waltraud Mittich will geschehenes Unrecht nicht akzeptieren, stellt sich vor, dass eine Geschichte auch anders hätte ausgehen können und führt ein halbes Jahrhundert später die Geschichte der Micòl fort, die sich für einen eigenen, weiblichen Kanon entscheidet, um Anerkennung und Freiheit zu erringen. Mit viel Empathie zeichnet sie das Leben dieser jüdischen Frau, die den Stern trägt, aber auch das Tuch, auf hohen Plateausohlen läuft und die Federboa um den Hals drapiert. In ihren Gärten der Finzi ist die Korrektur der Wirklichkeit möglich und die Liebe erscheint von wattierter Reinheit. Die Südtiroler Autorin skizziert in ihrer Hommage an Giorgio Bassani den möglichen Lebensweg einer literarischen Figur, reflektiert über Bücher, Lesen und Sprache, indem sie mehrere Erzählstimmen erklingen lässt und die Schrecken des 20. Jahrhunderts durchmisst.

„Ich bin immer bloß einen Schritt davon entfernt, in die Sicherheiten abzustürzen. Sie würden mich mit offenen Armen auffangen. Aber ich bin auf dem Weg zu den neuen Orten, auch wenn die Hinweisschilder fehlen. Ich erwarte nichts. Denn wer sich etwas erwartet, wartet auf das Alte. Bin trotzdem nicht mutig, bloß ein Streifen Lust in der untergehenden Sonne dieses Kontinents. Bin auf dem Sprung, vielleicht in eine Freiheit, vielleicht ins Niemandsland. Ich stehe immer vor den Toren, ich klopfe nicht an, ich warte und ich höre fragen: Wer bist du? Sage: Bin keine von hier, nicht Frau, mein Körper mysteriös, noch nicht betreten, unerforscht, bin wie das Sternbild, verwegen, unberührt und sehr fern von wo? Noch antwortet niemand. Mein Feld ist die Imagination. Und so mische ich die Zeiten, bin Demiurgin. Die Gegenwart bloß als Vergangenheit der Zukunft zulassen. Das ist ein neuer Weg. Ich sage nicht, dass er richtig ist. Ich sage, dass ich ihn baue und gehe. Denn die Paradiese sind verloren oder Lichtjahre fern. Ich mische die Zeiten. Die Vergangenheit ist eine Zeit, die nicht vergeht. Ich gedenke der Toten. Ich denke an sie.“

Leseprobe


Nach oben scrollen