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„Ich wiederhole. Krai bedeutet Rand, Grenze. An den Rändern, an den Grenzen zu leben, hat die Wachheit zur Folge. Es ist nicht Angst, es ist dieses Gefühl, gewappnet sein zu wollen, es ist eine höhere Aufmerksamkeitsstufe, auch eine Erwartung. U-kraina. Inneres Grenzland. Es sind Hoffnungen.
Ich glaube andererseits zu verstehen, dass trotz all der offensichtlichen Mängel, die größtenteils darauf zurückzuführen sind, dass das Land noch immer bitterarm ist, die Gesellschaft jedoch einen großen Entwicklungsschritt Richtung Meinungsfreiheit getan hat, dass die Menschen kaum mehr Angst haben, ihre Meinung zu äußern, dass die Machthaber zwar enttäuschend sein mögen in unserem europäischen Verständnis, die Menschen jedoch nicht. Und insgeheim hege ich die Hoffnung, dass durch diplomatischen Druck und durch Vorschläge und Handlungen der Zivilgesellschaft das Wunder geschieht, das schon einmal geschehen ist, in einem anderen Kontext, in einer anderen Geschichte: die friedliche Wiedervereinigung von Krim und Ukraine.
Aber der Freiheitswillen der Ukrainer, gegründet auf dem der kosakischen Reiterverbände, flüchtige Leibeigene und Abenteurer, dieser unbeugsame Wille zur Eigenständigkeit hat letztendlich gesiegt. Auch wenn die russischen Separatisten 2017 ein Konstrukt Kleinrussland ins Leben gerufen haben, gemeint sind die schon genannten Provinzen Luhansk und Donezk, so ist das zum Scheitern verurteilt, auf Zeit gesehen.“
Aus: Waltraud Mittich: Ein Russe aus Kiew
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Moderation: RAI-Journalistin Renate Gamper
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