Lithops. Lebende Steine

Roman

Anna Rottensteiner


Lithops. Lebende Steine

Erscheinungsdatum: März 2019
Taschenbuch, 110 Seiten
Preis: € 9,90
ISBN 978-3-902866-78-3


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Pressestimmen

Vielmehr geht es auch dabei wieder um das Unausgesprochene, in diesem Fall die Rolle des Herrn Armando, dessen Leben im Widerstand endet und zu jenem Schatten wird, der fortan auf Doras Leben drückt – und auch das bleibt lange, allzu lange im Unausgesprochenen. ... Das ist die Geschichte, und sie hat ein wenig von den Lithops, die sich ihrer Umgebung, den Steinen, anpassen und im Unscheinbaren bleiben – bis der zweite Blick etwas sichtbar macht, lebendig macht, was den Einzelnen sein Leben lang begleitet. ... Es ist die Erzählweise, in ihrer Souveränität ganz bescheiden, die dem Thema so gerecht wird und aus der Geschichte, der sie behutsam nachspürt, einen sehr überzeugenden Text macht.

Gerhard Zeillinger, Literatur und Kritik

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Vieles, was Rottensteiner über Hotschnigs Schreiben sagte, könnte man auch über ihr Debüt sagen. Dass sie „unaufgeregt, aber unerbittlich hinschaut“ zum Beispiel oder dass hier mit einer Sprache gearbeitet wird, die „von allen überflüssigen Schlacken befreit, glasklar und kristalldicht“ ist. Aber „Lithops“ ist kein ambitionierter Hotschnig-Klon. Von „Lithops“ – der Titel geht auf Pflanzen zurück, die sich von Steinen, zwischen denen sie wachsen, kaum unterscheiden – geht ein eigener Reiz aus. Anna Rottensteiner erzählt von der Unmöglichkeit, der Geschichte zu entkommen. Aber sie tut dies ohne den erhobenen Zeigefinger der Moralistin, ohne fadenscheiniges Besserwissen.

Joachim Leitner, Tiroler Tageszeitung

Ein zentrales Thema des Romans ist die Möglichkeit oder vielmehr die Unmöglichkeit einer Flucht vor der Geschichte ins Private. Man kann sich nicht tot stellen. Man muss sich entscheiden. Und man muss auch damit leben können, wenn man sich falsch entschieden hat. Wer an der Wegbiegung stehen bleibt, wird von den Ereignissen überrollt. Man kann sich nicht verstecken, aber vielleicht kann man sich tarnen, um unsichtbar zu bleiben, wie Lithops in einer Steinwüste. „Lithops“ sind Pflanzen, die von den Steinen, zwischen denen sie leben, kaum zu unterscheiden sind. Sie sind an ihre karge Umgebung ideal angepasst und sehr genügsam. Sie werden auch „Lebende Steine“ genannt. Und sie geben dem Roman seinen Titel.

Sabine Dengscherz, Literaturhaus Wien

Rottensteiner erzählt die Annäherung behutsam, immer den Kontext des zeitgeschichtlichen Rahmens im Blick.

Connie Haag, ekz

Anna Rottensteiner führt mit dem Roman, der durchaus wie ein lebendiger Stein in der Geschichtsschreibung aufliegt, die biographischen und politischen Kurven zusammen, die sich selten in Einklang bringen lassen. Dabei ist großes Verständnis für die Figuren spürbar, sie reißen sich ein Leben lang zusammen, und dennoch werden sie zerrissen. – Eine versöhnliche Art, die Zeitgenossen in ihrer Geschichtslage zu verstehen.

Helmuth Schönauer, Südtiroler Tageszeitung

Anna Rottensteiners Buch erzählt, wie die Protagonisten in die Mühlen der Geschichte geraten, und sie bringt den Mut auf, die Emotionalität zuzulassen, die es braucht, um Geschichten zur Geschichte zu erzählen.

Waltraud Mittich

Zwei Bilder bilden den Kern des ersten Romans von Anna Rottensteiner: die Lithops (die dem Buch den Titel geben), unscheinbare Pflanzen, die sich den Steinen anpassen, zwischen denen sie wachsen und einmal im Jahr aufblühen; und die Weggabelung, vor der man stehen bleibt, weil man Angst hat, den falschen Weg einzuschlagen.

Georg Mair, ff

"Nach innen geht der geheimnisvolle Weg." So liest man in einem der "Bruchstücke" von Novalis. Insofern: Anna Rottensteiners Roman Lithops ist romantisch veranlagt, wenn auch nicht mystisch verbrämt.

Bernhard Sandbichler, Spuren, Musikzeitung für Gegenwart

Die knappe Beschreibung der sich kreuzenden Biografien beeindruckt durchgehend, auch die Auswahl an historischen Momenten, die Rottensteiner trifft, verrät ihr dramatisches Gespür.

Beatrix Kramlovsky, Die Furche

Rottensteiners Text ist ein ästhetischer Ort der Erinnerungsarbeit und Dora ein schönes literarisches Beispiel dafür, wie diese „funktionieren“ kann. Die Autorin nähert sich dieser Figur und ihrer Vergangenheit mit sehr viel Sensibilität und auf eine leise, unaufdringliche Art. Sie zeigt ein differenziertes Verständnis dafür, wie und warum sich ein Mensch manchmal so entwickelt, dass sich seine Entscheidungen im Nachhinein als „falsch“ herausstellen.

Barbara Siller, lilit

Mit diesem kleinen, aber feinen Roman hat Anna Rottensteiner ein durchaus gelungenes Debüt vorgelegt. Das Buch ist sehr geschickt konstruiert, mittels Parallelhandlungen und Rückblenden wird sprachlich ansprechend eine berührende und stellenweise sehr poetische Geschichte erzählt.

Thomas Geldner, Büchereien Wien

Anna Rottensteiner erzählt in „Lithops. Lebende Steine“ genial jüngere Geschichte und davon, was mit Menschen geschieht.

Sylvia Treudl, Buchkultur

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1939 kreuzen sich die Wege von Dora und Franz, zwei Heranwachsenden aus unterschiedlichen Kulturen: sie ein junges Mädchen aus Rom, quirlig, voller Tatendrang und Abenteuerlust, die den Duce anhimmelt, er ein Südtiroler Bauernjunge, zurückhaltend, aber neugierig. Franz bleibt von Dora beeindruckt, ihre Wege trennen sich. 1944 wird Franz von den Nationalsozialisten eingezogen und in die Repubblica di Salò geschickt. Hier trifft er unerwartet wieder auf Dora, und ihrer beider Geschichte nimmt ihren Lauf. Historische Figuren wie Benito Mussolini und seine Geliebte Clara Petacci, aber auch deren Vertrauter Franz Spögler werden dabei zu Nebenfiguren am Schauplatz der Weltgeschichte. Im Rückblick erzählt Franz seine, vor allem aber Doras Geschichte. Über Jahrzehnte hinweg kann sie nicht ausdrücken, was sie zutiefst bewegt. Finnland und Rom sind die beiden Pole, von denen aus der Blick auf zwei Menschen gerichtet wird, deren Geschichte eine über betrogene Kindheiten ist, über die Macht und Gewalt von Bildern und Ideologien. Aber auch eine Geschichte über das Zusammensein und das Zusammenbleiben.

„Auch gegen Abend drängte es Dora zu jener Bucht. Sie lag im Licht der Abendsonne getaucht, öffnete sich gegen Westen hin, und je nach Witterung und Wolken schien es, als ob ein Feuerball am Himmel stünde. Das Licht brach sich in den Wolken, von golden bis dunkelrot, die Stämme der Bäume schienen in Flammen zu stehen. Das Wasser eine glatte Fläche, zwischen den Inseln ausgespannt. Der Stein atmete die Wärme des Tages aus. Hier ist es gut, meinte sie nach ein paar Wochen, an denen sie die Windbewegungen in der Bucht beobachtet hatte. Hier werden sie ihren Platz haben.“

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