Città morta

Roman

Jürgen Lagger


Città morta

Erscheinungsdatum: März 2011
Hardcover mit Schutzumschlag, 176 Seiten
Preis: € 16,90
ISBN 978-3-902719-92-8


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Pressestimmen

Laggers namenloser Erzähler kommt aus dem Nichts an, um in jener Stadt, die wie wenige für reine Gegenwart und ewige Geschichte, für Liebe, Vorläufigkeit und Zerfall steht, verlorenzugehen. Es gehört zu den nicht geringen Vorzügen dieses Buches, dass man sich seinem liebenswerten Protagonisten am Schluss verbundener fühlt als manch anderen Romanfiguren, die man über hunderte Seiten begleitet hat. Am Ende ist der Erzähler, der nach der Liebesnacht allein und vom Sodbrennen des Ich gequält zurückbleibt, Italo Calvinos Herrn Palomar näher als Manns Aschenbach. Calvino zitierend heißt es in Città morta: "Erst wenn man die Oberfläche der Dinge kennengelernt hat, kann man sich aufmachen, um herauszufinden, was darunter sein mag". "What you see is what you get" sagt man. In der Liebe stimmt das fast nie, man kriegt - im Guten wie im Schlechten - immer mehr, als man zunächst sieht. Das gilt auch für diesen Roman. Zum Glück.

Stefan Gmünder, DER STANDARD, Printausgabe, 24./25./26.12.2011

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Lagger wagt es, Rom noch einmal einen Roman zu widmen. "Eine feinkristallene Prosa", hat Josef Winkler seine Schreibe einmal gelobt. Und lyrisch ist sie obendrein.

Falter

"Città morta" ist vor allem ein ästhetisches Projekt, das sich am Vorgängertext abarbeitet, also eine Gelegenheit, Manns Klassiker wieder zu lesen. Mit Ernüchterung ist dabei durchaus zu rechnen. Dafür lassen sich viele Bilder, Orte – etwa die Kirchenszene – und Sätze finden, die Lagger integriert und variiert, keineswegs nur jene, die er kursiv in seinen Text immer wieder einspielt. Vor allem aber ironisiert "Città morta" mit Klammerausdrücken unterschiedlicher Valenz den komplexen oder umständlichen Satzbau des Vorgängertextes. Aus dem Spiel mit „klassischen“ Bausteinen, die aufgeladen oder auch entzaubert werden, entsteht das Stimmungsbild einer homoerotischen Urlaubsbegegnung mit eigenwillig-schönen Bildwerten.

Evelyne Polt-Heinzl, Die Presse, Spektrum

Und dann erst das Flanieren. Zufällige Beobachtungen reihen sich aneinander, reiben sich aneinander in der Gedankenwelt der namenlosen Hauptfigur. Wie eine Touristin zwei Birnen und eine Banane zurechtschneidet, wie ein Mann in Kutte und Kapuze durch die Gassen zieht. Wie sich zwei junge Männer gegenseitig fotografieren, für die Bilder posieren. Es lohnt sich, in der "Cittá Morta" zu verweilen.

ORF, FM4

Eine feinkristallene Prosa!

Josef Winkler, aus der Laudatio zur Verleihung des Preises des Kärntner Schriftstellerverbandes 2006

Laggers melancholisches, doch sinnlich helles Meer an Szenen endet mit einer Coda dort, wo viele deutschsprachige Autoren ihre Romtexte zentrieren, am Campo de Fiori. Auch wenn man sich wünschen darf, dass nachgerade Flaneure die Innenstadt der italienischen Kapitale ein wenig verlassen mögen: Der Autor schafft es, den potentiell abgenutzten Bilderwelten um die römischen Touristen-Hotspots ganz neue Intimaufnahmen abzuschreiben und die Körperlichkeit des sterblichen Menschen mit jener der Ewigen Stadt zu vergleichen. Auf bitterzart poetische, hochsymbolische und leicht mythologische Weise führt Jürgen Lagger einen impressionistischen Film des Lebens zwischen Eros und Thanatos vor, in dem Leidenschaft Sprach- und Altersbarrieren überwindet und Ernst und Spiel sich kurz vereinen.

Roland Steiner, Literaturhaus Wien

An all diesen Bildern kann man die Beschreibungen des Erzählers, der in erster Linie Flaneur ist, messen, und doch entsteht etwas ganz Eigenes. Die Beobachtungen sind aus der Zeit gefallen, etwa in der Beschreibung einer Hochzeitsgesellschaft oder in dem Necken einer alten, blinden Frau durch Straßenjungen. Es werden zum Teil brutale, hartherzige Szenen beschrieben, ohne dass sich der Erzähler engagiert oder Partei ergreifen würde. So ist das Leben, grausam, aber auch poetisch und schön. Besonders wenn man den Sätzen von Lagger nachhorcht, der seinen Figuren wohlwollend nahesteht.

Bernd Schuchter, Vorarlberger Nachrichten

Eine sehr literarische Annäherung an Rom, la città morta. Ankunft Roma Termini, Spaziergang durch die Stadt, Bestandsaufnahme der Bewohner, Poesie, Intimes, Lyrisches. Für den anspruchsvollen Leser.

xtra

Ein kompakter, vielschichtiger, lyrischer Roman, der das schwule Begehren, Suchen und das Entdecken einer Stadt, des eigenen Körpers oder von Männern auch sprachlich vielschichtig umsetzt. Ein Buch zum Eintauchen und Spüren.

Pride

Einer Naturgewalt gleich bricht Rom in Jürgen Laggers „Città Morta“ über den Protagonisten herein. In poetischen, stakkatoartigen Reflexionen verliert er sich in den engen Gassen, zwischen lauten Kellnern und fetten, schwitzenden Touristen. Es ist dies kein idealisiertes Rom, sondern eine Stadt alptraumhafter Visionen. Der Erzähler ist im Geiste ein Bruder Gustav von Aschenbachs, Protagonist in Thomas Manns „Der Tod in Venedig“, dem Lagger unverhohlen Tribut zollt. Immer wieder verweist er auf die Unzulänglichkeit der Hauptperson, etwas Eigenes hervorzubringen. „Das ist nicht von mir, nur nachgedacht.“ Der Roman wird bewohnt von Phantombildern homoerotischen Begehrens, ein Arsenal an (vor allem jungen) Körpern wird von Lagger minuziös beschrieben. Bewegungen, Blicke – „Die Sexualität vollkommen zum Ritual geworden“. Fazit: eine Hymne an die Stadt Rom, poetisch und sehnsuchtsvoll.

name-it

Laggers Roman ist, wie schon seine letzte Publikation "Öffnungen" ein Sprach- und Formexperiment. Sein Erzählen ist eher ein lyrisches Dahinfließen, eine Art innerer Monolog, typografisch unkonventionell gestaltet. So entsteht ein "Stadtprotokoll" besonderer Art.

Peter Vodosek, ekz-Publikation

Jürgen Lagger hat in einem mitreißenden Wahnsinnsakt einen Rom-Roman über Kunst, Klischee und persönliche Verlorenheit geschrieben. Seine Sätze hat er dabei aufgefädelt wie Inschriften, die keinen Anfang und kein Ende kennen. Wo immer der Leser hineinschlägt mit dem Auge in den Text, stößt er auf Sätze, die nicht mehr weggehen.

Helmuth Schönauer, Südtiroler Tageszeitung

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Ein namenloser Ich-Erzähler flaniert – anfangs ziellos, dann auf der Suche nach dem verklärten Objekt seiner Begierde – durch die Innenstadt Roms. Città morta setzt mit der Ankunft des Protagonisten am Bahnhof Roma Termini ein und begleitet selbigen dann auf seinen Streifzügen durch die Stadt. Der in bewusster Anlehnung an Thomas Manns Tod in Venedig konzipierte Roman liefert eine sehr persönliche Bestandsaufnahme Roms und seiner Bewohner. Città morta ist ein privates Stadtprotokoll, versucht die Poetik des Raumes zu begreifen, nicht nur, aber auch an touristisch überlaufenen Orten, selbst dort auf der Suche nach einer immer noch vorhandenen Intimität. Für einen Roman ungewöhnlich ist seine fließende, lyrische Form, die die Flüchtigkeit des Gesagten unterstreicht. Eine dreistimmige Elegie der Stadt als lebender, damit auch verfallender Organismus: der Körper Stadt.

"aber einmal so entschlossen, bleibt alles flüchtig
nur hie und da ein Gesicht
ein kurzer Blick
ein schmaler Geruch
ein schaler Umriss nur
der sich verfängt
wässriges Abbild aus ins unbestimmt Bläuliche gedrückten Farben
dem man nachhängt
mein Spiegelbild
(mit weit geöffneten Nüstern, während man schon weitertreibt, ganz dem fremden Fluss, einer kühleren Strömung überlassen
hinaus aufs offene Meer
[und plötzlich friert man doch ein wenig])
aber der momentan so schmerzlich empfundene Verlust wird auf Dauer trübe
und alles in ein flaches gleiches Grau
und taub"

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