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Noch einmal: der gewaltfreie Gott

Diese Verwandlung wird nun bestätigt durch das Urteil des Vaters im vierten Akt des jesuanischen Dramas. Der soteriologische Mehrwert der Auferweckung durch den Vater besteht für Schwager zuerst in der Entscheidung für den Sohn. In diesem Punkt ist sich Schwager mit der Mehrzahl der gegenwärtigen Exegeten und Systematiker einig. Diese Entscheidung für den Sohn ist aber nicht eine Entscheidung gegen seine Gegner, die sich zu Unrecht gegen diesen Sohn als Gotteslästerer gewendet haben. Schwager geht über die gängigen systematischen Deutungen der Gegenwart hinaus; er sieht im österlichen Urteil des Vaters auch eine Entscheidung »zugunsten« eben dieser Widersacher.(29) In diesem vierten Akt gelingt es Schwager zu zeigen, daß die (im ersten Akt programmatisch festgehaltene) Güte und Gewaltfreiheit Gottes selbst jene Langmut des Weinbergbesitzers (Mk 12,1­12) übertrifft, die menschlich spontan als eine Folie für die »Feindesliebe Gottes« gelten könnte. »Anders als der Herr im Gleichnis hat ... der himmlische Vater in seinem österlichen Gericht gehandelt. Selbst die Ermordung seines Sohnes hat bei ihm keine rächende Vergeltung provoziert, sondern er hat den Auferweckten mit der Botschaft Friede sei mit euch! zu jenen Jüngern zurückgesandt, die sich im kritischen Augenblick ins Lager der Gegner der Gottesherrschaft ziehen ließen.«(30) Erst dieses Handeln ermöglichte aber die Bekehrung der Täter.

Den Abschluß des Dramas bildet die Sendung des Geistes. Sie zeigt, und dies fortlaufend, das geschichtlich konkret greifbare »Wie?«des gewaltüberwindenden Handelns Gottes an: Es setzt weder bei den äußeren Machttaten noch bei jenen lügnerischen ­ aber machtvollen ­ Mechanismen der Herrscher dieser Welt an, sondern »bei der Weckung eines neuen menschlichen Handelns«(31).

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