Die Instrumentalisierung und Unterwanderung der Menschenrechte durch ultrakonservative Bewegungen

Kristina Stoeckl as Speaker at the Panel "Die Instrumentalisierung und Unterwanderung der Menschenrechte durch ultrakonservative Bewegungen", 18. September 2021.

18.09.2021, 15:15 Uhr

 

Prof. Dr. Kristina Stoeckl (Soziologin, Forschungsleiterin ERC POstSEcularConflicts, Universität Innsbruck)

Prof. Dr. Susanna Mancini (Juristin, Universität Bologna. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit Fragen des Rechts und der Religion, reproduktiven Rechten, der Partnerschaft von Feminismus und Multikulturalismus)

Prof. Dr. Paul Blokker (Soziologe, Assoziierter Professor mit dem Forschungsschwerpunkt auf Populismus und Recht in Mittel- und Osteuropa, Universität Bologna)

Moderation: Dr. Gesine Dornblueth (Journalistin)

Prof. Dr. Kristina Stoeckl ist Professorin für Soziologie an der Universität Innsbruck und derzeit Leiterin des ERC-Forschungsprojekts POstSEcularConflicts, das die transnationalen Netzwerke moralisch-konservativer Akteure und die Rolle Russlands und der russisch-orthodoxen Kirche darin untersucht. Ihre jüngsten Forschungsarbeiten tragen zu einer Bewertung der Folgen der Globalisierung der amerikanischen Kulturkriege und der jüngsten konservativen Wende in der Politik in Mittel- und Osteuropa und dem postsowjetischen Raum bei. Sie hat auch über russische Orthodoxie und Säkularismus, politische und soziale Theorien der Postsäkularität und Beziehungen zwischen Religion und Staat geschrieben. Sie studierte Literatur und Sprachen an der Universität Innsbruck (2001) und internationale Beziehungen an der Central European University (2003) und promovierte am Europäischen Hochschulinstitut Florenz (2007). Ihr demnächst erscheinendes Buch, das sie gemeinsam mit Dmitry Uzlaner verfasst hat, trägt den Titel The Moralist International. Russia in the Global Culture Wars und wird bei Fordham University Press erscheinen.

Prof. Dr. Susanna Mancini (Promotion am Europäischen Hochschulinstitut, 1995; Promotion an der Universität Bologna, 1991) hat den Lehrstuhl für vergleichendes Verfassungsrecht an der juristischen Fakultät der Universität Bologna inne und ist Vizepräsidentin der International Association of Constitutional Law. Ihr Interesse gilt der Frage, wie rassen- und geschlechtsspezifische soziale und kulturelle Konstrukte das Gleichgewicht von Macht und Privilegien in einer liberalen Gesellschaft geformt haben, sowie der Rolle des Rechts bei der Aufrechterhaltung und/oder Bekämpfung der Marginalisierung von Frauen und von rassischen, religiösen, sexuellen und sprachlichen Minderheiten. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit Fragen des Rechts und der Religion, reproduktiven Rechten, der Partnerschaft von Feminismus und Multikulturalismus, Selbstbestimmung und Sezession. Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen gehören Constitutions and Religion (Elgar, 2020), The Conscience Wars (Cambridge University Press 2018, mit Rosenfeld), Comparative Constitutional Law. Cases and Materials (mit Dorsen Rosenfeld, Sajo und Baer, West, 2016) und Constitutional Secularism in an Age of Religious Revival (Oxford University Press, 2014, mit Rosenfeld).

Prof. Dr. Paul Blokker ist Associate Professor an der Fakultät für Soziologie und Wirtschaftsrecht an der Universität Bologna in Italien. Seine Forschungsinteressen umfassen die Soziologie des Verfassungsrechts und der Menschenrechte, Verfassungsänderungen, verfassungsrechtliche und politische Vorstellungen, Bürgerbeteiligung und Populismus.
Von ihm sind unter anderem folgende Veröffentlichungen erschienen: Populism, Constituent Power and Constitutional Imagination, (2021) in: Martin Belov (Hrsg.), Populist Constitutionalism and Illiberal Democracies, Intersentia. The Constitution as a Symbol, (2021) in: Elżbieta Hałas, Nicolas Maslowski (Hrsg.), Politics of Symbolization Across Central and Eastern Europe, Peter Lang. Herausgeber: Social Imaginaries (2017)

Dr. Gesine Dornblüth ist Journalistin und war von 2012 bis 2017 Korrespondentin für den Deutschlandfunk in Moskau. Sie promovierte in slawischer Literatur und berichtet seit Anfang der 90er Jahre aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion und arbeitet schwerpunktmäßig an politischen Analysen, Reportagen und Langzeitdokumentationen. Im Jahr 2020 hat sie eine lange Reportage über den Weltkongress der Familien gemacht.

 

Part of the Conference:

"Your body is a battleground
Ultrakonservative Strategien zur Wiederherstellung einer 'natürlichen Ordnung', Zweitägiges öffentliches Forum im Frankfurter Kunstverein", 18. - 19. September 2021

 

Gerade einmal fünfzig Jahre nach der Frauenbewegung erleben wir heute, dass Errungenschaften, die wir längst für selbstverständlich gehalten hatten, unter Beschuss stehen. Weltweit sind politische Akteure auf dem Vormarsch, die eine vermeintlich „natürliche Ordnung“ wiederherstellen wollen. Frauen und LGBTQI+ sind dadurch akut bedroht. Aufgeweicht oder abgeschafft werden unter anderem das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, das Recht auf Schutz vor häuslicher Gewalt, der Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen sowie zu modernen Fortpflanzungstechnologien. Auch auf dem Arbeitsmarkt, in der Politik und der Kultur herrscht keine Geschlechtergerechtigkeit, vielerorts sinkt der Frauenanteil sogar wieder.

Verantwortlich für diesen globalen Backlash sind Ultrakonservative bzw. Rechtsextreme aus aller Welt. Akademiker*innen, religiöse Gruppierungen, Aktivist*innen, Adelige und Oligarchen schließen sich in transnationalen, also grenzüberschreitenden Allianzen zusammen. Die Politik mit Frauen und Familie dient dabei auch einem allgemeineren Zweck: Mithilfe dieser Themen bauen Ultrakonservative weltweit ihre Netzwerke und ihre Macht aus. Durch veränderte Begriffe, Sprache, Bilder, kommunikative und operative Strategien gelingt es ihnen, fundamentalistische Positionen als normal darzustellen und so im Mainstream zu verankern. Diese Verschiebung der öffentlichen Debatte nach rechts hat gravierende Auswirkungen auf demokratische, pluralistische Gesellschaften und das alltägliche Zusammenleben. Längst überholt geglaubte Wertvorstellungen wurden schleichend wieder salonfähig gemacht.

Diese Strategien und Praktiken beobachten Journalist*innen, Aktivist*innen und Forscher*innen aus aller Welt seit Jahren. Ihre Erkenntnisse und Erfahrungen sollen im Rahmen des zweitägigen Forums Your body is a battleground für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar gemacht und debattiert werden. Teilnehmen können alle Interessierten kostenlos und ohne Voranmeldung – vor Ort im Frankfurter Kunstverein oder online. Alle Panels des Forums Your body is a battleground – ultrakonservative Strategien zur Wiederherstellung einer „natürlichen Ordnung“ werden live auf dem Youtube-Kanal des Frankfurter Kunstvereins übertragen.

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