Das Bezirksmuseum auf Schloss Landeck

von Roman Spiss

Im Besitz der Stadt und betreut vom Bezirksmuseumsverein Landeck, wurde Schloss Landeck von 2005 bis 2007 umgebaut, erneuert und revitalisiert.

Die neue Dauerausstellung auf Schloss Landeck trägt den Titel „Bleiben oder gehen – Die bewegte Geschichte des Tiroler Oberlandes“. Durch die Verbindung von zwei einander ergänzenden und übergreifenden Konzepten wird versucht, etwas anderes als traditionelle Heimatmuseen zum Thema zu machen: Das Museum erzählt die Geschichte eines Raumes, in der die Bewegung ein Haupt- und Leitmotiv ist. Die Spannung zwischen Sesshaftigkeit und verschiedensten Formen von größtenteils erzwungener Mobilität ist das eigentliche Thema des Museums.

Im Museum geht es also nicht in erster Linie darum, das Bekannte und Vertraute darzustellen, vielmehr soll die „Andersartigkeit der Vergangenheit“ gezeigt werden. Bei dieser Betrachtungsweise treten interessante und vor allem viele unbekannte Facetten zutage. Außerdem zeigt die Geschichte der Heimat überraschende Parallelen mit der Gegenwart in anderen Teilen der Welt: Hunger, Armut, verschiedene Formen von Mobilität, Kinderarbeit, aber auch die Kunst, aus der Not Tugenden zu machen oder woanders ganz neu zu beginnen.

Im Prolograum befindet sich ein „Drahndl“, eine alte Vorrichtung für ein einfaches Glücksspiel, bei dem der Zeiger gedreht werden kann, in der Hoffnung auf Glück im Spiel und im Leben.

Im Anschluss erfolgt eine Auseinandersetzung mit „Gott und der Welt“. Viele lieb gewordenen Kleinigkeiten begleiteten den religiösen Menschen durch das Kirchenjahr. Das ganze Leben war durchdrungen vom Glauben, von der Hoffnung auf Wunder, von der Magie in alten Bräuchen, von denen die Exponate im Raum erzählen.

Auf der Burg, Sitz des Richters und Pflegers, wurde auch über Leben und Tod entschieden. Frauen hatten es schwer in der „unheimlichen Heimat“, wo Verleumdung und Hass sie als Hexen brandmarken konnten. Ein Apothekerschrank, Kräuterbüschel und die Geschichte über die peinliche und gütige Befragung lassen den Besucher an dieser „dunklen Zeit“ teilhaben.

Der nächste Raum ist der „Verteidigung der Heimat“ gewidmet. Es erfolgt eine Auseinandersetzung mit den Tiroler Schützen, dem Spanischen Erbfolgekrieg und dem Kampf gegen Napoleon.

Anschließend wird die Realteilung und deren Auswirkungen thematisiert. Wenn vom Hof nur mehr der Karren übrig blieb und die Straße zur Heimat wurde, war man ein „Fahrender“. Das Schicksal der Jenischen wird von Betroffenen selbst erzählt.

Die Kinderarbeiter, besser bekannt als „Schwabenkinder“, werden über den Arlberg zu den Kindermärkten in Süddeutschland begleitet. Viele Oberländer Familien mussten ihre 6-14 Jahre alten Kinder für acht Monate in die Ferne schicken, um weniger Esser am Tisch zu haben.

Wanderbeiter aus dem Tiroler Oberland waren sehr geschickte Maurer und Zimmerleute, die in ganz Mitteleuropa beim Bau von Residenzen, Kirchen und Klöstern Arbeit fanden. Diese Tradition hat mit Jakob Prandtauer aus Stanz den größten österreichischen Barockbaumeister hervorgebracht.

Hunderte Oberländer glaubten vor 150 Jahren den Versprechungen des Freiherrn Damian von Schütz-Holzhausen, der ihnen von einem Paradies im Urwald erzählte. Sie hatten nichts zu verlieren, hofften aber, alles zu gewinnen. Umso größer war dann die Enttäuschung, als sie mit der bitteren Realität in und um Pozuzo konfrontiert wurden.

Der Rundgang durch das Museum wird mit einem Blick auf die „Industrie in den Bergen“ abgeschlossen. Der Bau der Arlbergbahn führte zur Ansiedlung von Industriebetrieben und zum Zuzug hunderter Arbeitskräfte vor allem aus dem Trentino. Zudem wurden die Grundlagen für den Tourismus geschaffen – das Blatt hatte sich gewendet.

Jenes Blatt, das im Museum ein durchlaufendes Nebenthema darstellt: Schloss Landeck besitzt insgesamt neun Spielkarten aus dem 15. Jahrhundert, die zu den ältesten erhalten gebliebenen des deutschsprachigen Raumes zählen.

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