Sollte E-Mobilität (in Österreich) tatsächlich, in Hinblick auf den Umweltschutz, gefördert werden?

In den letzten Jahren kam es vermehrt zu Initiativen und Förderungen, welche die Verbreitung von Elektrofahrzeugen vorantreiben sollten (Bundesministerium, 2014), wir stellten uns deshalb die Frage: Sollte E-Mobilität (in Österreich) tatsächlich, in Hinblick auf den Umweltschutz, gefördert werden?

Wintersemester 2021/22: Verena Reiterer und Daniel Klammer

Dazu möchten wir anfänglich die aktuellen Initiativen betrachten und uns danach der Frage widmen wie umweltfreundlich Elektrofahrzeuge tatsächlich sind, anhand dieser Gesichtspunkte möchten wir unsere Forschungsfrage evaluieren und feststellen, ob solche Initiativen verhältnismäßig sind oder ob mehr Bemühungen in andere Bereiche des Umweltschutzes gesteckt werden sollten.

Förderungsmaßnahmen in Österreich
So gibt es in Österreich ein, vom Verkehrsministerium (bmvit), Umweltministerium (BMLFUW) und von den Automobilimporteuren, geschnürtes Maßnahmenpaket, welches 72 Millionen Euro umfasst. (Bundesministerium, 2017a) Darunter fallen diverse Anreize wie Förderungen bei der Anschaffung von elektrobetriebenen Fahrzeugen/Motorrädern oder einer Ladestation, sowie der staatliche Ausbau der E-Ladeinfrastruktur, wobei hier beispielsweise eine Förderung für Elektrofahrräder fehlt (Bundesministerium, 2017b). Eine komplette Neuheit sind dabei die E-Nummerntafeln, welche für Elektrofahrzeuge, die spezielle Voraussetzungen erfüllen, ausgestellt werden (Österreich.gv, 2021). Das Anfordern einer solchen E-Nummerntafeln ist freiwillig, jedoch kommen damit gewisse Vorteile, wie Befreiungen von Parkgebühren auf kommunaler Ebene, touristische Vergünstigungen und sogar spezielle Zufahrtsrechte (Bundesministerium, 2017c). Offen bleibt ebenfalls die Frage wie die Effekte dieser E-Nummerntafel in Hinblick auf Color Priming oder des Warm Glow Effektes sind, jedoch könnte auch dies ein Anreiz für eine solche Anschaffung bieten.

E-Autos: Sind sie wirklich so umweltfreundlich, wie sie scheinen?
Immer wieder kommt der Hintergrundgedanke, auch trotz massiver staatlicher Förderungen, ob Elektroautos tatsächlich so umweltfreundlich sind, wie sie scheinen. Das Problem liegt darin, dass sich die aktuelle EU-Politik auf die lokalen, direkten Emissionen beschränkt, was zur Folge hat, dass ein Elektroauto als emissionsfrei betrachtet wird. Allerdings muss diese Sichtweise auf den gesamten Lebenszyklus beziehungsweise Produktionsprozess der elektrischen Fahrzeuge ausgeweitet werden (Martin & Treiber, 2014). Ein Problem ist, dass je mehr Elektroautos produziert werden, desto höher der Rohstoffbedarf und die damit zusammenhängenden Umweltbelastungen. Für die Herstellung der E-Motoren benötigt es nämlich wichtige Metalle, wie Lithium oder die sogenannten Seltenen Erden, deren Förderung mit extremen Umweltbelastungen verbunden ist. Die meisten Vorkommen dieser Erde, befinden sich allerdings im Süden. Was zur Folge hat, dass der umweltbelastende Teil der Produktionskette, wie enormer Wasserverbrauch oder Freisetzung von giftigen Stoffen, in den globalen Süden, wie nach Chile, Bolivien, Argentinien oder China, ausgelagert wird (Brunnengräber & Haas, 2017). So ein Verhalten beschreibt eine Externalisierungsgesellschaft, bei der ein Teil der Bevölkerung, in dem Fall wir, auf Kosten der anderen lebt (Lessenich , 2016). Während unsere Gesellschaft hier „saubere“ Städte und Innovation will, müssen andere Länder mit den Folgen des Rohstoffabbaus leben. „Sauber“, bewusst in Anführungszeichen gesetzt, da E-Autos nur zur Verbesserung der Luftqualität und zur Verringerung des CO2-Ausstoßes beitragen können, wenn der Strom aus der Steckdose aus erneuerbaren Energien kommt und nicht vom Kohlekraftwerk nebenan. (Brunnengräber & Haas, 2017). Man könnte hier argumentieren, dass die Stromerzeugung in Österreich überwiegend aus erneuerbaren Energien stammt (Bundesministerium Österreich, 2020), die Unterschiede zwischen den Ländern im europäischen Raum, sind allerdings groß. Während z.B. in Norwegen der Großteil des Stroms CO2-frei gewonnen wird, sieht es beispielsweise in Polen wieder ganz anders aus. Bei einem Vergleich zum CO2-Ausstoß, zwischen einem Tesla Model 3 und einem Mercedes C 220 d, mit dem Strommix Deutschlands aus dem Jahr 2018 und unter Berücksichtigung des Energieaufwandes bei der Batterieherstellung, kommt der Tesla nur im besten Fall auf einen vergleichbaren Wert wie der Mercedes, sonst hat das Elektroauto sogar einen höheren Kohlendioxid-Ausstoß (Buchal, Karl, & Sinn, 2019).

Abschließende Worte
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es aufgrund der massiven Umweltverschmutzung eine umfassende Mobilitätswende geben muss (Brunnengräber & Haas, 2017). Elektro-Autos könnten dabei eine wichtige Rolle spielen, allerdings nur im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen, denn E-Fahrzeuge allein führen zu keiner ausreichenden Emissionsreduktion. Kollektive Nutzung, ist hier also das Stichwort (Weert, 2015). Zudem können sie auch nicht die alltäglichen Probleme, wie überfüllte Straßen und Staus verbessern. Somit benötigt es zukünftig eine grundlegende Verkehrswende, mit dem Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, Car-Sharing und nur mehr wenig Eigentum-Besitz von Autos (Brunnengräber & Haas, 2017). Auch alternative Antriebsmittel zu Batterien, wie Methan und Wasserstoff, was möglicherweise die umweltfreundlicheren Alternativen zu der Batterie sind (Buchal, Karl, & Sinn, 2019), wird man vermutlich andenken müssen. Dazu muss sich aber auch die Einstellung der Gesellschaft verändern, vor allem wird es hier einen Sinneswandel benötigen, der das Auto als Statussymbol aus der Welt schafft (Brunnengräber & Haas, 2017). Wir müssen also unseren Status-quo beiseiteschaffen und für eine Zukunft, mit neuen Möglichkeiten offen sein.

Literaturverzeichnis

Brunnengräber, A., & Haas, T. (2017). Die falschen Verheißungen der E-Mobilität. Blätter für deutsche und internationale Politik(6), S. 21-24. Von http://www.umwelt-klima-rheinmain.net/downloads/2017/2017-06_Blaetter_E-Mobilitaet.pdf abgerufen

Buchal, C., Karl, H.-D., & Sinn, H.-W. (2019). Kohlemotoren, Windmotoren und Dieselmotoren: Was zeigt die CO2-Bilanz? ifo Schnelldienst(72), S. 40-54. Von https://www.econstor.eu/bitstream/10419/198746/1/ifosd-v72-y2019-i08-p40-54.pdf abgerufen

Bundesministerium Österreich. (2020). Energie in Österreich: Zahlen, Daten, Fakten. Österreichisches Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.

Bundesministerium Österreich. (2017a). E-Mobilität: Was Sie wissen sollten. Österreichisches Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. von https://infothek.bmk.gv.at/e-mobilitaet-was-sie-wissen-sollten-faktencheck/ abgerufen

Bundesministerium Österreich. (2017b). FAQ: E-Mobilität – Wie komme ich zur Förderung? Österreichisches Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. von https://infothek.bmk.gv.at/faq-e-mobilitaet-wie-komme-ich-zur-foerderung/ abgerufen

Bundesministerium Österreich. (2017c) Wer hat Anspruch auf die grüne Nummerntafel? Österreichisches Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. von https://infothek.bmk.gv.at/faq-wer-hat-anspruch-auf-die-gruene-nummerntafel/ abgerufen

Bundesministerium Österreich. (2014). Umsetzungsplan Elektromobilität in und aus Österreich, Zusammenfassung zum Stand der Umsetzung. Österreichisches Bundesministerium für Land- und Fortwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Verkehr, Innovation und Technologie, Wirtschaft, Familie und Jugend.

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Lessenich , S. (2016). Weil wir es uns leisten können - Wie und warum wir über die Verhältnisse anderer leben. Blätter für deutsche und internationale Politik(11), S. 91-102.

Martin , D., & Treiber, M. (2014). Sind Elektroautos wirklich umweltfreundlich? 24. Verkehrswissenschaftliche Tage 2014. Von https://mtreiber.de/publications/langfassungFinal.pdf abgerufen

Österreich GV. (10.02.2021). E-Nummerntafeln. Österreich.gv. von https://www.oesterreich.gv.at/themen/freizeit_und_strassenverkehr/kfz/5/Seite.061432.html abgerufen

Weert, C. (2015). Zukunft der Mobilität: An der Dekarbonisierung kommt niemand vorbei. Politik und Zeitgeschichte(65), S. 19-25. Von https://www.econstor.eu/handle/10419/231996 abgerufen

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