Projekte und Forschung

Projektnummer: 03/01

Teilprojekt 3
Beginn 2002

Projektleiter/MitarbeiterInnen:
Tomedi/Nicolussi Castellan/Gruber/Lang/Marchhart/Marzatico/Neuner/Putzer/Schönfelder

Finanzierung: Verein ArchaeoTirol


 Aktivitäten und Arbeitsstand:
1. Grabungskampagne im Frühjahr 2002; weit fortgeschrittene Restaurierungsarbeiten.

Ampass-Widenfeld
Ein späthallstatt- bis spätlatènezeitliches Deposit am Demlfeld in Ampass

Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden sämtliche Fundstellen im Bereich Ampass und Umgebung katalogmäßig erfasst. Neben Surveys und geophysikalischen Prospektionen erfolgten stets sorgfältige Beobachtungen des Geländes. Nach längerem Brachliegen wurde heuer im April ein Acker gepflügt, der schon länger als „verdächtiger Platz“ geführt wurde. Reinhold Lachberger entdeckte im frisch gepflügten Erdreich Konzentrationen von verbrannten Knochen – ein deutlicher Hinweis für einen prähistorischen Bestattungs- oder Opferplatz.
Die darauf eingeleitete erste Untersuchung gemeinsam mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck erbrachte erstaunliche und zugleich hervorragend erhaltene Funde aus Bronze: Fibeln, darunter auch ein versilbertes Exemplar, Halsreife, reich verzierte Gürtel und den Beschlag der Nabe eines großen, vermutlich vierrädrigen Wagens. Das alles fand sich nur wenige Zentimeter unterhalb der Pflugtiefe. Daher war höchste Eile geboten, um die noch zu erwartenden prächtigen Fundobjekte vor der völligen Zerstörung zu bewahren.
Dank des besonderen Entgegenkommens des Grundeigentümers, des Demlbauern Herrn Manfred Peer, der trotz Ernteeinbußen auf eine Pacht verzichtete und die Grabungen tatkräftig und finanziell unterstützte, konnten dann folgend im Auftrag des Bundesdenkmalamtes großflächige Grabungen eingeleitet werden. Studenten und Forscher des Urgeschichte-Institutes sowie Vereinsmitglieder begannen ihre spannende Arbeit, die ArchaeoTirol aufgrund großzügiger Unterstützung von Förderern und Sponsoren finanzieren konnte. Die Infrastruktur stellte wie immer ArchaeoTirol aus seinem Fundus: Einen Baucontainer ausgestattet mit einem leistungsfähigen PC für die Bilddokumentation, einem Bauwagen, dem maßgeschneiderten Grabungszelt sowie einem elektrischen Rüttelsieb – dem legendären Archaeomat.

Plan Demlfeld


Die meisten Funde (Blechgürtel, stilisiertes Frauenfigürchen [sog. potnia theron], tordierte Bronzehalsreif, Mandolinenfibeln, Sanzenofibel, Nabenbeschlag, Fibel Typ Almgren 65; Bronze- und Eisenblechgefäß) gehören in die Kategorie Prestigegüter, die ausschließlich aus dem Besitz einer sozial bedeutungsvollen Bevölkerungsschicht stammten. Soweit die Stücke geschlechtsspezifisch bestimmbar sind, gehören sie in das weibliche Ambiente. Sie fanden sich innerhalb einer etwa bogenförmigen Steinsetzung aus mehreren säuberlich gesetzten Substruktionen. Zwei Gefäße aus Bronzeblech wurden im Gipskorsett geborgen, um sie unversehrt dem Erdreich zu entnehmen. Besonders erwähnenswert ist zudem ein Anhänger aus Bronzeblech in Form einer stilisierten Frau, deren Arme in Pferdeköpfen enden. Derartige Stücke waren bislang nur südlich des Alpenhauptkammes und ausschließlich von Opferplätzen bekannt. Ein weiteres Indiz für den Charakter als Weihegaben ist die relativ lange Zeitspanne, aus der die Objekte stammen: Sie erstreckt sich vom 5. Jahrhundert vor Christi Geburt bis etwa an die Zeitenwende. Der feine Dekor der meisten Stücke sowie die technisch ausgefeilte Machart belegen eindrucksvoll das handwerkliche Geschick und damit das hohe kulturelle Niveau der urzeitlichen Bevölkerung Tirols – der Raeter.


Publikationen:

S. Gruber, R. Lachberger, A. Lang, H. Marchart, F. Marzatico, M. Neuner, S. Nicolussi Castellan, A. Putzer, M. Schönfelder, G. Tomedi, Ein eisenzeitliches Deposit am Demlfeld in Ampass. In: ArchaeoTirol Kleine Schriften 4 (Wattens 2002) 139-183

Nach oben scrollen