Martyrium als religiös-politische Herausforderung
Ein interdisziplinäres Symposion zum Gedenkjahr 2009

(zugleich: 3. Friedensforum Stams, Telfs, Mösern)

8.-11. Oktober 2009 in Stams, Telfs, Mösern

Veranstalter/Kooperationspartner –– Projektbeschreibung–– Programm


Veranstalter/Kooperationspartner


Projektbeschreibung

Probst Manifesti, der Andreas Hofer zur Hinrichtung begleitete, sprach erstmals davon, dass der Sandwirt „wie ein unerschrockener Märtyrer" starb. Das Opfer, die Souveränität des Sterbens Hofers ebenso wie die Ungerechtigkeit seiner Hinrichtung wurden damit in traditionell-christlicher Weise beschrieben. Ein Mythos war geboren, der bald nicht nur die Person Andreas Hofers, sondern auch das Land Tirol in dieser Rolle sah. Die Tiroler Geschichte hat seitdem ein Interpretationsmuster: nämlich die Passion Christi, die bis zur Dornenkrone für das Land ikonographisch lebendig blieb.

Das Martyrium war schon immer und bleibt bis heute ein "ambivalentes Glaubenszeugnis"; - und dies sowohl im Judentum und Christentum als auch im Islam. Zwischen dem aus der Kraft Gottes gewaltfrei erlittenen Tod und der Gewalt, die im Namen Gottes ausgeübt wird, liegt zwar ein großer Unterschied, im konkreten Leben ist es oft aber ein schmaler Grat, der die beiden Haltungen voneinander trennt. Gerade in der Gegenwart bedeutet die Auseinandersetzung um den Unterschied zwischen "Märtyrern" und fanatisierten Selbstmordattentätern, die durch ihren eigenen Tod andere Menschen in den Tod mitreißen, wie es sich im Fanal vom 11. September 2001 in unsere Gedächtnis eingeprägt hat, eine religionspolitische Herausforderung ersten Ranges. Die Erwartung, dass man die Gefahr des gewaltbereiten religiösen Fundamentalismus allein durch radikale Zurückdrängung der Religion aus dem öffentlichen Leben bekämpfen kann, entpuppt sich immer mehr auch deshalb als gefährliche Illusion, weil das religiöse Ideal des Märtyrers seiner säkularen Form des Heroismus und Heldentums nahesteht. Die integrative Rolle der Religion im gesellschaftlichen Leben ist heute neu gefragt. Gerade in diesem Zusammenhang ist aber die Erinnerung an die "echten Märtyrer" von enormer Bedeutung für den gesellschaftlichen Frieden. Deshalb sind sowohl die religiösen als auch die säkularen Traditionen nach ihren Kriterien für eine Unterscheidung der Geister in diesem komplexen Feld zu befragen. Der Forschungsschwerpunkt RGKW arbeitet und publiziert im Rahmen der Forschungsplattform WRG zu diesen Themen schon seit vielen Jahren mit weltweiter Resonanz.

Das Symposion setzt drei Schwerpunkte: 1. Erinnern: Formen des Martyriums und der Minderheitensituation in Tirol (v.a. Reformationszeit; 1809 und 20. Jahrhundert); 2. Systematische Zugänge zum Phänomen „Martyrium" aus verschiedener Sicht (disziplinär, weltanschaulich, religiös); 3: Zeugnis der Religionen für die Gestaltung dieses Landes heute.

Die Kooperation zwischen der Katholisch-Theologischen Fakultät, der Kirchlich-pädagogischen Hochschule - Edith Stein, der Diözese Innsbruck und dem Friedensforum Stams (mit ihrem interreligiösen Charakter) sichert die Verflechtung der theoretischen Zugänge zum Thema mit praktisch, politisch und spirituell ausgerichteten Fragestellungen. Eines der ausdrücklichen Ziele des Symposions besteht in der Belebung der öffentlichen religionspolitischen Debatte über die integrative Rolle von religiösen Glaubensmustern.

Veranstaltungsort: Stams, Telfs, Mösern

Zeit: 8.-10. Oktober 2009 mit religiös-spirituellem Anschlussprogramm am 11. Oktober

Programm

Donnerstag, 8. Oktober 2008

Grußworte des LH des Landes Tirol, Günther Platter

Grußworte des Rektors der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Herr Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle

Einführung durch Dekan Univ.-Prof. Dr. Józef Niewiadomski

ERÖFFNUNGSVORTRAG 19.00 Uhr (in Telfs):

Prof. Hans Maier (München): „Martyrium als religiös-politische Herausforderung"

Freitag, 9. Oktober 2008

Erinnern: Historische Perspektiven

9.00 – 10.30 Uhr: Plenum (Telfs, Großer Rathaussaal)

Univ.-Prof. Dr. Brigitte Mazohl: Das Jahr 1809 (historische Perspektiven)

10.30-11.00 Uhr: Pause

11.00 Uhr – 12.30 Uhr: Plenum (Telfs, Großer Rathaussaal)

2 Koreferate: Martyrium und protestantische Minderheit in Tirol in der Geschichte

Dr. Astrid von Schlachta: "'Die Sach, darumb man leydet, machet einen Märtyrer'. Täuferische Identität und Märtyrertum in der Frühen Neuzeit" (v.a. Hutterer).

Univ.-Prof. Dr. Roman Siebenrock: Wer ist ein Märtyrer. Eine christliche Kriteriologie des Martyriums.

Nachmittag: 14.30-18.00 Uhr (14.30-16.00 und 16.30-18.00)

Workshops und Referate (kleinere Gruppen): in Stams (KPH)

Details: siehe eigene Aufstellung zu den Workshops

Abendprogramm: Film „RAFFL" (Regie: Christian Berger, Ö 1984, 95 Min.)

35mm Vorführung mit anschließendem Regisseurs- oder Podiumsgespräch

 

Samstag, 10. Oktober 2008

Systematisch-theologische Perspektiven: Das Martyrium in den monotheistischen Traditionen

9.00 – 10.30 Uhr

Bischof Dr.Manfred Scheuer: Die Tiroler Märtyrer

Univ.-Prof. Dr. S. Moser-Ernst: Die Zeugen Jehovas in der Zeit des Nationalsozialismus

10.30-11.00 Uhr: Pause

11.00 – 12. 30

Das Martyrium im Judentum und Islam: Tradition und Gegenwart

Referenten:

Univ.-Prof. Dr. Johann Maier: Das Martyrium im Judentum

Dr. Hamideh Mohaghegi: Das Marytrium in der schiitischen Tradition

Nachmittag: 14.30-16.00 Uhr

Workshops und Referate (kleinere Gruppen): in Stams (KPH)

Details: siehe eigene Aufstellung zu den Workshops

17.00 Uhr in Telfs:

Podiumsgespräch: Zeugnis heute – wofür treten wir ein?

Leitung: Rektorin Dr. Regina Brandl

Bischof Dr. Manfred Scheuer: Katholische Kirche

Superintendentin Dr. Luise Müller: Evangelische Kirche

Dekan der Theologischen Fakultät Univ.-Prof. Dr. Józef Niewiadomskis

Angefragt als Vertreter des kulturellen Bereichs: Felix Mitterer [ansonsten I. Heis anzufragen]

Abendprogramm:

Empfang der Marktgemeinde Telfs ab 20.00 Uhr

 

Sonntag, den 11. Oktober 2009

Vormittags: Gottesdienst in Stams: mit Bischof Dr. Manfred Scheuer

Nachmittags: Friedensglocke Wanderweg (ab 14.00 Uhr?)

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