Studium und Lehre

Monika Datterl

Die Kleinfunde aus einem Fehlboden des Anwesens Willeit, Gemeinde Enneberg, Gadertal/Ladinien. Ein Beitrag zur Archäologie „oberhalb der Grasnarbe“ in Südtirol

Ungedruckte Bakkalaureatsarbeit (Innsbruck 2006)

 

Immer wieder kommen bei Umbauarbeiten in alten Häusern Hinterlassenschaften ihrer ehemaligen Bewohner zu Tage. Nur selten wird deren wissenschaftliche Bedeutung erkannt und die Funde der Forschung zur Verfügung gestellt. Ein solcher glücklicher Fall trat im Frühjahr 2004 im Wohnhaus der Familie Willeit in Enneberg im Südtiroler Gadertal ein, wo die Unterfüllung des Blindbodens der Stube geborgen wurde.

Die ältesten Objekte, die Ofenkacheln, datieren ins späte 12. bzw. ins 14. Jahrhundert. Es ist anzunehmen, dass im Rahmen der Umbauarbeiten, die zum Einzug des Blindbodens führten, ein bereits sehr alter Ofen abgetragen wurde und dessen Kacheln in die Verfüllung gelangten. Die weiteren Funde setzen mit dem 15. und 16. Jahrhundert ein, aus dieser Zeit ist uns die Teilung des Hofes überliefert, womit eine Neugestaltung der Stube einhergegangen sein könnte. Wie bei Fundkomplexen aus Blindböden üblich, finden sich auch wesentlich jüngere Gegenstände: Tabakpfeifen treten erst ab dem Ende des 17. bzw. 18. Jahrhunderts auf, und ein Körner und eine Feile könnten gar erst aus dem vorigen Jahrhundert stammen.

Die Fundstücke aus Enneberg geben uns auch Aufschluss über die Kost der Bewohner, insbesondere was den Verzehr von Fleisch betrifft: Es kamen vorzugsweise Schaf, Ziege und Schwein auf den Tisch, nur 16 % des Knochenmaterials stammten von Rindern. Auch der Genuss von Früchten lässt sich nachweisen, sowohl solche von Wild- (Hasel, Kirsche, Zirbe) als auch von Kulturpflanzen (Kirsche, Pflaume, Walnuss) wurden konsumiert.

Die wenigen keramischen Geschirrreste lassen vor allem auf hölzernen Hausrat schließen, der, sobald unbrauchbar geworden, als Brennholz entsorgt wurde. Anzeichen handwerklicher Tätigkeiten der Bewohner gibt es im Bezug auf die Reparatur von Schuhwerk und kleinere Schnitzarbeiten.

Die Gesamtheit der Ergebnisse weist in ein bäuerliches Umfeld, geprägt von Viehzucht und hochgradiger Selbstversorgung. Nur wenige Objekte, wie die Gegenstände aus Buntmetall oder Glas, mussten von Auswärts zugekauft werden. Bargeld war knapp und ist nur durch eine einzige Münze von geringem Wert belegt ist.

 

Rosenkranz
Rosenkranz

             

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