Forschung und Projekte

Das Grab des Oswald von Schrofenstein? Beigaben  und Befundkontext der Bestattung 47, Pfarrkirche Landeck

Auftraggeber: Pfarre Landeck, Mag. Martin Komarek
Koordination: Arch. Dipl. Ing. F. Falch, Landeck; Mag. Johannes Pöll (BDA Tirol)
Archäologische Grabung: Talpa GnbR
Zuständige Universität Innsbruck: Mag. Dr. Ulrike Töchterle, Ass.-Prof. Mag. Dr. Barbara Hausmair, Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler
Projektlaufzeit: seit 2013 laufend

Im Zuge der archäologischen Ausgrabungen (2012-2013) in der Landecker Stadtpfarrkirche
Mariä Himmelfahrt wurde in der Mittelachse des südlichen Seitenschiffes ein spätmittelalterliches Erdgrab (Bestattung 47) aufgedeckt. Die bemerkenswerten Grabbeigaben des männlichen Individuums fortgeschrittenen Alter sowie die in der Pfarrkirche noch erhaltenen Grab- und Wappensteine und der Totenschild des Oswald von Schrofenstein werfen die Frage auf, ob es sich bei dem Toten um den historisch bekannten Ritter handelt. Der im Tiroler Oberland wohl bekannteste Adelige dieser Zeit und treibende Kraft hinter der Errichtung des spätgotischen Kirchenumbaus in Landeck verstarb im Jahre 1497 im Alter von 63 Jahren. Der Tote in Grab 47 war mit einem Schwert (Typ Oakshott XVIIIb), Sporen und einem Betkranz aus Holzringen und Hohlperlen bestattet.
Umfangreiche archäometrische Untersuchungen (Materialanalysen, forensische und osteoarchäologische Untersuchungen) und die 2017 am Institut für Archäologien der Universität Innsbruck abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten der Grabbeigaben brachten außergewöhnliche Ergebnisse für die weitere wissenschaftliche Auswertung des Befundes ans Tageslicht. In einem nächsten Schritt soll durch eine historisch-archäologische Synthese der archäologischen, archäometrischen, humananthropologischen und historischen Befunde und Quellen die Identität des Individuums 47 diskutiert werden.

 

Skelett Pfarrkirche Landeck
Landeck, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Grab 47/2013. Stabilisierung und Bergung des Schwertes (Foto: U. Töchterle/Inst. für Archäologien/Univ. IBK).

Kooperationspartner Archäometrie:

  • Peter Fiechtner, Radiologie, Universitätsklinik Innsbruck: Röntgenuntersuchungen
  • Andreas Heiss, Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS): Holzartenbestimmung Schwerthilze und Betkranz
  • Martina Tribus/Peter Tropper, Inst. f. Mineralogie und Petrographie, UIBK: Rasterelektronenmikroskopie Textilreste vom Brustbereich, Insektenreste, Heftumwicklung und Textilfasern
  • Joachim Lutz, Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie Mannheim: Untersuchung der Kupferlegierung von Sporen, Schwertknauf und Parierstange (EDRFA, NAA, ICP-MS)
  • Wolfgang Waitzbauer, Biozentrum, Universität Wien: Forenische Entomologie, Untersuchung der Insektenreste am Leichnam
  • Kristin v. Heyking, AnthroArch GbR, Grafrath: Humananthropologische Befundung des Skeletts

 Historisch-archäologische Auswertung (laufend):

  • Johannes Pöll, Bundesdenkmalamt: Die Ausgrabungen in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landeck
  • Ulrike Töchterle, IfA/UIBK: Die Restaurierung der Beigaben, REM Untersuchungen (gem. mit M. Tribus)
  • Florian Messner, IfA/UIBK: Das Schwert (Teil der Dissertation)
  • Nicole Obinger, IfA/UIBK: Die Sporen (Bachelorarbeit)
  • Andreas Spornberger, IfA/UIBK: Der Betkranz (Bachelorarbeit)
  • Sophie Rotmund, IfA/UIBK: Das Hochgrab und die Bestattung (Bachelorarbeit)
  • Barbara Hausmair, IfA/UIBK: Historisch-archäologische Synthese

Literatur

  • T. Senfter, Archäologische Grabungen in der Pfarrkirche Landeck – Endbericht. Fundberichte aus Österreich 52, 2013, D4220–D4386.
  • J. Pöll, Frühchristliche Kirche, frühmittelalterliche Gräber und ein spätmittelalterliches Adeligengrab. In: Kath. Stadtpfarramt (Hrsg.), Festschrift zum 1.500-Jahr-Jubiläum der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landeck (Salzburg 2016) 11–24.
  • F. Messner & U. Töchterle, The highest art of smithery. Research on a Tyrolean Sword. In: L. Deutscher, M. Kaiser & Sixt Wetzler (eds.), The Sword: Form and Thought. Proceedings of the second Sword Conference 19/20 November 2015 Deutsches Klingenmuseum Solingen. Armour and Weapons 9 (Woodbridge 2019), 102-116.
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