Projekte
Laufzeit:
1.10.2025 – 30.09.2028
Finanzierung:
FWF – Der Wissenschaftsfonds
(PIN2805024)
Projektleiter: Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Trebsche
Projektpartner*innen (Pricipal Investigators):
Dr. Ernst Örni Akeret (Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie, Universität Basel)
Dr. Niels Bleicher (Unterwasserarchäologie/Dendroarchäologie, Amt für Städtebau, Stadt Zürich)
Prof. Dr. Laura Epp (Institut für Biologie, Universität Konstanz)
Dr. Anja Furtwängler (Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie, Universität Basel, Universität Basel)
Dr. Rouven Turck (Institut für Archäologie, Universität Zürich)
Seeufersiedlungen entschlüsseln
Die als Pfahlbauten bekannten prähistorischen Seeufersiedlungen der Jungstein- und Bronzezeit sind berühmt für ihre organischen Funde wie zum Beispiel Pflanzenreste oder Holzgeräte. Ihre Erhaltung war die Basis für revolutionäre Studien zur prähistorischen Wirtschaft und Umwelt. Aber die bisherigen Methoden hatten Grenzen – ebenso wie überkommene Denkmodelle. Wir versuchen einen systematischen Neustart.
Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts
Die naturwissenschaftliche Untersuchung der Pfahlbauten hat viele Details der prähistorischen Wirtschaft und der Mensch-Umwelt-Beziehungen zutage gefördert. Doch wirklich verstanden sind sie noch nicht. Sind alle Pfahlbauten autarke Dörfer gewesen? Waren sie tatsächlich ganzjährig besiedelt? Woran würden wir erkennen, wenn Menschen nur saisonal anwesend waren? Möglicherweise waren unsere Konzepte von Wirtschaft und Besiedlung bislang zu einfach. Diese Vorstellungen müssen nun überprüft werden. Unsere Methoden haben zudem noch blinde Flecken. Manche Kulturpflanzen und einige Fischarten hinterlassen nur schlecht bestimmbare Reste. Ihre Bedeutung für die Wirtschaft wird daher vermutlich unterschätzt. Eine methodische Ergänzung können paläogenetische Untersuchungen direkt an den Sedimenten bieten. Noch nie wurde geprüft, welches Potential sie für die Untersuchung der Pfahlbauten bieten.
In diesem Projekt sollen die Grundlagen für die Anwendung der Paläogenetik auf Sedimente in der Pfahlbauarchäologie gelegt werden – mit einem besonderen Fokus auf die gegenseitige interdisziplinäre Überprüfung und Ergänzung durch die etablierte Bioarchäologie. Daneben sollen Fragen zur Saisonalität und zur Mobilität von Mensch und Haustier mit Isotopenstudien geklärt werden. Schließlich gehen wir mit lokalen Pollenanalysen und paläogenetischen Analysen der Frage nach, wie sich die Kulturlandschaft und das Seeökosystem unter dem anhand der anderen Disziplinen definierten menschlichen Nutzungsdruck entwickelt hat.
Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext
Neue Technologien sind für ein Fach immer ein Anlass, die eigenen Methoden und Axiome infrage zu stellen, zu verbessern und sich neu zu aufzustellen. Das gilt für die universitäre Archäologie genauso wie für die denkmalpflegerische Anwendung. Dieses Projekt soll neben dem akademischen Fortschritt auch der Entwicklung einer minimalinvasiven und wirtschaftlichen Denkmalpflege der 2030er Jahre dienen und wird daher auch von den Kantonen Zürich und Schwyz unterstützt.