Projekte

Laufzeit:
1.10.2025 – 30.09.2028
 

Finanzierung:
FWF – Der Wissenschaftsfonds
(PIN1255324)

Projektleiter: Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Trebsche

Projektpartner*innen (Pricipal Investigators): 
Mgr. Lydie Dudová Ph.D.
(Institut für Botanik, Tschechische Akademie der Wissenschaften, Brno, CZ)
doc. Mgr. Petra Goláňová ph.D.
(Abteilung für Archäologie und Museologie, Masaryk-Universität Brno, CZ)
Doc. Mgr. Mária Hajnalová, PhD.
(Abteilung für Archäologie und Museologie, Masaryk-Universität Brno, CZ)
PD Mag. Dr. Andreas G. Heiss
(Österreichisches Archäologisches Institut, ÖAW) 

Kelten, Getreide und Zentralisierung

Unter den Siedlungen der späten Eisenzeit sind vor allem die Oppida berühmt, die ab ungefähr 150 v. Chr. in Mitteleuropa entstanden. Sie spielten als Befestigungsanlagen, als Handwerks- und Handelsplätze sowie als Stammeszentren eine wichtige Rolle. Schon lange vor der Gründung der ersten Oppida fand jedoch eine mindestens genauso bedeutende Umwälzung im Siedlungsgefüge statt. Gemeint ist die Entstehung der großen Flachlandsiedlungen im 3. Jahrhundert v. Chr., in denen die ersten Heiligtümer und Münzstätten in der La-Tène-Kultur erblühten. Sie entstanden oft wie aus dem Nichts, auf der „grünen Wiese“, inmitten fruchtbarer Ackerböden. Eine Kernregion dieser Entwicklung ist der „Bernsteinkorridor“ zwischen Schlesien, Mähren und Niederösterreich.

Die meisten Archäolog:innen nehmen an, dass ein Aufschwung von Produktion und Handel die Hauptfaktoren für die Entstehung dieser Agglomerationen oder Zentralsiedlungen waren. In unserem Projekt wollen wir das Phänomen jedoch aus dem Blickwinkel der Landwirtschaft und Landnutzung betrachten. Könnten Verbesserungen in der Landwirtschaft, begleitet von mehr Überschussproduktion, nicht nur eine Auswirkung, sondern sogar die Ursache für die Entstehung der bevölkerungsreichen Siedlungen gewesen sein? Immerhin war die späte Eisenzeit eine überwiegend agrarisch ausgerichtete Gesellschaft, und ohne Überschüsse ist keine weitere Spezialisierung im Handwerk denkbar.

Da die eisenzeitliche Landwirtschaft ein komplexes System aus Ackerbau, Viehzucht und Landnutzung darstellte, erfordert die Überprüfung dieser Hypothese die Zusammenarbeit vieler Disziplinen. Ausgehend von archäologischen Befunden sollen daher die Siedlungsstruktur, die Bevölkerungsdichte und die Speicherhaltung untersucht werden. Archäobotanische Analysen tragen zur Rekonstruktion des Ackerbaus bei, wobei erstmals im Untersuchungsgebiet systematische Isotopenanalysen an verkohlten Pflanzenresten durchgeführt werden. Aus paläoökologischer Perspektive werden schließlich die Vegetation und Landnutzung an ausgewählten Sedimentarchiven untersucht. Nur in der Kombination dieser drei Ansätze wird es möglich sein, die landwirtschaftliche Produktion in einem Modell zu erfassen und Vergleiche mit historischen Epochen anzustellen.

Das Projekt wird von Forscher:innen der Universität Innsbruck, der Masaryk-Universität Brno sowie der Tschechischen und Österreichischen Akademien der Wissenschaften durchgeführt. Eine Herausforderung besteht darin, die archäologische Datenbasis über die Landesgrenzen hinweg zu vereinheitlichen und Lücken im Quellenbestand zu schließen. Im Ergebnis soll die Rolle der Landwirtschaft neu ausgeleuchtet und die Umbruchszeit des 3. Jahrhunderts v. Chr. historisch neu bewertet werden.

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