Projekte und Forschung

Projektleiter/Mitarbeiterin:
ao.Univ.-Prof. Dr. Gerhard Tomedi / Mag. Caroline Grutsch

Der mittelbronzezeitliche Depotfund vom Piller Sattel

Depotfund Piller Sattel
Das Depot vom Piller in Fundlage. - Foto: S. Nicolussi Castellan

Prämissen

Bei dem bearbeiteten Fundkomplex handelt es sich um den 2001 entdeckten, über 350 Stück umfassenden, mittelbronzezeitlichen Depotfund vom Moosbruckschrofen am Piller Sattel (Gem. Fliess, Bez. Landeck). Entdeckt von Franz Neururer, wurde der Fund vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck und dem Landesbodendenkmalpfleger Johannes Pöll sowie mit Unterstützung des Vereins Archaeo Tirol sachgerecht geborgen.

Mit seinen zahlreichen Objektgruppen – Trachtschmuck, Waffen, Gerät, Rohmaterial und als besonderes Prestigegut eine Schale eines Kammhelmes – bildet das Depot vom Moosbruckschrofen am Piller den größten und zugleich vielfältigsten Fund dieser Epoche in Mitteleuropa. Die ältesten Stücke stammen noch vom Übergang von der älteren zur mittleren Bronzezeit (ca. 1550 v. Chr.), die jüngsten hingegen datieren etwa um 1300 v. Chr. (Egg / Tomedi 2002). Das Spektrum erlaubt damit einen vorzüglichen Einblick in die materielle Kultur der gesamten mittleren Bronzezeit.

Ziele des Projektes

  • Die Digitalisierung und Nachbearbeitung der vorhandenen Zeichnungen
  • Erstellung einer Objektliste als Vorarbeit für einen umfassenden Katalog

Da von allen Fundstücken des Depots bereits Tuschezeichnungen vorlagen, konnte gleich mit der Digitalisierung der Zeichnungen begonnen werden. Alle 356 Zeichnungen wurden mit 600 Dpi eingescannt. Die Weiterbe-arbeitung der Bilder erfolgte im Photoshop. Dort wurden alle Zeichnungen gereinigt, begradigt, beschriftet, mit Maßstab und (wo vorhanden) mit Gewichtsangabe versehen. Als nächstes wurden alle Zeichnungen mit der 2002 von Dr. Siegfried Nicolussi-Castellan erstellten Fotodokumentation abgeglichen und die Objekt-, Zeichnungs- bzw. Fotonummerierung synchronisiert.

Auf Basis der gesammelten Daten wurde eine Objektliste erstellt. In dieser wurde für jedes Fundstück die Fundnummer, Objektbezeichnung, das Vorhandensein einer Zeichnung bzw. Fotodokumentation, der Aufbe-wahrungsort (Tresor oder Vitrinennummer), das Anpassen an weitere Objekte aus dem Fundkomplex sowie Besonderheiten zu einzelnen Stücken festgehalten. Zur Synchronisierung von Objektnummer und Bergungs-nummer wurden alle Stücke auch noch mit den Bergungsfotos aus dem Jahr 2001 verglichen. Die Ergebnisse wurden ebenfalls in die Objektliste eingetragen.

Anschließend wurden alle Zeichnungen einmal mit hoher Auflösung (600 dpi, als tif-Datei) und einmal komprimiert (300 dpi, als jpeg) auf CDs gebrannt bzw. auf zwei externen Festplatten gespeichert. Weiters wurden zwei identische Mappen angelegt in denen sich die Objektliste sowie Drucke aller Zeichnungen befinden. Eine der Mappen wurde dem Archäologischen Museum Fließ zur Fundverwaltung übergeben.

Das Projekt wurde vom Tiroler Wissenschaftsfonds (TWF) gefördert.


Literatur

  • M. EGG / G. TOMEDI (2002), Ein Bronzehelm aus dem mittelbronzezeitlichen Depotfund vom Piller, Gemeinde Fließ, in Nordtirol. In: Arch. Korrbl. 32, S. 543-560.
  • C. GRUTSCH / G. TOMEDI (2009), Der mittelbronzezeitliche Depotfund vom Piller, Gemeinde Fliess: Ein Publikationsprojekt. In: Jahresbericht Atriumhaus. Das Zentrum für Alte Kulturen, 2009, S. 18-19.   
  • M. HUIJSMANS (1994), Die Frühe und Mittlere Bronzezeit in Nordtirol. (ungedr. Diplomarbeit Univ. Innsbruck)
  • A. LIPPERT (2010), Spätbronzezeitliche Kammhelme an transalpinen Fernhandlesrouten (mit einem Beitrag von M. MEHOFER). In: Arch. Korrbl. 40, Heft 1, S. 49-65.
  • S. NICOLUSSI CASTELLAN (2002), Auf Biegen und Brechen 2. Teil. In: ArchaeoTirol, Kleine Schriften 4. Wattens, S. 47-53.
  • G. TOMEDI (2001), Gedanken zur Interpretation des Schatzfundes vom Piller. In: ArchaeoTirol, Kleine Schriften 3. Wattens, S. 76-90.
  • G. TOMEDI (2002), Hinweise zu einem lokalen Bronzehandwerk aus dem Depotfund vom Moosbruckschrofen am Piller. In: ArchaeoTirol, Kleine Schriften 4. Wattens, S. 77-82.
  • G. TOMEDI (2004), Der bronzezeitliche Schatzfund vom Piller. In: Schriften Museum Fliess, Heft 1. Oberndorf.
  • G. TOMEDI / C. O. GRUTSCH (in Druck), Appunti sull’età del bronzo nel Tirolo settentrionale, in: ST. MAGNANI, Mountain Areas as Frontiers and/or Interaction an Connectivity Spaces, Berlin in Druck.
  • M. TSCHURTSCHENTHALER / U. WEIN (1998), Das Heiligtum auf der Pillerhöhe und seine Beziehungen zur Via Claudia Augusta. In: D. FEIL / E. WALDE (Hg.), Via Claudia. Neue Forschungen. Telfs, S. 227-259.
  • K. WADA (1975), Die bronzezeitlichen Einzel- und Depotfunde Tirols. (ungedr. Dissertation Univ. Innsbruck)
  • C. WALDE (2006), Die Vegetations-und Siedlungsgeschichte im Oberen Gericht - Pollenanalytische Unter-suchungen des Plemun-Weihers (Fließ, Tirol). In: E. WALDE (Hg.), Via Claudia Augusta und Römerstraßen-forschung im östlichen Alpenraum. Innsbruck, S. 393-409.
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