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Die Spindel der Küsten-Salish
Die Spindel der Küsten-Salish wurde vor allem von den Küsten-Salish von Vancouver Island (z. B. den Snuneymuxw, Quwutsun´, Tsartlip) und den Festland Küsten Salish (z.B. den Musqueam, Sto´lo, Semiahmoo) verwendet. Die Spindel der Küsten-Salish unterscheidet sich von anderen Spindeln, nicht nur durch ihre Größe: der Spindelschaft misst in der Regel 90-120 cm und der Spinnwirtel hat häufig einen Durchmesser von 18-20 cm (Buxton - Keenlyside, 1980, S. 29), sondern auch durch deren Verwendung mittels „in die Luft Werfens“.
Der Wirtel, oft aus Ahornholz, ist entweder in der Mitte des Schaftes oder auf dem unteren Schaftteil zwischen halber und zwei Drittel Höhe platziert. Der Schaft verjüngt sich mit dem dickeren Ende unten. Der Wirtel ist oft einseitig mit Schnitzereien dekoriert, die Seite mit der Dekoration weist nach unten in Richtung der Spinnerin. Die obere Seite des Wirtels ist manchmal flach oder plattiert. Bei vielen Spinnwirteln ist das Holz rund um das zentrale Loch dicker als das umgebende Holz, das sich zum Rand hin verjüngt.
Laut Mary Kissell, einer Expertin des American Museum of Natural History und späteren Associate Professorin in der Abteilung Hauswirtschaftslehre in Berkley , die mit Dr. Newcombe die Verwendung der Spindel studiert und die Methode in einem Artikel im Jahre 1916 beschrieben hat (Kissell , 1916), wird zunächst von Hand ein Vorgarn hergestellt. Dabei werden die Fasern am Oberschenkel gerollt. Dieses Vorgarn wird dann durch einen Spannring in den Sparren, oder über den oberen Rahmen eines Webstuhls, und dann nach unten gezogen und auf der Spindel befestigt:
"Nach dem Durchziehen durch den Spannring oder über den Webrahmen wird das Ende des Vorgarns auf einer kurze Länge zwischen den Handflächen verdreht und dann am oberen Teil des Spindelschafts in der Nähe des Wirtels befestigt. Wenn Alles bereit ist, hockt sich die Spinnerin auf einer Matte auf den Boden und hebt mit ausgestreckten Armen die riesige Spindel in eine Schräglage. Das untere Ende des Schaftes kommt in der Handfläche der linken Hand zu ruhen und mit der rechten Hand ergreift die Spinnerin den Spindelstab ein wenig unterhalb des Wirtels. Das Drehen der Spindel geschieht durch die nach oben gerichtete Handfläche der rechten Hand und kann am ehesten mit einem Werfen verglichen werden. Wenn das Vorgarn die erforderliche Menge von Drehung erreicht hat wird das obere Ende der Spindel nach oben und hinten geschwenkt, wodurch die nächste Länge Vorgarn durch den Spannring gezogen wird. Dies ermöglicht, nachdem das Spindelende wieder in die Ausgangsposition gebracht wurde, dass das nun schlaff herunterhängende, bereits gesponnene Garn auf die Spindel aufgewickelt werden kann. Das hin und her Wickeln des Fadens in großen ovalen Windungen auf dem oberen Arm des Schafts wird dadurch erreicht, dass die Spindel abwechselnd schräg und vertikal gehalten wird während sie sich noch dreht. Nachdem das Aufwickeln des gesponnenen Fadens auf dem Schaft abgeschlossen ist, kehrt die Spinnerin in die wirbelnde Bewegung zurück, so dass das frisch entnommene Vorgarn verdreht werden kann, wenn es wie zuvor beschrieben auf den Schaft aufgewickelt wird."
Die Spindel der Salish wurde für das Verspinnen von Ziegenwolle, die mit Hundehaaren vom Salishen Wollhund vermischt wurde, eingesetzt. Das hergestellte dicke Garn wurde für Decken verwendet. Später wurde die Spindel zur Herstellung von Garnen für die Cowichan Pullover Industrie verwendet.
Liz Kaarremaa, Vancouver Island University (Übersetzung durch die ABT)
Literatur :
- Mary Lois Kissell, A New Type of Spinning in North America. In: American Anthropologist 18 (2), 1916, p. 264-270.
- Judith Buxton-Keenlyside, Selected Canadian spinning wheels in perspective: an analytical approach (Ottawa 1980).
- Paula Gustafson, Salish Weaving (Vancouver / Seattle 1980).
- Isa Loughran-Delahunt, A Functional Analysis of Northwest Coast Spindle Whorls. Master´s Thesis, Western Washington University (1996).
- Diane Elizabeth Keighley, "Almost lost but not forgotten": contemporary social uses of Central Coast Salish spindle whorls. Master´s Thesis, University of British Columbia (Vancouver 2000).

Spindel der Küsten Salish, Quwutsun'. Vor 1934.
© UBC Museum of Anthropology, Photographed by Kyla Bailey. CCL

Spindel der Küsten Salish, Musqueam. Hergestellt von Ramsey Louis 1995.
© UBC Museum of Anthropology, Photographed by Kyla Bailey. CCL
Spinnwirtel der Küsten Salish, Quwutsun'. Vor 1911.
© UBC Museum of Anthropology, Photographed by Kyla Bailey. CCL
Diese und weitere Spindeln und Spinnwirtel finden sie im Museum of Anthropology, University of British Colombia, in der Online-Sammlung.
