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Kleiderordnung von Zürich 1357

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Zürich

Aber hant si gesetzet, das enkein elichi wip noch wittwa noch mit namen enkein frouw, weder begin noch an der frouwen an enkein tuoch weder schleijer noch ander tuch weder sidin noch gernin[1] enhein endi[2] setzen sol, won daz si es tragen und lassen sol, als es des ersten geweben wirt.
Dar zuo sol ir enkeinú enhein waggen kron schappel[3] mer tragen, daz von siden, von gold, von silber oder von dekeinem edeln gestein gemacht sij, und sol ouch ir keinú enkein kappen mer tragen, do side, gold, silber oder kein edel gestein uf sij. Aber in dien stuken alen sint vorgelassen tochtern und megt[4], dien dú selben stuk nút verbotten sint.
Es so ouch enkein frouw, weder elich wip noch ledig tochtern, enkein gewant obnan an mer tragen, won daz inen daz houbtloch[5] zweijer vinger breit uf der achslen Iigen sol; und sol ouch der selben gewanden enkeins mer vor, uf noch nebenzuo knoepflet noch gebrisen[6] sin, und sol ouch enhein elich wip noch wittwa weder gold, silber, edelgestein noch siden uf dien selben gewanden mer tragen.
Aber tochern mugent wol uf irem gewand tragen gold, silber, berlen und siden, als si untz her getant hant.
Es sol ouch enhein frouw enhein kappen an ir roek mer machen, der lenger si dann ein eln[7].
Es sol ouch enhein elich wip noch wittwa enhein rok hinna hin mer machen dan ein farw.
Es sol ouch enhein frouw, weder e frou, wittwa noch tochter enhein gúrtel mer tragen, der hochkúster[8] sij dann V lb[9] dn wert.
Es sol ouch nieman, weder frouw noch man, knab noch tochter, enhein schuoch mer tragen, do kein spitz an sij, do man útzit in geschieben mug[10].
Dar zuo sol enhein frouw noch tochter enhein gebrisenen schuomer tragen.
Es sol ouch en ieklich man und knab, er si rich oder arm, ieklich hes[11], daz er obnan an tragen wil, als lang machen, daz ez im untz an dú knú ab schlach, und der kappen zipfel sol nút lenger sin, dann als der rok lang ist, und sol si ouch nút mer undnan hin zersniden, und sol ouch ir enkeiner fúrbaz kein geteilt noch striffat hosen tragen, won daz beid hosen von einer varw sin súlent an geverd.
Wer dirr stuk keines bricht, der git von ie dem stuk X ß[12] ze buoss der statt. 


Aus: Gisela Mönke, Quellen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte mittel- und oberdeutscher Städte im Spätmittelalter. Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 35 (Darmstadt 1982), 207-208.


[1] von Garn, Leinen
[2] Saum, andersfarbige oder bestickte Kante
[3] keinerlei Kronschappel – Kronschappel hieß ein kronenförmiger Kopfputz
[4] Jungfrauen
[5] Ausschnitt für den Kopf, Halsausschnitt
[6] geschnürt – eng anliegende Kleider, die mit Knöpfen geschlossen oder mit Schnüren zusammengehalten wurden, waren verboten
[7] rund 60 cm
[8] teurer, kostbarer
[9] Pfund
[10] Schnabelschuhe, deren Spitzen so lang waren, dass sich noch etwas vor den Fuß hineinschieben ließ
[11] Oberkleid
[12] Schilling

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