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Hamburger Kleiderordnung vom 7. September 1500 und Gesetz zur Kenntlichmachung von Prostituierten 1445

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Hamburg

Hamburger Kleiderordnung vom 7. September 1500

  1. Alße denne de borger dusßer erentriken stad mermalß begerth hebbenn, de tzyringe vnnde kostelheid der frowen to metigende vnnde dar van eyn wandel to makende, derhaluenn de burger myt deme rade eyndrachtigenn hebben bespraken, darupp eyne gude ordinancie to makende; vnnde wo de rath myt den oren schickende vnde vorgande worde, woldenn de borgere achterfolgen, all wordeme dath smyde der kleder ock gantz affleggende vnde vorder nicht gebrukende. Suß iß darvpp vorrameth desßeth nascreuen, dath de rath vnnde borger ernstlick willenn hebbenn geholdenn.
  2. Welk man ßyn gud vorschatet vor vifdusent mark edder dar enbauenn, de mach ßyne husfrowen laten dregen eyne gulden keden, wegende thome mesten twyntich Rynssche gulden; darto eyn gulden span myt stenen vnnde parlenn, wegende tome mesten dortich Rinssche gulden; jtem noch twe spanne, eyn von twyntigen, dath ander vonn voffteyn Rynssche gulden.
  3. Welk man ßyn gud vorschatet vor dre dußenth mark edder dar enbauen doch benedden viffdußenth mark, deß mach syn frowe eyne keden nycht swarer alße voffteyn Rynssche gulden dregenn; dartho ore beste spann von twyntich Rynssche gulden; dat ander dar negest vnnde dath drudde, elk von teyn Rynssche gulden. Hir to scholenn desßer manne frowen erberorth neyne vodere dragenn vnder szubenn bether alße achte edder teyn marck thome hogestenn.
  4. Welk man ßyn gud vorschatet vor dußent marck edder dar enbauen doch benedden dre dußenth marck, deß mach ßyn husfrowe dragen eyne kedenn, wegende soß Rynssche guldenn vnnde nicht mer; dath beste span nycht bether alße teyn Rynssche gulden vnnde eyn darto nycht ßwarer alße soß Rynssche gulden myt stenen vnnde parlen. Darto eyne ßuben, dath voder nycht bether alße soß mark vngebremeth edder myth grawerke gebremeth.
  5. Welk man ßyn gud vorschatet vor viff hunderth mark edder dar enbauennn doch benedden dußenth marken, der manne frowen mogen dregen eyn span vonn viff guldenn.
  6. Welk man ßyn gud vorschatet benedden viffhunderth mark, der manne frowen scholen neyne spanne dragenn.
  7. Hyr enbauenn schal men neyn vorguldeth smyde, gold, stene offte parlen dregen noch jenige nygicheid von stenen, golde, suluer, zyden offte zyden wande, behaluen to borden, mowen, kragen vnnde borstdokenn, ßo ßetlik vnnde wontlik is, vppnemen offte anstellen; alles by vorlust des jennen, dath ßo bauen both gedregenn werth.
  8. Dat ßulue schall ok geholden werden myt den junckfrowenn, de sik schullen schicken nha werde der guder orer olderenn jn stucken vnnde parcilenn wo vorberoret.
  9. Jtem frowen, dede wan jn apenbarenn ßunden geleuet vnnde nhu echte menre hebben, scholen neyne stene, parlen offte gold noch ßuluer vorguldeth, neyn zyden offte zyden wanth draghen; ok neyne voderde kleder offte starkede doke dregen.
  10. Jtem neyne denstmegede scholen fluwels, borden offte borstdoke draghenn.
  11. Ock scholenn neyne frowenn, jn apenbarenn ßunden leuende, dregen lange hoken, den allene korte manßhoken; ok nyne voderde ßuben, ok neynerleyge klenode von golde offte ßuluer vorguldeth, nene eddele stene, parlen offte krallen noch fluwell, zyden offte cammeloth, by vorlust der guder. Darto wil der rath dat straffen, alße borlick werth ßynde.

Affgekundigeth vnnde publiceret jnt jar veffteynhundert ame mandage vor Vnßer Leuen Frowen dage orer geborth.

Übersetzung: Universität Hamburg, Quellenpaket 27

  1. Da die Bürger dieser ehrenreichen Stadt mehrmals begehrt haben, die Zierung und Pracht (=Luxus) der Frauen zu mäßigen und zu verändern, haben die Bürger mit dem Rat einträchtig besprochen, darüber eine gute Ordnung zu erlassen; und wo der Rat sich mit seinen Frauen anschicken und vorangehen würde, wollten die Bürger nachfolgen, vor allem das Geschmeide für die Kleider ablegen und kein Pelzwerk gebrauchen. Also ist daraufhin dieses Nachfolgende beschlossen worden, was der Rat und unsere Bürger ernstlich eingehalten haben wollen.
  2. Ein Mann, der sein Vermögen für fünftausend Mark oder mehr versteuert, der darf seine Hausfrau (=Ehefrau) tragen lassen: eine Goldkette mit einem Höchstgewicht von 20 Rheinischen Gulden, dazu eine Goldspange mit Steinen und Perlen von höchstens 30 Rheinischen Gulden, darüber hinaus noch zwei Spangen, eine von zwanzig, die andere von 15 Rheinischen Gulden.
  3. Ein Mann, der sein Vermögen für dreitausend bis fünftausend Mark versteuert, dessen Frau darf eine Kette nicht schwerer als 15 Rheinische Gulden tragen, dazu ihre beste Spange von 20 Rheinischen Gulden. Außerdem sollen die Frauen dieser genannten Männer kein Pelzwerk unter den Schauben tragen, welches mehr als höchstens acht oder zehn Mark wert ist.
  4. Ein Mann, der sein Vermögen für eintausend bis dreitausend Mark versteuert, dessen Hausfrau darf eine Kette von höchstens 6 Rheinischen Gulden tragen, die beste Spange nicht mehr als zehn Rheinische Gulden und dazu eine Spange mit Steinen und Perlen, die nicht schwere als sechs Rheinische Gulden ist. Dazu eine Schaube, deren Pelzfutter nicht besser als sechs Mark ist und welches unverbrämt oder mit Grauwerk verbrämt ist.
  5. Ein Mann, der sein Vermögen zwischen fünfhundert und eintausend Mark versteuert, dessen Frau soll eine Spange von fünf Gulden tragen.
  6. Ein Mann, der sein Vermögen unter 500 Mark versteuert, dessen Frau soll keine Spangen tragen.
  7. Darüber hinaus soll man kein vergoldetes Geschmeide, Gold, Steine oder Perlen tragen, noch jegliche Neuheit an Steinen, Perlen, Gold, Silber Seide oder Seidengewand anstecken und anlegen, außer an Säumen, Ärmeln. Kragen und Brusttüchern, wie es anständig und üblich ist, alles bei Strafe des Verlusts desjenigen, was trotz des Verbots getragen wird.
  8. Dasselbe soll auch mit den Jungfrauen gehalten werden, die sich nach dem Wert des Vermögens ihrer Eltern richten sollen, wie in den genannten Artikeln und Punkten.
  9. Ferner soll keine Dienstmagd Samt, Borten oder Brusttücher tragen.

Abgekündigt und verlesen im Jahr 1500 am Montag vor dem Tag der Geburt unserer lieben Frauen.

Gesetz zur Kenntlichmachung von Prostituierten 1445

Vortmeer wandelbare vrouwen, de in vnechte vunde openbaren zunden leuen vunde sik dar van erneren der vele sind in desser stat – Gode entfarmed –, dat is erlik vunde geborlik, dat men sodanne wandelbare vrouwen vor erliken vrouwen merke vnde erkenne. Hirumme so bud desse raed, dat van stund na desseme daghe sullike wandelbare vrouwen, wor se gahn in kerken vnde in straten, scholen dreghen up ereme houede openbar vnuordecked enen gesterckeden doek mid ener ghelen stripen enes dumen breed midden dwer ouer den doek; vnde de ghele stripe schal wesen also langk, alse de doek breed is. Js iemend van dessen wandelbaren vrouwen, de in desseme gebode vnhorsam wert ghevunden, dat will desse raed also straffen, dat de anderen dar exempel van nehmen scholen.

Übersetzung: Beatrix Nutz

Fürder wandelbare Frauen (Prostituierte), die in unrechten und offenbaren Sünden leben und sich davon ernähren und von denen es viele gibt in dieser Stadt – Gott erbarme –, dass ist ehrlich und gebührlich, dass man diese wandelbaren Frauen von ehrlichen Frauen unterscheiden kann. Deshalb gebietet dieser Rat, dass von Stund und Tag an diese wandelbaren Frauen, wo sie gehen in der Kirche und auf den Straßen, auf ihrem Haupt offen und unverdeckt ein gestärktes Tuch mit einem gelben Streifen von einer Daumenbreite mitten quer über das Tuch tragen sollen; und der gelbe Streifen soll genauso lang sein, wie das Tuch breit ist. Ist jemand unter diesen wandelbaren Frauen, die diesem Gebot nicht gehorcht, dass will dieser Rat also strafen, dass die anderen sich daran ein Beispiel nehmen sollen. 


Aus: Jürgen Bolland (Bearb.): Hamburgische Burspraken 1346 und 1594, mit Nachträgen bis 1699, Teil 2: Bursprakentexte, Hamburg 1960, Nr. 21 (S. 58) und Nr. 104 (S. 212-214).

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