Brexit Europe

Wie soll die Wirtschaft nach dem Brexit in Europa aussehen?

ANTWORT
von Univ.-Prof. Mag. Dr. Walter Obwexer
Rechtswissenschaftliche Fakultät

Die Ausgestaltung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich nach dem Brexit ist derzeit noch weitgehend offen. Dies deshalb, da einerseits noch nicht klar ist, wie das Vereinigte Königreich die EU verlassen wird, nämlich geregelt (mit Austritts­abkommen) oder ungeregelt („no deal“), andererseits die künftigen Beziehungen  nicht schon mit dem Austritt, sondern erst in einem Abkommen zwischen der EU und Großbritannien als Drittstaat vereinbart werden können.

Sollte das Vereinigte Königreich die EU auf der Grundlage des ausgehandelten Austritts­abkommens verlassen, so würde es bis Ende 2020 in einer Zollunion mit der EU verbleiben. Die Wirtschaftsbeziehungen würden bis dahin weitgehend unverändert weitergeführt werden. Während dieser Übergangszeit könnte ein Abkommen über die künftigen wirtschaftlichen Beziehungen verhandelt und abgeschlossen werden. Sowohl die EU als auch das Vereinigte Königreich streben eine „tiefe und besondere Partnerschaft“ an, die jedenfalls ein umfassendes Freihandelsabkommen umfassen soll, ergänzt um eine enge sicherheitspolitische Zusammenarbeit. Nicht ausgeschlossen ist, dass das Vereinigte Königreich weiterhin in einer Zollunion mit der EU verbleibt.

Sollte das Vereinigte Königreich hingegen die EU ohne Austritts­abkommen verlassen – dies muss spätestens am 31. Oktober 2019 erfolgen, so würde es zu einem Drittstaat, dessen wirtschaftliche Beziehungen zur EU auf die Regelungen der Welthandelsorganisation zurückfielen. So müssten wieder Grenzkontrollen eingeführt und im Warenverkehr Zölle auf Importe erhoben werden. Die Regelung der künftigen Beziehungen mit der EU wäre in diesem Fall auch wesentlich schwieriger.

Die Herausforderungen der – nicht aufzuhaltenden – Globalisierung lassen es jedenfalls ratsam erscheinen, die künftigen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien auf eine solide Grundlage im Interesse und zum Vorteil beider Seiten zu stellen.

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