Peter Stöger, A.o. Univ.-Prof. Dr. phil. Dr. h.c.

Fremde-Heimat und der Wert des Erinnerns  aus pädagogischer Sicht im Bezug auf Roma, Sinti und Jenische.


Heimat ist eine Suche nach einem Ort um "zuhause zu sein". Heimat ist wohl ein "Etwas", wo Menschen Vertrautes finden oder sich ein "Etwas" vertraut machen, in einer (Groß-) Gemeinschaft, in einer Familie, in einer (Seelen-) Landschaft, einem Wortklang, in Farben oder Tönen, in Sitte und Brauchtum in dem von den Vorfahren Ererbten. Sie berührt die Kultur des Erinnerns und der Gastfreundschaft und damit Innerstes. Dementsprechend heftig wurde sie und wird sie verteidigt. Manchmal wird Heimat auch "auf Kosten von anderen" definiert (die Geschichte der Roma, Sinti und Jenischen zeigt es besonders deutlich) und wird zu einer Geschichte von Ausgrenzung. Die Missbrauchsgeschichte ist alt. Über Fremde und Heimat nachzudenken bedeutet auch Trauerarbeit. Geschieht dies nicht, wird "Heimat" zu einem starren, ausbeuterischen Begriff. Dazu braucht es dann das Konstrukt des "Fremden" und der "Fremden" und die müssen nicht von "auswärts" kommen. Fremdes und Fremde liegen nur zu oft im "eigenen" Lande (im "Inland", dort wo die beiden, so scheint es, "nicht mehr da sind"). Zentral zu rücken gilt es das Herz der Wertepädagogik: die Kultur des Erinnerns. Bubers Wortpaar "Begegnung-Vergegnung" öffnet Türen, um über Authentizität und Entfremdung in Bezug auf Roma, Sinti und Jenische nachzudenken. In der Tiefe sind wir eigen-fremd und fremd-eigen, sind wir /eigentlich fremd./ Das Eigene und das Fremde treffen sich in jedem und sind die Webe menschlicher Existenz.

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