Schülerinnen

Erzählte Geschichte

Die Kulturvermittlerin Katharina Walter berichtet über das Konzept der Ausstellung und der Gruppenführungen des Tiroler Volkskunstmuseums. Im Zentrum stehen die Auseinandersetzung mit „Migration“ und auch das Anstoßen von Reflexionsprozessen.

Die Führungen fanden im Rahmen des Projektes „Gesichter der Migration. Jugendliche aus Tirol erforschen gemeinsam ihre familiale Migrationsgeschichte“ statt.

Ein kostbar aufgemachtes Märchenbuch in Slowakisch, ein Souvenir aus Kapadokien in der Türkei, ein traditionelles Tuch aus Moldawien  - das sind nur einige der Gegenstände, die SchülerInnen der NMS Vorderes Stubaital Fulpmes und der UNESCO NMS Gabelsberger Innsbruck auf unsere Einladung hin bei ihrem Ausstellungsbesuch mitgebracht haben. Was diesen Gegenständen gemeinsam ist? Es sind die ganz persönlichen Geschichten dazu, die von Migration in der eigenen Familie erzählen und die Objekte lebendig machen. Das ist auch der Grund, warum in der Ausstellung „Hier zuhause. Migrationsgeschichten aus Tirol“ den erzählten Erinnerungen von ArbeitsmigrantInnen der 1960er und 1970er Jahre, die damals aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien angeworben worden sind, neben den ausgestellten zum Teil sehr persönlichen Objekten, wie Briefen, Fotografien und Erinnerungstücken viel Platz gegeben worden ist. Betritt man den Raum, ist man als BesucherIn eingeladen, sich an einen langen „Konferenztisch“ zu setzen. Auf Bildschirmen, die nach Themen gruppiert sind, kann man den unterschiedlichen Aussagen von 28 ZeitzeugInnen folgen und wird selbst Teil dieses Diskussionsraums. War der Arbeitsaufenthalt ursprünglich nur befristet geplant, so fanden viele der Zugewanderten in Tirol schließlich ein bleibendes Zuhause. Doch: Unter welchen Bedingungen lebten und arbeiteten die sogenannten „GastarbeiterInnen“? Wie wurden sie und die nachfolgenden Generationen „mehrheimisch“? Es sind vor allem die Geschichten von Diskriminierung und Selbstbehauptung, die die SchülerInnen beeindrucken bzw. Erzählungen aus der Kindheit und Jugend, wie beispielsweise von Güldane Gönül, die im Alter von 13 Jahren gemeinsam mit ihren Geschwistern alleine die Reise von Istanbul nach Tirol zu ihren Eltern antrat. Manches Objekt wirft Fragen auf, die die SchülerInnen auf Postkarten an die ObjektgeberInnen adressieren können.

Mit weiteren gesprächsorientierten Angeboten wie Führungen mit ZeitzeugInnen, zweisprachigen Tandemführungen mit Native-SpeakerInnen und Führungen, die SchülerInnen für SchülerInnen gestalten, wird der Diskussionsraum um zusätzliche Perspektiven erweitert. Und wer Lust hat, seine eigenen Migrationserfahrungen anderen BesucherInnen zu hinterlassen, kann dies an einer Telefonstation am Ende der Ausstellung tun.


Katharina Walter,
Kulturvermittlerin Tiroler Landesmuseen.

Bildergalerie

 


Die Führungen durch die Ausstellung „Hier Zuhause. Migrationsgeschichten aus Tirol“ fanden im Rahmen des Sparkling Science - Projekts „Gesichter der Migration. Jugendliche aus Tirol erforschen gemeinsam ihre familiale Migrationsgeschichte“ statt.  Das Tiroler Volkskunstmuseum ist ein Projektpartner. Die Führungen sind Teil des Projektes.

Ausstellung „Hier zuhause. Migrationsgeschichten aus Tirol“
2. Juni – 3. Dezember 2017, Tiroler Volkskunstmuseum


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