"Gen­der & Digi­ta­li­sie­rung": Digi­tale Trans­for­ma­ti­o­nen aus Per­spek­tive der inter­dis­zi­pli­nä­ren Geschlech­ter­for­schung

Innsbrucker Gender Lectures 2022/23

 

Digitalisierung findet eingebettet in gesellschaftliche Verhältnisse statt. Digitale Transformationsprozesse beruhen auf intersektionalen Ungleichheitsverhältnissen und intensivieren gesellschaftliche Ausschlüsse sowie hierarchische gesellschaftliche Wissensordnungen: Weder digitale Ressourcen noch die Teilhalbe an der Produktion digitalen Wissens sind für alle Menschen gleichermaßen zugänglich; Algorithmen beruhen auf vergeschlechtlichten und rassifizierten Normen; und ability-zentrierte, heteronormative, cis-zweigeschlechtliche, rassifizierende Körpernormierungen werden durch Digitalisierung nicht grundlegend aufgebrochen, sondern vielmehr verstärken digitale Subjektivierungsprozesse vermessende Logiken von Körpern. Ebenso wenig führt der sich herausbildende Plattformkapitalismus zu einer Überwindung ungleicher Arbeitsverhältnisse, sondern schreibt vergeschlechtlichte und rassifizierte Ungleichheiten in Lohnarbeitsverhältnissen und im Reproduktionsbereich fort. Zudem haben sich digitale Medien zu einer wichtigen Öffentlichkeitsform für rechte Politiken formiert. Antifeministische, trans*feindliche, rassistische digitale Gewalt wurde dabei zu einem zentralen Element der Medienstrategien rechter Akteur*innen.

Zugleich aber eröffnen digitale Transformationsprozesse auch neue Möglichkeitsräume für feministische Aktivismen, für subversive Subjektivierungsformen, für das Imaginieren und Leben anderer Körper, Begehren und Geschlechter und für Digital Diversity Work. Die gegenwärtigen vielfältigen digitalen Transformationsprozesse erfordern daher kritische Analysen aus multiplen Perspektiven interdisziplinärer und intersektionaler Geschlechterforschung. Die diesjährigen Innsbrucker Gender Lectures gehen den vielfältigen Prozessen der Digitalisierung nach und diskutieren, wie Digitalisierung Ungleichheits-, Gewalt- und Ausbeutungsverhältnisse verdichtet, aber auch, wie digitale Transformationsprozesse für emanzipatorische Politiken und Bewegungen genutzt werden können.

Programm

78. Inns­bru­cker Gen­der Lec­ture mit Katha­rina Klapp­heck (13. Juni 2023)

18:00, Hörsaal 5/Campus Innrain, Innrain 52e
Disabled Protocols. Politiken der Unmöglichkeiten. - Katharina Klappheck, Gunda Werner Institut, Heinrich Böll Stiftung
Kommentar: Katta Spiel, Research Unit for Human Computer Interaction, Technische Universität Wien
Moderation: Lisa Pfahl, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck

77. Inns­bru­cker Gen­der Lec­ture mit Han­nah Fitsch (9. Mai 2023)

18:00, Hörsaal 2/SOWI, Universitätsstraße 15
Extreme brains. Körpernormierungen, neue Bezüglichkeiten und Subjektivierungsweisen des Digitalen am Beispiel der Neurowissenschaften. - Hannah Fitsch, Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, TU Berlin 
Kommentar: Denise Bergold-Caldwell, Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck, Universität Innsbruck
Moderation: Verena Sperk, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck

76. Inns­bru­cker Gen­der Lec­ture mit Bianca Pri­etl (25. April 2023)

18:00, Hörsaal 2/SOWI, Universitätsstraße 15
Das Geschlecht der Datafizierung. MachtWissen im digitalen Zeitalter. - Bianca Prietl, Professorin für Geschlechterforschung mit Schwerpunkt Digitalisierung, Universität Basel
Kommentar: Silvia Rief, Institut für Soziologie, Universität Innsbruck
Moderation: Flavia Guerrini, Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck und Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck

75. Inns­bru­cker Gen­der Lec­ture mit Ricarda Drüeke (28. März 2023)

18:00, Hörsaal 2/SOWI, Universitätsstraße 15
Dissonante Öffentlichkeiten: Digital vernetzte Medien und rechte Akteur:innen - Ricarda Drüeke, Fachbereich Kommunikationswissenschaft, Universität Salzburg
Kommentar: Matthias Kettemann, Institut für Theorie und Zukunft des Rechts, Universität Innsbruck
Moderation: Judith Goetz, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck

74. Inns­bru­cker Gen­der Lec­ture mit Mira Wal­lis (31. Januar 2023)

Digitale Plattformen, Arbeit und die Krise der sozialen Reproduktion. - Mira Wallis, Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM), Humboldt-Universität zu Berlin 
Kommentar: Carla Ostermayer, Doktoratskolleg "Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in Transformation: Räume - Relationen - Repräsentationen", Universität Innsbruck
Moderation: Zoe* Steinsberger, Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck und Doktoratskolleg "Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in Transformation: Räume - Relationen - Repräsentation", Universität Innsbruck

73. Inns­bru­cker Gen­der Lec­ture mit Lisa Naka­mura (25. Okto­ber 2022)

Histories of Online Racism and Gendered Harassment: Women of Color Digital Diversity Work as Community Defense. - Lisa Nakamura, Department of American Cultures, University of Michigan
Comment: Doris Allhutter, Institut für Technikfolgen-Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften
Moderation: Gundula Ludwig, Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck, Universität Innsbruck

Kurzvideos "Gen­der & Digi­ta­li­sie­rung"

Kurzvideos und Illustrationen in Kooperation mit dem Institut für Theorie und Zukunft des Rechts - gefördert durch den Förderkreis 1669 - erstellt das Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Kurzvideos zu den diesjährigen Innsbrucker Gender Lectures.

Binärer Code

Konzept und Organisation
Gundula Ludwig, Silvia Rief, Verena Sperk und Julia Tschuggnall

Kontakt
Julia Tschuggnall  julia.tschuggnall@uibk.ac.at +43 512 507-39862

Veranstaltet von
CGI - Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck, Universität Innsbruck

In Kooperation mit
Freies Radio Innsbruck – FREIRAD


Archiv der Innsbrucker Gender Lectures

Die Innsbrucker Gender Lectures gibt es bereits seit 2009 und davon wurden die meisten aufgezeichnet. Im Archiv können sie nachgehört werden.

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