Andrea Zink
Andrea Zink studierte in München und Berlin (FU) Slavische Philologie, Philosophie und Ost-und Südosteuropäische Geschichte. Nach einem Forschungsjahr in Leningrad und Moskau trat sie 1990 ihre erst universitäre Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FU Berlin an. Sie unterrichtete im damals neu eingerichteten Studiengang Osteuropastudien.
1995 zog sie nach Basel und promovierte eben dort mit einer Dissertation zu Andrej Belyjs Rezeption der Philosophie Kants, Nietzsches und der Neukantianer (München 1998). 2006 folgte die Habilitation mit einer Schrift zur Konstruktion des Volkes in der Literatur des russischen Realismus (Wie aus Bauern Russen wurden. Zürich 2009.)
Als wissenschaftliche Assistentin und Privatdozentin unterrichtete Andrea Zink an den Universitäten Basel, Bern und Berlin (FU) in den Bereichen slawische Literaturen, Literaturtheorie und Kulturgeschichte Osteuropas, parallel dazu auch als Lehrerin für Russisch an zwei Schweizer Gymnasien.
Mit ihrer Berufung auf die Innsbrucker Professur für Slawische Literatur- und Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Russland (2011) konnte Andrea Zink ihre bisherige Forschung vertiefen und neue Forschungsfelder erschließen. Dazu gehörten kulturelle Raumkonstruktionen und literarische Ökonomien. Beide Themen wurden in international besetzten Tagungen in Innsbruck diskutiert und durch Publikationen abgeschlossen. Das Projekt Work and Commerce in Russian Literature ermöglichte Andrea Zink im Weiteren ein Forschungssemester an der Harvard University (Davis Center for Russian und Eurasian Studies), das sie produktiv nutzen konnte.
Andrea Zink hat sich in Innsbruck sowohl mit der russischen, als auch mit der bosnisch-kroatischen-Literatur und Kultur auseinandergesetzt. Sie ging der literarischen Bewältigung von Kriegen (darunter den Jugoslawienkriegen der 90er Jahre) und Katastrophen (darunter Tschernobyl) in zahlreichen Publikationen nach und verfolgte in den letzten Jahren besonders die Eigenschaften und Leistungen dokumentarischer Literatur. In diesem Feld wird sie auch in Zukunft forschen.
Zu den administrativen Hauptaufgaben, die mit der Innsbrucker Professur für Slawische Literatur- und Kulturwissenschaft verbunden waren, zählte von Beginn an die Übernahme der Institutsleitung in der Slawistik. Andrea Zink hatte diese Funktion acht Jahre lang inne, dazu kamen drei Jahre Stellvertretung. Sie war außerdem Mitglied in zahlreichen Berufungs- und Habilitationskommissionen, im Doktoratskolleg Austrian Studies und in der fakultären Curriculumskommission, in der sie sich u.a. für das von ihr selbst konzipierte Wahlpaket Osteuropa-Studien einsetzte.
Besonders engagiert hat sich Andrea Zink zweifellos in der Lehre. Sie suchte die Studierenden stets für das Fach Slawistik und den Raum Osteuropa zu begeistern, nicht zuletzt indem sie interdisziplinäre und praxisnahe Lehrveranstaltungen in das traditionelle Angebot integrierte. Von großem Gewinn war dabei die Zusammenarbeit mit den Fächern österreichische Geschichte, Vergleichende Literaturwissenschaft und Archäologie, die zu gemeinsamer Lehre und zu attraktiven Exkursionen (z.B. in den Kaukasus, nach Sarajevo und jüngst in die europäische Kulturhauptstadt Gorizia/Nova Gorica) führten. Zu den praxisnahen Lehrveranstaltungen gehörten neben Exkursionen zur Buchmesse Leipzig und Erkundungen slawischer Geschichte und Kulturen in Tirol auch die gemeinsam mit Studierenden erstellten literarischen Anthologien Sotschi. Im Norden des Großen Kaukasus und Sarajevo. Diese beiden Bände sind in der renommierten Reihe Europa Erlesen beim Klagenfurter Wieser Verlag erschienen. Ein dritter Band zum Thema Dnipro/Dnjepr ist in Arbeit und wird 2026 herauskommen. Die Kooperation mit Studierenden war für Andrea Zink im gesamten Verlauf ihrer Karriere sehr inspirierend, und die positiven Reaktionen der Studierenden auf ihre Arbeit lassen umgekehrt auch auf ihre Beliebtheit schließen.
