Symbolbild Offenes Forum

Wie man es schafft, eine Mas­ter­ar­beit anzu­fan­gen und erfolg­reich abzu­schlie­ßen

Rückblick auf das offene Forum mit Absolventinnen der Universität Innsbruck und Studierenden in der Abschlussphase

Am 27.09.2023 fand im Rahmen der Schreibwoche zum ersten Mal ein offenes Forum über die Herausforderungen der Studienabschlussphase statt. Etwa 20 Studierende fanden sich an diesem Mittwochnachmittag in der Lounge der Universitäts- und Landesbibliothek ein, um in lockerer Atmosphäre über ein Thema zu sprechen, das sie besonders beschäftigt: die Masterarbeit.

Gestärkt mit Kaffee und Keksen hatten Teilnehmer*innen Gelegenheit, ihre Fragen an drei Absolventinnen unterschiedlicher Fächer und Fakultäten zu richten, die ihre Masterarbeit in diesem Sommer fertig gestellt haben. Daniela Rothe, die Leiterin des ULB-Schreibzentrums Innsbruck, eröffnete das Forum und stellte den Absolventinnen Fragen zu ihren Schreiberfahrungen in der Studienabschlussphase. Trotz unterschiedlicher Fachhintergründe wurden ähnliche Erfahrungen erkennbar. Alle haben Phasen der Unsicherheit erlebt, in denen sie das Gefühl hatten, nicht weiter zu kommen und mussten Strategien entwickeln, um an der Masterarbeit dranzubleiben und diese erfolgreich abschließen zu können.

Während des Schreibprozesses gab es beispielsweise Phasen, in denen sie aus ganz unterschiedlichen Gründen pausieren mussten. Diese Unterbrechungen reichten von einem Monat bis zu einem Jahr. Um wieder in das Schreiben zu kommen, half es einer Absolventin, regelmäßige Schreibroutinen zu etablieren und Listen zu führen, anhand derer sie sich vor Augen führte, was sie bereits geschafft hatte und an welchen Punkten sie weiterschreiben konnte. Eine andere erkannte, dass ihr eine externe Struktur hilft, um mit der Masterarbeit voranzukommen. So vereinbarte sie nicht nur regelmäßige Besprechungstermine mit ihrer Betreuungsperson, sondern buchte auch einen Flug, um nach der Defensio zu reisen – und das ohne Masterarbeit im Gepäck.

Alle drei Absolventinnen machten darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, sich auf die Abschlussphase und ihre besonderen Anforderungen einzustellen, z.B. sich Unterstützung zu organisieren, um in besonders intensiven Phasen kontinuierlich schreiben zu können. Für eine Absolventin waren Schreibgruppen besonders hilfreich: eine selbst organisierte Gruppe mit Studierenden aus dem eigenen Fach für den Austausch über das Thema, die Literatur und inhaltliche Fragen und eine angeleitete interdisziplinäre Masterarbeitsschreibgruppe im Schreibzentrum, in der vor allem die Regelmäßigkeit des gemeinsamen Schreibens und die Besprechung von Schreibfragen im Vordergrund stand. Die wöchentlichen Schreibnachmittage in den Räumen der Universitätsbibliothek unterstützten die Motivation und halfen dabei, die Schreibarbeit auch in mühsamen Phasen kontinuierlich fortzusetzen.

Bald schon stellten die Teilnehmer*innen des Forums Fragen und teilten in großer Runde Erfahrungen und Sorgen, die für sie mit der Masterarbeit verbunden sind. Einige gaben Tipps, wie sie bisher mit ihrem Schreibprojekt Masterarbeit verfahren sind und welche Strategien sich bewährt haben. Dabei zeigte sich, dass die Entscheidungen im Laufe des Arbeitsprozesses oft eng mit den verfügbaren zeitlichen, sozialen und ökonomischen Ressourcen verknüpft sind. Die Absolventinnen regten an, sich auch bei der Wahl des Forschungsthemas oder der Methode zu fragen, welche Ressourcen man hat, wie viel man investieren kann oder will, wie man die eigene Belastbarkeit einschätzt und welche anderen Verpflichtungen man in dieser Zeit auch noch hat, z.B. Erwerbstätigkeit oder Care-Arbeit. Auch die Frage, welchen Weg man nach dem Abschluss des Studiums einschlagen möchte, kann für inhaltliche und methodische Entscheidungen bezüglich der Masterarbeit relevant sein.

In der Regel schreibt man die Masterarbeit zwar allein, aber nicht unabhängig von Anderen. Zu den Menschen, die in diesen Prozess involviert sind, zählen nicht nur Personen aus dem privaten Umfeld, sondern auch die Betreuer*innen der Arbeit. Im Austausch zeigte sich, wie unterschiedlich die Betreuungsverhältnisse sind. Manche Studierende schicken ihren Betreuer*innen regelmäßig Kapitel für Textfeedback, während in anderen Kontexten erst die fertiggestellte Arbeit gelesen wird. Begründet sind diese Unterschiede u.a. in den verschiedenen Fachkulturen, den individuellen Arbeitsweisen und zum Teil sehr unterschiedlichen Schreibsituationen. Es ist in jedem Fall empfehlenswert, sich im Vorfeld und im Schreibprozess mit den jeweiligen Lehrenden über die Gestaltung des Betreuungsprozesses zu verständigen.

Auch wenn es viele kaum erwarten können, ihre Masterarbeit abzuschließen, fällt es am Ende dennoch schwer, die Arbeit loszulassen. Der eigene Perfektionismus kann einem da schon mal im Wege stehen, auch wenn klar ist, dass Studienabschlussarbeiten nicht perfekt sein können und auch nicht sein müssen. Um eine Arbeit abzuschließen, sind manchmal auch pragmatische Entscheidungen notwendig.

Insgesamt zeigte sich: Eine Masterarbeit zu schreiben, ist eine Herausforderung, die manchmal mehr und manchmal weniger Spaß macht. Es handelt sich um einen monatelangen Prozess, an dessen Ende oft ein anderes Ergebnis steht als im Vorhinein gedacht. Die Studienabschlussphase ist für viele Studierende eine Zeit, in der sie über sich hinauswachsen und Neues lernen: über ihr Thema und auch über sich selbst. Auch wenn es sich viele vielleicht nicht vorstellen können, blicken die Absolventinnen manchmal sehnsüchtig auf diese Zeit zurück. „Genießt es!“, sagte eine von ihnen zum Schluss, „Meine Masterarbeit und ich sind recht gute Freundinnen geworden. Und seid stolz darauf, was ihr macht.“

Symbolbild Forum Schreibwoche

Die gute Nachricht ist: Man muss es nicht allein schaffen. Mit Workshops und Schreibgruppen leistet das ULB Schreibzentrum gern Unterstützung bei Schreibprojekten. In der nächsten Schreibwoche im Februar 2024 haben Studierenden wieder die Möglichkeit, sich mit unserer Anleitung eine Woche lang intensiv den eigenen Schreibprojekten zu widmen. Der OLAT-Kurs des Schreibzentrums „Schreiben im Studium“ (Selbsteinschreibung) stellt außerdem Arbeitsmaterialien zu Schreibfragen bereit und informiert regelmäßig über das aktuelle Workshop-Programm. Mehr zum Thema wissenschaftliches Schreiben findet man auf der Webseite des ULB Schreibzentrums.  Bei Fragen steht das Team des Schreibzentrums unter der folgenden Mailadresse zur Verfügung: ulb-schreibzentrum@uibk.ac.at.

Bilder und Text: Sabrina Stocker

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