35. Inns­bru­cker Gen­der Lec­ture mit Teresa For­ca­des i Vila (8. April 2014)

Gertrude von Helfta und Teresa von Avila: Körper und Subjektivität in der mystischen Erfahrung - Teresa Forcades i Vila, Lehrstuhl für Theologie und Geschlechterstudien, Humboldt Universität Berlin
Kommentar: Veronika Burz-Tropper, Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie, Universität Innsbruck
Moderation: Angelika Ritter-Grepl, Frauenreferentin Diözese Innsbruck

Der Vortrag von Teresa Forcades i Vila wird auf Spanisch von Damaris Suarez Corales gesprochen, danach folgt der Kommentar von Veronika Burz-Tropper vom Institut für Bibelwissenschaften & Historische Theologie der Universität Innsbruck.

In ihrem Vortrag vergleicht Teresa Forcades i Vila Teresa von Ávilas Werk „Weg der Vollkommenheit“ mit dem zweiten Buch Gertruds von Helfta „Gesandter der Göttlichen Liebe“. Bei beiden Autorinnen analysiert sie deren tiefe Erfahrung der kreatürlichen Abhängigkeit von Gott. Teresa Forcades i Vila wendet sich dann einigen weniger konventionellen Aspekten derer Theologie zu, wie ihrer überraschenden Entdeckung des Begehrens und der Empfänglichkeit Gotte in Bezug auf sie selbst, sowie deren Zeugnis von der Gegenseitigkeit, die Gott durch sie zu verwirklichen sucht. Teresa Forcades i Vila interpretiert deren Erfahrungen im Kontext des Begriffs der Person in der Trinitätstheologie, in dem sie das Verständnis Lacans vom Subjekt als Niederschlag und als Spaltung heranzieht.

Teresa von Ávila lebte von 1515-1582. Sie wirkte in einem Kloster in Ávila. 300 Jahre früher lebte Gertrude von Helfta (geb. 1256-ca.1302). Sie wirkte im Kloster von Helfta, dies liegt in der Nähe des Geburtsortes von Martin Luther. Mit ihr wirkten von dort Gertrud von Hackeborn (als Äbtissin), ihre Schwester Mechtild von Hackeborn und Mechtild von Magdeburg. Sie verstanden ihr Wirken und ihre theologischen Schriften als direkten göttlichen Auftrag, entstanden aus einer direkten Gottesbeziehung ohne kirchlichen Sanktus bzw. Zensur.

Diese Frauen waren große Mystikerinnen, die ohne Bezug zu einem Priester/Beichtvater arbeiteten. Dies war und ist bekannt und bis jetzt einzigartig in der katholischen Theologie. Gertrude von Helfta nahm sowohl den Ordensfrauen wie auch anderen Gläubigen offiziell die Beichte ab. Obwohl ihre Zeit nach den Lateranischen Konzilen fällt, in denen das Gebot verabschiedet wurde, dass nur Priester/Beichtväter die Beichte abnehmen dürfen. Gertrude von Helfta ist eine anerkannte Heilige.

Beitrag zum Vortrag nachhören

Kurzbiographie:

Teresa Forcades i Vila ist Fachärztin für Innere Medizin (State University of New York 1995) und Theologin (Harvard 1997); sie hat eine Doktorat in Public Health (Universität von Barcelona 2004) und ein Doktorat in Fundamentaltheologie (FTC Barcelona 2008). Seit 1997 gehört sie dem Orden der Benediktinerinnen im Bergkloster von Sant Benet de Montserrat (Spanien, in der Nähe von Barcelona) an.

Ihre aktuellen Forschungsthemen sind: die Medikalisierung der Gesellschaft, theologische Anthropologie (mit dem Schwerpunkt Trinität, Begriff der Person, Unverzichtbarkeit von Freiheit und Liebe), der Lacan´sche Begriff von Person und Queer-Theologie, Feministische Theologie (in Bezug auf die Trinität, Männlichkeit und Weiblichkeit als Wissenskategorien, zu einer Kritik des Kapitalismus).


Archiv der Innsbrucker Gender Lectures

Die Innsbrucker Gender Lectures gibt es bereits seit 2009 und davon wurden die meisten aufgezeichnet. Im Archiv können sie nachgehört werden.

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