Mag.a Laura Volgger

Zur Person

Portrait Laura Volgger

seit 2025 | Kollegiat*in des Doktoratskollegs „Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in Transformationen“ an der Universität Innsbruck

seit 2023 | Prä-Doc-Mitarbeiterin am Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck, Universität Innsbruck (AT) im Drittelmittelprojekt „Explorative Studie zu sexualisierter Gewalt im sozialen Nahraum in Südtirol“, Projektleitung: Univ. Prof.in Dr.in Gundula Ludwig, Dr.in Julia Ganterer

2019 - 2022 | Unterrichtstätigkeit an Unter- und Oberstufe in den Fächern Geschichte, Politische Bildung und Deutsch (Berlin, DE)

2014 - 2019 | Diplomstudium LA Politische Bildung / Geschichte / Soziologie und Deutsche Sprache und Kultur an der Universität Innsbruck und dem University College London, Titel der Diplomarbeit:  Integration und Emanzipation durch Selbstorganisation. Frauenorganisationen von Migrantinnen in Nordtirol und Südtirol seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im regionalen Vergleich mit einer empirischen Untersuchung ausgewählter aktiver Vereine. Mit einer Aufarbeitung des Themas „Rollenklischees, Stereotypen und Vorurteile in Bezug auf Migration und Geschlecht“ für das Unterrichtsfach Geschichte und Politische Bildung.

Promotionsprojekt

Sexualisierte Gewalt und Aus_Schweigen. Eine materialistische queer-feministische Gesellschaftsanalyse struktureller Gewaltverhältnisse im Zusammenhang mit Schweigen (Arbeitstitel)

Die Dissertation entwickelt eine materialistisch-queer_feministische Gesellschaftsanalyse der Verwobenheit von sexualisierter Gewalt und gesellschaftlichem Aus_Schweigen. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass sexualisierte Gewalt nicht als Abweichung, sondern strukturierendes Element kapitalistischer, cis-heteropatriarchaler Ordnungen zu verstehen ist und dass Aus_Schweigen eine materiell-diskursive Ordnungstechnik darstellt. Zwei zentrale Fragen stehen im Zentrum: (1) Wie wirken gesellschaftliche Strukturen und Praktiken des Aus_Schweigens als Bedingungsgefüge zusammen, um sexualisierte Gewalt im sozialen Nahraum kontinuierlich zu ermöglichen und zu normalisieren? (2) Welche Wissensformen oder Deutungsangebote werden in Brüchen mit dem hegemonialen Aus_Schweigen erkennbar, und wie verschieben sie die Grenzen des Politischen?

Der Forschungsstand weist mehrere Lücken auf. Erstens fehlt eine explizite politikwissenschaftliche Theoretisierung sexualisierter Gewalt als gesellschaftlicher Struktur (z.B. Ludwig/Volgger 2025) unter Berücksichtigung des Staates (z.B. Klapeer 2019), die die ko-konstitutive Rolle des Aus_Schweigens (z.B. bei Lorde 2017, Ahmed 2023, Volgger 2026) systematisch mitdenkt. Zweitens ist die Verbindung von Diskurs und Materialität unterbelichtet  (z.B. Beier 2023, Beier/Ludwig/Volgger 2026, Braunmühl 2026b). Drittens ist der ‚Körper‘ in der politischen Theorie eine analytische Leerstelle: verkörperte Erfahrungen gelten zwar als Evidenzen, werden aber kaum in Beziehung zu staatlicher Anerkennung und politischer Handlungs(un)fähigkeit gesetzt (z.B. Gago 2020, Ludwig 2023, Bergold-Caldwell/Ludwig 2024). Die Dissertation adressiert diese Lücken, indem sie sexualisierte Gewalt und Aus_Schweigen als ko-produktive Mechanismen der Vergesellschaftung konzeptualisiert und deren Effekte auf Staatsbürger*innenschaft herausarbeitet. Materialität und Diskurs denke ich entlang zweier Achsen zusammen: (a) Gewalt als materieller Eingriff, der Subjekte herstellt und markiert; (b) Schweigen als diskursive Ordnung, die diese Erfahrungen begrenzt, entpolitisiert und ihre Anerkennbarkeit reguliert.

Empirische Grundlage sind 31 narrative Interviews mit Überlebenden sexualisierter Gewalt im sozialen Nahraum (FLINTA und cis Männer) sowie 7 weitere Expertinneninterviews. Die Auswertung folgt der Situationsanalyse nach Adele Clarke (2021). Die Interviews dienen nicht der Biografierekonstruktion, sondern der Analyse der Ordnungen, in die Gewalt und Schweigen eingelassen sind.

Die Arbeit entwickelt das Konzept Aus_Schweigen als materiell-diskursive Herrschaftstechnik mit Funktionen der Stabilisierung, Delegitimierung und Entpolitisierung und zeigt dessen Verschränkung mit Verdrehung von Wahrnehmung und Nicht-Glauben. Die zentrale These lautet: Sexualisierte Gewalt wird in ihrer Gleichzeitigkeit mit Aus_Schweigen stabilisiert, naturalisiert und verschleiert; Brüche dieses Schweigens verschieben Grenzen des Politischen und eröffnen Subjekt- und Kollektivierungsprozesse.

Die Dissertation zielt darauf, ein empirisch informierte Theoriebausteine zu entwickeln, um sexualisierte Gewalt jenseits privatisierender, pathologisierender und individualisierender Deutungen als gesellschaftliche Struktur in der Verbindung mit gesellschaftlichem Aus_Schweigen zu analysieren, an der Schnittstelle von Staat, Kapitalismus und Subjektivierung. Sie zeigt, wie verkörperte Gewalt-Erfahrungen unter Bedingungen des Schweigens politisch (un)sichtbar werden. Angesiedelt ist die Dissertation in der politikwissenschaftlichen Gewalt- und Geschlechterforschung.

Forschungsinteressen

  • Gewalt, Geschlecht und Sexualität

  • Schweigen, Wissen und Wahrheit

  • Queere und feministische Politische Theorie / Gesellschaftstheorie

Publikationen

  • Ganterer, Julia/Ludwig, Gundula/Volgger, Laura (2026). Sexualisierte Gewalt und Schweigen. Raetia: Bozen. In Bearb.

  • Beier, Friederike/Ludwig, Gundula/Volgger, Laura (2026) (Hg.). Materialistisch-queer-feministische Perspektiven auf Gewalt. Campus: Frankfurt a. M. In Bearb.

  • Beier, Friederike/Ludwig, Gundula/Volgger, Laura (2026). Einleitung. In: Ebd., Materialistisch-queer-feministische Perspektiven auf Gewalt. Campus: Frankfurt a. M. In Bearb.

  • Volgger, Laura (2025). Zur ›Natur‹ geordnete Gewalt: Schweigen als Ordnungsprinzip von Gewalt, Geschlecht und Sexualität. In: Henrike Bloemen / Carla Ostermayer / Constanze Stutz (Hg.), Verunsicherungen der ›Natürlichen Ordnung‹. (Queer-) Feministische und gesellschaftstheoretische Perspektiven auf die Konstruktion, Kontinuität und Kontestation der ›Natürlichen Ordnung‹. Campus: Frankfurt a. M. In Bearb.

  • Ludwig, Gundula/Volgger, Laura (2025). Violent Orders: Feminist Materialist Perspectives on Sexualized Violence in Patriarchal Heteronormative Capitalism. In: AG AboutGender, No. 14 (27), pp. 49–71.

  • Volgger, Laura (2024). Wages for Remembrance? Ein Plädoyer gegen das Ausschweigen von Arbeit bei sexualisiertem Gewalterleben. In: FUQS. Feministische und Queere Schriftbeiträge Innsbruck, 9.5.2024, https://fuqsblog.com/2024/05/09/wages-for-remembrance-ein-pladoyer-gegen-das-ausschweigen-von-arbeit-bei-sexualisiertem-gewalterleben/].

  • Volgger, Laura (2024). Rezension zu Materialistischer Queerfeminismus. Theorien zu Geschlecht und Sexualität im Kapitalismus, hrsg. v. Friederike Beier. In: Femina Politica – Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, Jg. 33, 2024-1: 75 Jahre Grundgesetz - Perspektiven feministischer Rechtskritik, S. 159-161.

Vorträge und Präsentationen

  • 2025, 9.-12.7. Volgger, Laura, Labor of Survival in Patriarchal Cis-Heteronormative Capitalism and the Imperative of Transformative Justice. Vortrag für 12th European Feminist Research Conference, 9.-12. Juli 2025, Universidad Autonoma Barcelona.

  • 2025, 15.2. Volgger, Laura, The Labor of Survival: Sexualized Violence and Silencing in Patriarchal-Heteronormative Capitalism. A Materialist Queer-Feminist Approach. Vortrag für Konferenz D’amore e di lotta, 14.-15. Februar 2025, Universität Trient.

  • 2024, 28.6. Volgger, Laura, Undoing Silence: Materialistisch-queer-feministische Analyse von Erfahrungsberichten sexualisierter Gewaltbetroffener als ‚Living Archives‘. Panel-Vortrag für Konferenz Living Archives. Geschichte und Gegenwart intersektional-feministischer Bewegungen in Theorie und Praxis, 27.-28. Juni 2024, Haus der Wissenschaft Bremen.

  • 2020, 24.-25.1. Nadja Köffler/Laura Volgger, Young Visions: So sehen Jugendliche Bildung: Eine Sensibilisierungskampagne für Chancengleichheit und Antidiskriminierung in (non-)formalen & informellen Bildungskontexten (Posterpräsentation) in Innsbruck (Haus der Musik), 24.-25. Jänner 2020.

  • 2019, 11.-14.4. Volgger, Laura, Migration, Integration, Geschlecht. Zielgruppenspezifische Fallanalyse weiblicher Migrantinnen in Tirol, Vortrag im Rahmen der Austrian Studies Association Annual Conference on Migration. Austria in Europe: Migration, Immigration, Integration: Contemporary and Historical Perspectives in Ohio (Bowling Green State University), 11.-14. April 2019.

  • 2019, 18.-19.3. Volgger, Laura, Gender, Migration, Integration. Analysis of migrant organisations in North Tyrol (Austria) and South Tyrol (Italy) with teaching material, Vortrag im Rahmen der Conference on Migration: educational, political and cultural aspects in Tel Aviv (Beit Berl College), 18.-19. März 2019.

Preise und Stipendien

2020 | Förderpreis für wissenschaftliche Arbeiten des Südtiroler Landesbeirats für Chancengleichheit für die Diplomarbeit im Fachbereich Politische Bildung und Geschichte

2020 | Young Researchers Award des Europäischen Forums Alpbach für die Diplomarbeit im Fachbereich Politische Bildung und Geschichte

2019 | GenderFem Preis der Universität Innsbruck für die Diplomarbeit im Fachbereich Politische Bildung und Geschichte mit dem Titel „Integration und Emanzipation durch Selbstorganisation. Frauenorganisationen weiblicher Zugewanderter in Nordtirol und Südtirol seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im regionalen Vergleich mit einer empirischen Untersuchung ausgewählter aktiver Vereine. Mit einer Aufarbeitung des Themas ‚Rollenklischees, Stereotypen und Vorurteile in Bezug auf Migration und Geschlecht‘ für das Unterrichtsfach Geschichte und Politische Bildung“

2019 |  Rolf-Steininger-Preis für das Best Paper der 11. Ausgabe von Historia.Scribere, Titel: „Migration, Integration und Isolation. Zielgruppenspezifische Fallanalyse der Lebensbereiche Familie, Bildung und Beruf weiblicher Migrantinnen in Tirol“, [http://historia.scribere.at/]

2016, 2017, 2018, 2019 | Leistungsstipendium der Universität Innsbruck und der Autonomen Region Südtirol-Alto Adige

Transfer

  • 2024: „Unbequem sein“. Interviewporträt mit Karin Duregger für RAI Südtirol am 29.3.2024, nach Ausstrahlung einsehbar hier.
  • 2023-2024: Erarbeitung eines Fotopools "LOVE DOES NOT KILL" mit dem Verbund Frauenhäuser Berlin-Brandenburg e.V. mit dem Ziel, eine sensiblere Bildsprache zum Thema häusliche Gewalt zu entwickeln. Die Fotoarbeiten sind mit Creative-Commons-Lizenz versehen und unter folgendem Link einsehbar: Empowering Connections_Collection Creative Commons  

Ausstellung der Fotoarbeit „LOVE DOES NOT KILL“ im Theater Brandenburg zum Internationalen Frauentag vom 4.3.-19.3.2024

Ausstellung der Fotoarbeit „LOVE DOES NOT KILL“ im Rathaus Spandau zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen vom 20.11.-4.12.2023

Ausstellung der Fotoarbeit „LOVE DOES NOT KILL“ im Rathaus Schöneberg (Willy Brandt Saal) im Rahmen einer Konferenz zu Intervention gegen Gewalt im Gesundheitsbereich mit Signal e.V. am 26.9.2023

Ausstellung der Fotoarbeit „LOVE DOES NOT KILL“ im Justizministerium Hannover zur Konferenz zu häuslicher Gewalt am 18.9.2023

Ausstellung der Fotoarbeit „LOVE DOES NOT KILL“ im Rahmen der Eröffnung der neuen Räume des Frauenhauses in Gifhorn vom 25.8.-7.9.2023

Ausstellung der Fotoarbeit „LOVE DOES NOT KILL“ in der Galerie der Neuen Schule für Fotografie Berlin vom 20.7.-6.8.2023, mit Organisation eines feministischen Filmscreenings von Nina Menkes „Brainwashed: Sex, Camera, Power“

Organisation

Konzeption und Organisation einer Gender-Lecture der Reihe Innsbrucker Gender-Lectures zu „War's das schon? Prak­ti­ken, Soli­da­ri­tä­ten und Wel­ten femi­nis­tisch-uto­pisch gedacht.“ gemeinsam mit Denise Bergold-Caldwell (Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck und Universität Flensburg) und Julia Tschuggnall (Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck) im März 2025 an der Universität Innsbruck.

  • Link zum Podiumsgespräch hier.

Konzeption und Organisation der Tagung „Materialistisch-(queer)feministische Perspektiven auf Gewalt“ gemeinsam mit Gundula Ludwig (Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck) und Friederike Beier (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin) vom 5.12.2024 bis 7.12.2024 an der Universität Innsbruck. Link zum Tagungsbericht: https://www.uibk.ac.at/de/newsroom/2025/tagung-gewalt-geschlecht-gesellschaft/

Lehre

2025 |     Universität Innsbruck: SE Geschlecht, Körper und Arbeit: Feministische und Queere Perspektiven auf Gewalt

2024 |     Universität Innsbruck: SE Gewalt denken: Materialistisch-(queer)feministische Perspektiven auf Gewalt, Arbeit und Geschlecht

Mitgliedschaften

Seit 2025: AT Gender

Seit 2024: Forschungsgruppe Interpersonelle Gewalt und Geschlecht (Universität Innsbruck)

Seit 2023: Österreichische Gesellschaft für Geschlechterforschung

Kontakt

Mail: laura.volgger@uibk.ac.at

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