Die Bautätigkeit der Oesterreichisch-Ungarischen Bank und der Oesterreichischen Nationalbank im europäischen Kontext (1878–1938)
GEFÖRDERT DURCH DEN JUBILÄUMSFONDS DER OESTERREICHISCHEN NATIONALBANK – PROJEKT-NR. 18975
Schöner Wohnen
Die Filialneubauten erhielten ausnahmslos Wohnungen für Vorstand, Adjunkt und Diener, manchmal aber auch weitere Beamte und Diener sowie nicht selten für diverse externe Mieter. Die Personalwohnungen hatten ungeachtet ihrer gegenüber den Geschäftsräumen größeren Variationsbreite alle einen ähnlichen Zuschnitt, wobei die Grundregel galt: Die Wohnung des Vorstands zählte ein Zimmer mehr als die des Adjunkten! In den meisten Fällen verfügte der Direktor über drei bis vier Wohnräume: Salon oder Empfangszimmer, Wohnzimmer und Speisezimmer; manchmal auch Herren- und Damenzimmer. Dazu kamen die Privat- und Wirtschaftsräume: ein Schlafzimmer, das oft in direkter Verbindung mit einem Bad stand, Toiletten, Küche, Speisekammer und gelegentlich ein kleines Schlafzimmer für Dienstboten.
Bemerkenswert ist die für damalige Verhältnisse sehr komfortable technische Ausrüstung der Wohnungen, die durchgängig elektrifiziert und mit Gasanschluss versehen waren. Zur Grundausstattung zählten moderne Beleuchtungskörper, fließendes kaltes und warmes Wasser, Badewannen mit neuartigen Öfen, Kohle- oder Koksheizung sowie Vakuum-Entstaubungsanlagen gehörten ebenso zu ihrem Standard.
Der Wohnkomfort wurde bei vielen Filialen durch die Einrichtung eines Gartens noch wesentlich gesteigert, der mitunter eine anspruchsvolle künstlerische Anlage erhielt und mit mindestens einem, manchmal sogar zwei anmutigen Gartenpavillons für Vorstand und Adjunkt ausgestattet war. Für die Selbstversorgung des Dieners waren Hühnerställe und Gemüsebeete vorgesehen.
Besonders großzügig und bevorzugt gelegen waren die für Renditezwecke vorgesehenen Wohnungen, für die man seriöse, begüterte Interessenten suchte. Oft wurde das angebotene Logis noch während der Bauzeit vermietet: Das Renommee der Notenbank, das hohe, in vielen Provinzstädten kaum sonst vorhandene Niveau der Wohnungsausstattung sowie nicht zuletzt das Gefühl, hier so sicher wie sonst nirgendwo zu wohnen, machte die Filialen zu begehrten Wohnadressen.




