Die Bautätigkeit der Oesterreichisch-Ungarischen Bank und der Oesterreichischen Nationalbank im europäischen Kontext (1878–1938)
GEFÖRDERT DURCH DEN JUBILÄUMSFONDS DER OESTERREICHISCHEN NATIONALBANK – PROJEKT-NR. 18975

Motivation

Filiale Hermannstadt | Nagyszeben | Sibiu (RO). Baubüro der Oesterreichisch-ungarischen Bank, 1914/1915. © Muzeul Național Brukenthal, Sibiu
Filiale Budweis | České Budějovice. Ludwig Tremmel, 1913/1914. © Archiv der Tschechischen Nationalbank

Die Geschäftsleitung der Oesterreichisch-ungarischen Bank begründete den Start ihres Bauprogramms 1895 mit rein wirtschaftlichen und praktischen Überlegungen. Der wichtigste Punkt überhaupt war die Einsparung von Kosten, die mit der Aufgabe des Mietsystems verbunden sein sollte: Anstatt überteuerte und konstant ansteigende Mieten zu zahlen, sollte die Notenbank in eigene Gebäude investieren, dadurch ihren Immobiliarfonds vergrößern und die Häuser durch Vermietung von Wohnungen an Angestellte und externe Personen gleichzeitig zu Renditeobjekten machen. Außerdem gaben ihr eigene Filialbauten die Möglichkeit, zweckmäßigere, bequemere und vor allem sicherere Geschäftsräume einzurichten, als es in adaptierten Mietwohnungen möglich war. Der Sicherheitsaspekt gewann zunehmend an Bedeutung, weil sich in dieser Zeit die Bankgeschäfte zu verändern begannen und wegen des anwachsenden Giroverkehrs immer größere Mengen Bargeld in den Filialen bereitgehalten werden mussten. Außerdem beunruhigten die Geschäftsleitung die sich häufenden Meldungen von erfolgreichen Bankeinbrüchen, die eine stärkere Überwachung und Sicherung der Tresorräume notwendig machten. Schließlich spielte auch der Aspekt der Repräsentation eine wichtige Rolle, da die angemieteten Lokalitäten bei den Kunden oft keinen guten Eindruck machten – und Nationalbanken anderer Länder wie des Deutschen Reiches, von Italien, Belgien oder Frankreich in der Provinz schon längst in eigenen stattlichen Bankgebäuden residierten. Unerwähnt blieben bei Beschluss des Bauprogramms „weiche“ Faktoren wie etwa eine stärkere Mitarbeiterbindung durch Bereitstellung komfortabler Wohnungen, welche über die Versetzung des Personals in entlegene Provinzstädte hinwegtrösten sollten.

Filiale Innsbruck, angemietetes Geschäftslokal in der Museumstraße 7, vor 1907. © Stadtarchiv Innsbruck
Tobias Möllmer, Motivation III.
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