Die Bautätigkeit der Oesterreichisch-Ungarischen Bank und der Oesterreichischen Nationalbank im europäischen Kontext (1878–1938)
GEFÖRDERT DURCH DEN JUBILÄUMSFONDS DER OESTERREICHISCHEN NATIONALBANK – PROJEKT-NR. 18975
Lage und Disposition
Das Generalsekretariat der Notenbank bevorzugte für die Errichtung der Filialneubauten städtebaulich exponierte Eckgrundstücke in neu angelegten Vierteln in der Nähe des Bahnhofs, der Post und an großen Verkehrsachsen, so dass die Zweiganstalten des nationalen Kreditinstituts im Stadtbild deutlich ins Auge fielen. Auffällig häufig stehen die Filialen in Nachbarschaft zu den Stadttheatern und damit im Zentrum der Stadterweiterungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – Zeugnisse des kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritts der Provinzstädte. Sehr beliebt waren auch vornehme Vorstadtlagen an Plätzen und Parkanlagen, die nicht nur angenehme Lebensbedingungen für die Bankangestellten boten: Sie hatten auch den Vorteil, dass sich die Bank ihrer potentiellen Kundschaft annäherte, die in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnte. Dafür wurden die historischen Innen- und Altstädte mit ihren Marktplätzen und Hauptstraßen zunehmend aufgegeben, da sie nicht mehr dem geschäftlichen Schwerpunkt der Bank entsprachen.
Die Bankleitung musste sich aber prinzipiell nach dem Angebot der gerade zur Verfügung stehenden Bauplätze richten, wodurch ein standardisierter Bautyp unmöglich zu realisieren war. Um sich ihrer unmittelbaren Umgebung anzupassen und dabei das geforderte Raumprogramm einzuhalten, schufen die Architekten eine große Vielfalt an Bauformen: Freistehende, von Gärten umgebene Bauten in vorstädtischer Lage wurden ebenso errichtet wie eingebaute Häuser im Blockrand. Standen keine Eckplätze zur Verfügung, so konzipierte man Häuser in Zeilenbauweise.
Manche Filialen ähneln daher eher Villen, manche freistehenden und wiederum andere eingebauten Palais, während sich viele Bauten wie städtische Wohn- und Geschäftshäuser nahtlos der vorhandenen Bebauung einfügen.





