Blick vom Atmosphärenphysiklabor
Blick vom Atmosphärenphysiklabor: Am 18. März war die sonst stark befahrende Universitätskreuzung weitgehend leergefegt. Das zeigt sich auch in den Messwerten der Innsbrucker Forscher.

Ver­kehrs­beschrän­kungen: Stick­oxid­werte stark gesun­ken

Messungen der Uni Innsbruck zeigen, dass die Stickoxidwerte in der zweiten März-Hälfte deutlich zurückgegangen sind. Die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus hinterlassen somit Spuren in den Messdaten des Atmosphärenphysiklabors. Die Ergebnisse können helfen, die Auswirkungen von Verkehrsbeschränkungen auf Luftschadstoffe und Klimagase besser zu beurteilen.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie schaffen auch für die Wissenschaften eine bisher nie dagewesene Situation: „Die weitreichenden Mobilitätsbeschränkungen ermöglichen uns ein kontrolliertes Experiment“, sagt der Innsbrucker Atmosphärenforscher Thomas Karl. „Dieses globale Interventionsexperiment könnte in Zukunft helfen, die tatsächlichen Auswirkungen von Verkehrsbeschränkungen auf die Verteilung von Luftschadstoffen und auf die Emissionsmenge von Klimagasen besser beurteilen und quantifizieren zu können.“

Deutliche Reduktion der Stickoxide

Luftschadstoffe verweilen sehr viel kürzer in der Atmosphäre als das langlebige Kohlendioxid. Sinken die Emissionen zum Beispiel durch den Rückgang des Verkehrs, geht auch die Konzentration der Schadstoffe in der Luft sehr rasch zurück. „Diesen Effekt sieht man derzeit weltweit bei Stickoxiden sehr deutlich“, sagt Thomas Karl. „Im Rahmen einer österreichischen Initiative für förderbare F&E-Infrastrukturprojekte betreiben wir an der Universität Innsbruck seit 2018 kontinuierlich urbane meteorologische und atmosphärenchemische Beobachtungssysteme.“ Dies erlaubt es den Forschern nun, einen ersten Einblick in die Verteilung von Schadstoffen in der Talatmosphäre rund um Innsbruck vor und nach den Verkehrsbeschränkungen zu gewinnen. „Die tageszeitlichen Verläufe der Stickstoffdioxid-Konzentration am Boden und in der gesamten Talatmosphäre rund um Innsbruck zeigen in der zweiten März-Hälfte eine deutliche Reduktion, die über die natürlich zu erwartende Variabilität durch das Wetter hinausgeht“, erläutert Thomas Karl die ersten Ergebnisse.

Vergleich von zwei Datensätzen für Stickstoffdioxid für März 2019 und 2020. Die tageszeitlichen Verläufe am Boden (links) und über die gesamte Talatmosphäre gemittelt basierend auf Fernerkundungsdaten (rechts) zeigen eine deutliche Reduktion von Stickstoffdioxid, die über die natürlich zu erwartende Variabilität hinausgeht. (Credit: Uni Innsbruck/Luftblick)

Das Innsbruck Atmospheric Observatory (IAO)

Das Innsbrucker Atmosphärenphysiklabor (Innsbruck Atmospheric Observatory: IAO) wird von Professor Thomas Karl vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck geleitet und ist Bestandteil einer österreichischen atmosphärenchemischen und atmosphärenphysikalischen Messinfrastruktur für den urbanen Raum. Das Observatorium wird von der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geophysik, von AustroControl sowie dem Innsbrucker Startup Luftblick für die Grundlagenforschung genutzt. Im Luftchemieteam von Thomas Karl arbeiten Martin Graus, Christian Lamprecht, Michael Stichaner, Lisa Kaser und Arianna Peron derzeit in enger Zusammenarbeit mit Alexander Cede, Axel Kreuter und Martin Tiefengraber von Luftblick. Die derzeitigen Messungen werden auch vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF im Rahmen des Projekts ‚Charakterisierung von NOx Quellen in Innsbruck‘ gefördert.

 

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