Biodiversität
Johannes Rüdisser vom Institut für Ökologie ist Vertreter der Uni Innsbruck im Biodiversitätsrat.

Neuer Biodiversitätsrat warnt vor Artensterben

Expertinnen und Experten verschiedener Universitäten sowie aus den Bereichen Naturschutz, Museen und Landschaftsplanung haben sich angesichts des Artensterbens zu einem Biodiversitätsrat zusammengeschlossen. Sie warnen eindringlich vor Folgen des Artensterbens. Der Ökologe Johannes Rüdisser ist Vertreter der Uni Innsbruck im neuen Biodiversitätsrat.

Der Mensch droht als Verursacher des sechsten Massensterbens in die Geschichte einzugehen, warnte der globale Biodiversitätsrat IPBES in seinem globalen Zustandsbericht 2019: Rund eine Million Arten ist weltweit vom Aussterben bedroht. „Beängstigend ist dabei auch die Geschwindigkeit des Artensterbens in Österreich – wenn sich nichts ändert, werden viele Arten sowie wichtige Ökosysteme bereits in den nächsten Jahrzehnten verschwunden sein – teilweise noch, bevor wir sie überhaupt erforschen konnten“, warnt der Ökologe und Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Universität Wien. Die Folgen wären dramatisch: Neben den direkten Auswirkungen der Verarmung auf die Ökosysteme könnte der Rückgang vieler Bestäuber massiven Einfluss auf die Lebensmittelproduktion haben. Ökologe Franz Essl (Universität Wien), Zoologe Christian Sturmbauer (Karl-Franzens-Universität Graz und ABOL) sowie die Politikwissenschafterin Alice Vadrot (Universität Wien) vertreten das neue Gremium künftig als Leitungsteam.

Wissenschaftliche Ergebnisse und Forschungslücken

Vor diesem Hintergrund schlossen sich in Österreich 23 namhafte ExpertInnen und WissenschafterInnen aus mehr als 15 Institutionen zu einem fachübergreifenden Biodiversitätsrat zusammen: „Ziel ist es, der biologischen Vielfalt eine starke Stimme zu geben und die wissenschaftlichen Ergebnisse sowie Forschungslücken aufzuzeigen“, erklärt Christian Sturmbauer, Zoologe und Biodiversitätsforscher an der Karl-Franzens-Universität Graz. Christian Sturmbauer wurde gemeinsam mit Franz Essl und der Politikwissenschafterin Alice Vadrot in das Leitungsteam des 2019 gegründeten Biodiversitätsrates gewählt; als StellvertreterInnen wurden die Pilzexpertin Irmgard Greilhuber (Mykologische Gesellschaft), Andreas Tribsch (Universität Salzburg) und Thomas Wrbka (Universität Wien) berufen. Gemeinsam warnen die WissenschafterInnen vor den Folgen des Artensterbens. „Wissenschaftlich ist bei vielen Problemen klar, welche Schritte gesetzt werden müssen – doch diese Erkenntnisse der Biodiversitätsforschung sind in der Gesellschaft und der Politik noch nicht angekommen“, erklärt die Politikwissenschafterin Alice Vadrot: „Unser Ziel ist es, einer breiten Öffentlichkeit die Konsequenzen eines drastischen Artenrückgangs zu verdeutlichen – das ist dringend und notwendig!“

Großer Handlungsbedarf zum Schutz der Biodiversität in Österreich

Durch die Gründung des Biodiversitätsrats wollen sich die ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis stärker vernetzen. Ziel ist es, das Ausmaß und vor allem die Folgen des Biodiversitätsverlusts in Österreich aufzuzeigen. Dafür sei es wichtig, die großen Probleme mit den massivsten Auswirkungen anzugehen: die Folgen der Landnutzung, Bodenversiegelung und der intensiven Land- und Forstwirtschaft, beispielsweise: „Die neue Regierung in Österreich muss endlich ambitionierte Maßnahmen zum Biodiversitätsschutz und zum Stopp des Artensterbens in Österreich umsetzen“, fordert Sturmbauer, denn alle diese Probleme sind auch mit dem rasch fortschreitenden Klimawandel verwoben. „Weiters ist eine bessere Finanzierung der Biodiversitätsforschung in Österreich unumgänglich – so braucht es ein nationales Forschungsprogramm zum Arten- und Biodiversitätsschutz“, ergänzt Essl. Die Auswirkungen verschiedener Formen der Landnutzung werden auch im Rahmen des 2. Österreichischen Forums zu Biodiversität und Ökosystemleistungen, das heuer am 18. Dezember 2019 in Wien stattfindet, im Fokus stehen. Dabei wird die fachübergreifende Vernetzung von WissenschafterInnen, ExpertInnen aus der Praxis sowie Interessierten ermöglicht.

Der 23-köpfige Biodiversitätsrat wurde 2019 aus dem sich im Aufbau befindlichen Netzwerk Biodiversität Österreich heraus gegründet. Das Netzwerk Biodiversität Österreich versteht sich als Open Community, interdisziplinär für die unterschiedlichsten Fachdisziplinen und transdisziplinär für Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, NGOs und Zivilgesellschaft. Gemeinsames Ziel ist die Stärkung der Biodiversität und deren Ökosystemleistungen in Österreich. Alle, die an diesem Ziel arbeiten, sind herzlich eingeladen, im Netzwerk mitzuwirken.

Links

    Nach oben scrollen