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Von links: Christine Bandtlow, Forschungs-Vizerektorin der Medinischen Universität, Ministerin Aurelia Frick, Medizin-Uni-Rektorin Helga Fritsch, die Preisträgerinnen Mihaela Angelova, Manuela Gander und Irene Pereira de Sousa und Sabine Schindler, Forschungs-Vizerektorin der Universität Innsbruck.

Liechtenstein­preis in Vaduz verliehen

In Vaduz fand Ende April die feierliche Überreichung des Preises des Fürstentums Liechtenstein für wissenschaftliche Forschung an den Innsbrucker Universitäten statt. Jeweils 2.500 Euro gehen an Irene Pereira de Sousa, MSc. und Dr. Manuela Gander von der Universität Innsbruck sowie an Mihaela Angelova, PhD von der Medizinischen Universität Innsbruck.

Der Preis des Fürstentums Liechtenstein zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck und wird jährlich seit 1983 verliehen. Die Urkunden verlieh am 29. April Dr. Aurelia Frick, Liechtensteins Ministerin für Äußeres, Bildung und Kultur.  In ihrer Rede betonte sie: „Der heute in diesem feierlichen Rahmen verliehene Preis ist eine wichtige Würdigung der Forschungsleistungen, ist aber auch Ausdruck unserer traditionell engen Zusammenarbeit, die jedes Jahr in Erinnerung gerufen wird und für das Fürstentum Liechtenstein sehr wichtig ist.“ Sabine Schindler, Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck, hob bei der Verleihung ebenfalls die seit vielen Jahren bestehende, hervorragende Zusammenarbeit mit dem Fürstentum Liechtenstein hervor: „Der prestigeträchtige Liechtensteinpreis ist eine hohe Anerkennung der wissenschaftlichen Leistung unserer Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler“, betonte sie. „Er ist ein Ausdruck großen Lobs für ihre Forschung und motiviert zu weiteren Spitzenleistungen. Für diese wertvolle Unterstützung danken wir dem Fürstentum Liechtenstein.“ Auch Helga Fritsch, Rektorin der Medizinischen Universität Innsbruck, betonte die Bedeutung des Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs: „Nur mit der nötigen Unterstützung und Motivation lassen sich die Potentiale unseres Wissenschaftssystems optimal ausschöpfen. Als Rektorin einer forschungsstarken Universität kann ich deshalb nur Danke sagen, dass das Fürstentum Liechtenstein solche Anreize geschaffen hat.“

Alternativen zur Spritze

Die Pharmazeutin Irene Pereira de Sousa vom Institut für Pharmazie der Universität Innsbruck erhielt den Liechtensteinpreis für ihre Arbeit zu oralen Verabreichungsformen als Alternativen zur Spritze bei der Verabreichung von Biopharmazeutika: Diese müssen bisher nämlich fast ausschließlich mit einer Injektion verabreicht werden. Dieser Applikationsweg hat allerdings mehrere Nachteile, dazu gehören beispielsweise allergische Reaktionen und Schmerzen. Daraus ergibt sich eine starke Nachfrage in die Entwicklung von oralen Verabreichungsformen. In den nun ausgezeichneten Publikationen wurden dazu zwei richtungsweisende Strategien präsentiert: Die entwickelten Plattformen bieten zahlreiche neue Möglichkeiten, injektionspflichtige makromolekulare Wirkstoffe zu nicht-invasiven Medikamenten zu konvertieren.

Irene Pereira de Sousa, MSc., geboren 1987 in Pordenone (Italien), ist Doktorandin an der Abteilung für Pharmazeutische Technologie des Instituts für Pharmazie. Sie kam nach Abschluss ihres Pharmazie-Studiums in Padua 2012 nach Innsbruck. Betreuer ihrer Doktorarbeit mit dem Titel „Nanoparticulate oral drug delivery systems: addressing the surface characteristics as key to overcome the mucus barrier“ in Innsbruck ist Prof. Andreas Bernkop-Schnürch; Teile ihrer Forschung zu neuen, oralen Verabreichungsformen für bisher mit Spritzen verabreichten Medikamenten hat sie bereits in mehreren Aufsätzen in Fachmagazinen und auf Fachkongressen präsentiert.

Bindung bei Jugendlichen

In ihren mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichneten Arbeiten beschäftigt sich die Psychologin Manuela Gander mit Bindung bei Jugendlichen. In ihrer ersten Arbeit befasst sich Gander mit den physiologischen Aspekten, die bei der Aktivierung des Bindungssystems eine Rolle spielen. Dazu zählen beispielsweise eine erhöhte Herzrate und Hautleitfähigkeit, aber auch der Anstieg des Stresshormons Cortisol. Gander untersucht zudem, inwiefern sich diese physiologischen Parameter in den verschiedenen Bindungsmustern voneinander unterscheiden. Der zweite Artikel von Manuela Gander behandelt die Rolle der Bindung bei jugendlichen Patienten und Patientinnen mit einer Essstörung – eine Erkrankung, die sich hauptsächlich im Jugendalter manifestiert und häufig mit einer eingeschränkten Autonomieentwicklung einhergeht. Bislang fehle es in der Forschung noch an fundierten Studien, wie sich frühkindliche Bindungserfahrungen auf den Verlauf dieser schwerwiegenden Erkrankung sowie auf den therapeutischen Erfolg auswirken.

Dr. Manuela Gander studierte an der Universität Innsbruck Psychologie und promovierte im Oktober 2012 im Fachbereich klinische Psychologie. Während ihrer Auslandsaufenthalte an der Kinderklinik in London und an der University of California in Berkely untersuchte sie unterschiedliche Störungsbilder im Kindes- und Jugendalter. Neue Erkenntnisse motivierten Manuela Gander bereits vor Abschluss der Promotion ein etabliertes Forschungsinstrument zur Erfassung des Bindungsmusters im Erwachsenenbereich zu erlernen. Inwiefern Bindungsmuster transgenerational bei jugendlichen Patientinnen und Patienten weitergegeben werden und welche physiologischen Parameter kennzeichnend für den Jugendbereich sind, sind ein Kernbereich ihrer aktuellen Forschung.

Immunologische Analyse von verschiedenen Darmkrebs-Arten

In der nun mit dem Preis des Fürstentums Liechtenstein ausgezeichneten und im Fachjournal „Genome Biology“ publizierten Forschungsarbeit gelingt der Bioinformatikerin Mihaela Angelova die umfassende Analyse immunologischer Aspekte von verschiedenen Darmkrebs-Arten. Die detaillierte Analyse des Genoms von Tumoren kann langfristig zur Entwicklung der personalisierten Therapie oder Präzisionsmedizin beitragen. Im Rahmen der Studie wurden rund 600 Datensätze von PatientInnen mit Darmkrebs aus einer großen Kohorte, dem „Cancer Genome Atlas“, detailliert analysiert und die spezifischen Interaktionen zwischen Tumoren und Immunzellen aufgezeigt. „Wir konnten etwa sehen“, so die Preisträgerin, „dass spezifische tumor-infiltrierende Lymphozyten mit dem molekularen Phenotyp sowie mit dem Differenzierungsgrad des Tumors assoziiert sind“. Damit ist ein erster Schritt getan, um eine Immuntherapie zur Behandlung von Darmkrebs zu entwickeln.

Die 29-jährige gebürtige Mazedonierin Mihaela Angelova, PhD studierte an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnologie in Skopje Informatik und Computerwissenschaften, wo sie ihr Masterstudium auch abschloss. Nach Forschungsaufenthalten an der Mazedonischen Akademie der Wissenschaften und im Labor für Integrative Krebsimmunologie (INSERM) in Paris absolvierte Mihaela Angelova ab 2011 im Rahmen des FWF-Doktoratskollegs Molecular Cell Biology and Oncology (MCBO) an der Medizinischen Universität Innsbruck ein PhD-Studium, das sie 2015 mit Auszeichnung abschloss und in dessen Rahmen auch die unter ihrem Mentor Univ.-Prof. Dr. Zlatko Trajanoski entstandene und nun ausgezeichnete Forschungsarbeit entstand. Nach einem Jahr als PostDoc an der Sektion für Bioinformatik des Innsbrucker Biozentrums forscht Angelova nun wieder im Labor für Integrative Krebsimmunologie (INSERM) in Paris.

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