TeilnehmerInnen des Festkörperchemieseminars
Die TeilnehmerInnen des Festkörperchemieseminars im Universitätszentrum Obergurgl

Fünf Jahre Fest­körper­chemie in Ober­gurgl

Bereits zum fünften Mal fand in diesem Jahr das nun schon traditionelle Festkörperchemieseminar im Universitätszentrum Obergurgl statt. Die Arbeitsgruppen von Hubert Huppertz in Innsbruck sowie Wolfgang Schnick und Dirk Johrendt an der LMU München diskutierten aktuelle Forschungsergebnisse der Festkörperchemie und Materialforschung.

Jubiläumswürdig präsentierte sich auch das Wetter vom 28. bis 31. Januar – im tief verschneiten Obergurgl gaben insgesamt 20 Vorträge Einblick in die Arbeit der drei Forschungsgruppen. Als besonderes Highlight war in diesem Jahr Prof. Dr. Florian Kraus von der Universität Marburg als Ehrengast eingeladen, seinerseits Experte für die doch eher gefährlicheren Substanzen der Chemie – doch dazu später mehr.

Am Ankunftstag wurde abends das Seminar von Tobias Rackl aus der Arbeitsgruppe Johrendt mit einem Vortrag über „MAX und BORitz“ eröffnet, in dem es um MAX Phasen mit Boriden ging, die von Meister Lämpel doch zur Ordnung gerufen werden konnten. Gefolgt von vier weiteren Vorträgen aus den Arbeitsgruppen Schnick und Huppertz wurden Ergebnisse aus Hochdrucksynthesen vorgestellt und über spitzfindige Supertetraeder gesprochen. Den Abschluss bildete der Vortrag von Sebastian Vogel aus dem Arbeitskreis Schnick, der über die neusten Entwicklungen auf dem traditionsreichen Gebiet der Phosphornitride unter extremen Hochdruckbedingungen berichtete.

Am zweiten Tag startete Christiane Stoll mit ihren faszinierenden Ergebnissen von zwei zeitgleich vorhandenen Oktaedertypen in einer Struktur, in der ein Oktaeder nach dem Jahn-Teller-Effekt gestaucht und eines gestreckt vorliegt. Es folgten vier weitere Vorträge aus den Bereichen der Nitridoberylloaluminate, einem Kampf mit den Titanen („Do it like Zeus!“) sowie ammonothermaler Umsetzung von Oxidnitriden und der Chemie der Tellurate. Die Vielfalt der Inhalte zeigte sich auch in der nach einer kurzen Kaffeepause anknüpfenden Session, in der die Arbeitsgruppe Johrendt zeigte, dass theoretisch „einfache“ Synthesen zu supraleitenden Substanzen eben doch nicht so einfach sind und weiterhin doch auch klar wird, dass trotz röntgenographischer Ähnlichkeiten massive Unterschiede in den Eigenschaften vorliegen können. Aus der Arbeitsgruppe Schnick wurden anschließend Ergebnisse zu Beryllium-222 sowie neue Synthesemöglichkeiten zu SMS- und BMS-Systemen präsentiert. Die nächsten Vorträge widmeten sich ganz der Festkörper-NMR Spektroskopie, in welcher von Dr. Thomas Bräuniger (LMU München) auf didaktisch wertvollste Art und Weise die NMR-Spektroskopie an Quadrupolkernen erläutert wurde.

Die letzte Session stand dann ganz im Zeichen von neuen Borosulfaten aus dem Hause Huppertz von Leonard Pasqualini und eindrucksvollen Ergebnissen von Arthur Haffner, der sich mit Phosphidosilicaten beschäftigt. Abgeschlossen wurde der zweite Tag durch Dr. Stefan Rudel.

Am dritten Tag wurde zunächst nach den vielen Vorträgen das hervorragende Wetter mit strahlendem Sonnenschein und Neuschnee zur kreativen Phase auf der Skipiste, der Loipe und der Rodelstrecke genutzt, bevor es dann zu Vorträgen über die Synthese von Telluraten unter Hochdruck und zwei unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten von Sr2P3N7 überging. Als besonderes Highlight folgte dann der Vortrag des bereits erwähnten Ehrengasts, Prof. Dr. Florian Kraus, über das höchst reaktive Element Fluor, die anspruchsvolle Lösung der Kristallstrukturen von festem Fluor und dem historischen Weg des gefährlichen ClF3 von seiner ursprünglichen Produktionsstätte bis hin zum Verbleib mit heutigem Datum.

Insgesamt war diese Jubiläumsveranstaltung wieder eine sehr gelungene Tagung mit spannenden Vorträgen und großartigen Diskussionen! Durch diesen interdisziplinären Austausch kann Wissenschaft weiterwachsen und es können basierend darauf neue Ideen für weitere Forschungsarbeiten mitgenommen werden! Ein herzlicher Dank gilt den OrganisatorInnen Dr. Heidi Schwartz und Univ.-Prof. Dr. Hubert Huppertz sowie der finanziellen Unterstützung durch das Vizerektorat für Forschung!

(Red.)

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