In einem Innsbrucker Dachboden wurden ein Sax und eine Speerspitze aus dem späten 7. Jahrhundert gefunden.
In einem Innsbrucker Dachboden wurden ein Sax und eine Speerspitze aus dem späten 7. Jahrhundert gefunden.

Früh­mittel­alter­liche Waffen in Tirol gefun­den

Durch einen Zufall stieß der Archäologe Hannes Lehar auf einen seltenen Fund: In einem Innsbrucker Dachboden lagerten jahrelang ein mittelalterliches Kurzschwert und eine Speerspitze, die laut Experten über 1300 Jahre alt sind.

„Ich bin kein Mittelalter-Experte – mein Forschungsgebiet ist eher die klassisch griechisch-römische Zeit – aber als ich die zwei Metallgegenstände sah, die lange in einem Dachboden in St. Nikolaus gelagert wurden, war ich mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um ein mittelalterliches Kurzschwert, einen sogenannten Sax, und eine Speerspitze handeln muss“, erzählt Dr. Hannes Lehar, freier Mitarbeiter am Institut für Archäologien der Uni Innsbruck. Wie die beiden Waffen auf den Dachboden in Innsbruck gelangt sind, ist nicht ganz klar. „Als wir im Zuge von Renovierungsarbeiten an unserem Haus in der Innstraße den Dachboden ausgeräumt haben, bin ich auf die zwei Metallgegenstände gestoßen, die ich nicht ganz zuordnen konnte. Anschließend habe ich sie noch rund 30 Jahre in meiner Wohnung gelagert und erst als ich durch Zufall über eine gemeinsame Bekannte mit Hannes Lehar ins Gespräch kam, fielen sie mir wieder ein und ich bat ihn um eine Einschätzung. Dass es sich dabei um so alte Waffen handelt, hätte ich allerdings nicht geglaubt“, so der Besitzer der frühmittelalterlichen Waffen, Ing. Robert Bachmann. Er erklärte sich bereit, die Fundgegenstände dem Institut für Archäologien für die weitere Untersuchung und anschließende Ausstellung im Archäologischen Museum der Universität Innsbruck als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen.

Mittelalterliches Kurzschwert

Mag. Florian Messner MA, ebenfalls freier Mitarbeiter und Dissertant am Institut für Archäologien hat sich auf mittelalterliche Waffen in Tirol spezialisiert und verfasst auch seine Dissertation zu diesem Thema. „Als Hannes Lehar mir die Fundstücke zeigte, war ich sehr überrascht. Üblicherweise sind Dachbodenfunde maximal 200 bis 300 Jahre alt“, sagt Messner. Aufgrund ihrer Bauart schätzt der Experte allerdings, dass der Sax und die Speerspitze aus dem späten 7. Jahrhundert stammen. „Saxe lassen sich sehr gut datieren. Diese Art des Kurzschwerts hat immer einen breiten Klingenrücken und ist nur einseitig geschliffen – die Länge, der einseitige Schliff und der breite Rücken beim Fundstück sind typisch für einen Schweren Breitsax aus dem frühen Mittelalter“, erklärt Messner. Dieser wurde von Söldnern als Hieb- und Stichwaffe zusammen mit einem Schild und einem Speer verwendet. Die Tatsache, dass der Sax gemeinsam mit einer Speerspitze gefunden wurde, spricht dafür, dass der Fund aus einem Krieger-Grab stammt. „Häufig wurden Krieger zu dieser Zeit mit Sax, Speer und Schild bestattet“, erklärt Florian Messner.

Auch die Speerspitze, die gemeinsam mit dem Sax gefunden wurde, ist etwas Besonderes: „Hierbei, handelt es sich um einen eigenartigen Typ, den wir noch nicht genau zuordnen konnten. Das ist typisch für das Frühmittelalter, denn im Gegenteil zum Sax, für dessen Herstellung sehr gute Schmiedekenntnisse benötigt wurden, konnte jeder fähige Dorfschmied eine Speerspitze schmieden. Aus diesem Grund gibt es hier keine Standardisierungen wie bei aufwendiger geschmiedeten Waffen“, sagt Messner.

Guter Erhaltungszustand

Auch wenn es auf den ersten Blick anders wirkt, sind beide Fundgegenstände in ausgezeichnetem Zustand. „Das Eisen scheint für sein Alter sehr gut erhalten zu sein, auf der Klinge sind noch Reste einer Scheide aus Leder erkennbar, am Griff dürften Holz oder Knochenreste sein“, beschreibt Messner. „Wenn die Reste der Scheide im Rahmen der Restaurierung entfernt werden, könnte sich auch eine Damaszierung der Klinge zeigen. Dabei handelt es sich um eine Herstellungsweise von Stahl, die ein wellenförmiges Muster auf der Klinge hinterlässt, diese war zu dieser Zeit bei hochwertigen Klingen durchaus üblich.“ Genauere Details soll nun eine professionelle Restaurierung zeigen, für die derzeit noch Mittel gesucht werden.

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