Exkursion nach Zypern
Innsbrucker Archäologengruppe in der antiken Stadt Salamis.

Fächer­übergrei­fende ar­chäo­logi­sche Ex­kur­sion nach Zy­pern

Im Rahmen einer zweiwöchigen Exkursion reiste eine Gruppe von Innsbrucker Studierenden unter der Leitung von Florian Müller, Nicole Mölk und Birgit Öhlinger vom Institut für Archäologien auf die Insel Zypern. Zum zweiten Mal wurde eine Exkursion von mehreren archäologischen Fachbereichen gemeinsam abgehalten.

Im Mai unternahm eine Gruppe von 44 Personen, Studierende und Angehörige der Universität Innsbruck, eine archäologische Exkursion nach Zypern. Die Studierenden kamen dabei aus verschiedenen Fachrichtungen: Neben ArchäologInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen nahmen daran auch solche aus den Fächern Alte Geschichte und Altorientalistik sowie dem Lehramt Geschichte teil. Die Insel Zypern, die einen Schmelztiegel an Kulturen bildet, bot sich als ideales Reiseziel an, da sich dort sowohl bedeutende Zeugnisse der Prähistorie, der klassischen Antike als auch des Mittelalters und der Neuzeit finden.

Zypern: Von der Prähistorie bis in die Neuzeit

Nach dem Flug von Innsbruck nach Larnaka wurden bereits am ersten Tag Überreste prähistorischer Siedlungsspuren auf Zypern besichtigt. Hierbei handelte es sich um die jungsteinzeitliche Siedlung Choirokoitia/Chirokitia. Am zweiten Tag erfolgte eine Umrundung des Salzsees von Larnaka und neben rosaroten Flamingos wurde auch die große, am See gelegene Hala Sultan Tekke Moschee besucht. In unmittelbarer Nähe befindet sich die spätbronzezeitliche Siedlung Dromolaxia-Vizatzi, an welcher gerade archäologische Grabungen durch schwedische Archäologen stattfanden. Die Innsbruck Gruppe wurde durch den Grabungsleiter Professor Peter M. Fischer von der Universität Göteborg persönlich geführt und dabei die neuesten Forschungsergebnisse präsentiert. Nach einer weiteren Übernachtung in Larnaka, wo das kleine Pierídes-Museum besucht wurde, ging es weiter nach Osten. In Agía Nápa konnte neben hellenistischen und römischen Gräbern und dem mittelalterlichen Kloster auch das Meeresmuseum mit einer Rekonstruktion des berühmten Schiffswracks von Kyrenia besichtigt werden. Am darauf folgenden Tag wurde in einem Stadtrundgang Larnaka mit seinem türkischen Viertel, dem türkische Fort sowie die Phaneromeni- und die Àgios Lázaros-Kirche erkundet. Anschließend erfolgte die Weiterreise die Südküste entlang Richtung Limassol. Auf dem Weg lag die antike Stadt Amathoús, mit Akropolis, Aphrodite-Tempel sowie Agora und Nymphäum. Ein kurzer Halt wurde am sog. „Felsen der Aphrodite“ eingelegt, dem angeblichen Geburtsort der Göttin. In Limassol ergab sich ein Schwerpunkt im Mittelalter: Das Museum in der dortigen Burg beheimatet Ausstellungsstücke aus dem gesamten zypriotischen Raum aus der mittelalterlichen Epoche. Abgeschlossen wurde der Tag mit der Johanniterburg mit zugehörigen Wohnturm aus dem 15. Jahrhundert in Kolóssi.  Nach zwei lehrreichen Tagen in Limassol erfolgte die Weiterreise an das an der Westküste gelegene Paphos. Auf dem Weg wurden neben den beeindruckenden mykenischen Königsgräbern in Koúrion, dem archäologischen Park sowie dem in der Nähe gelegenen Museum in Episkopi auch das Apollo-Hylates-Heiligtum besichtigt. Nach dem Besuch des Aphrodite-Heiligtums in Koúklia/Palaiá Páfos erfolgte als Tagesabschluss die Besichtigung der mittelalterlichen Festung La Covocle. Bei Paphos handelt es sich um einen der bedeutendsten Fundplätze der Antike auf Zypern. Nach einem ausgedehnten Rundgang durch den archäologischen Park beeindruckten insbesondere die Königsgräber von Paphos. Während eines Stadtrundgangs wurden aber auch der neuzeitliche Hafen sowie die an der Hafenbefestigung gelegene fränkische Festung sowie die Basilika Limeniótissa besichtigt. Am folgenden Tag wurde der Süden verlassen und ein Abstecher an die Nordküste der Republik Zypern unternommen, wo das Archäologische Museum in Pólis und das sog. „Bad der Aphrodite" auf dem Programm standen. Am Rückweg erfolgte die Besichtigung zweier frühchristlicher Basiliken in Àgios Geórgios sowie der Besuch des Museums der mykenischen Kolonisation auf der Halbinsel Palaíkastro-Maa (Coral Bay) sowie der bronzezeitlichen Siedlung in Lémpa. Im Anschluss wurde der Westen Zyperns endgültig verlassen und im Trodos-Gebirge im Landesinneren das Kloster Agios Ioannis Lampadistis/Kalapanagiotis sowie die Kirche Panagía Forviótissa in Asínou besichtigt. Auf dem Weg nach Nicosia, der Hauptstadt Zyperns, erfolgte ein Abstecher nach Tamassós mit seinen Königsgräbern und seinem Astarte-Aphrodite-Heiligtum. Der folgenden Tag wurde der geteilten zypriotischen Hauptstadt gewidmet und dabei auch erstmalig die Demarkationslinien zwischen der Republik Zypern und der  Türkischen Republik Nordzypern überschritten. Während im griechischen Teil der Altstadt der venezianische Mauerring sowie das byzantinische Museum besichtigt wurden erfolgte im türkischen Teil der Altstadt ein ausgedehnter Stadtrundgang mit Programmpunkten wie den osmanischen Khanen, der osmanischen Bibliothek sowie der Sophien-Kathedrale, der heutigen Selimiye-Moschee.

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Gruppenfoto der ExkursionsteilnehmerInnen vor der Katharinenkirche in Nikosia. (Bild: Nicole Mölk)

Am folgenden Tag wurde über den Checkpoint Agios Dometios der griechische Teil Zyperns verlassen und es erfolgte die Einreise in den türkischen Norden.  Auf dem Weg nach Famagusta wurden neben der bronzezeitlichen Stadt Enkomi und dem Barnabas-Kloster mit archäologischem Museum, das antike Salamis besichtig. Der bedeutendste Fundplatz der Antike ganz im Osten Zyperns gelegen beeindruckte neben seinen Königsgräber durch eine ausgedehnte Stadtanlage mit römischer Agora, Theater und Basilika. In Famagusta selbst erfolgte nach der Umrundung des „Geisterviertels", eines im Zuge der Vertreibung der Griechen bis heute verlassenen ausgedehnten Stadtteils, ein Stadtrundgang entlang der venezianischen Stadtmauer mit Besichtigung des sog. Othello Turmes und der gotischen St. Nikolaus Kathedrale, der heutigen Lala-Mustafa-Pasa-Moschee. Am folgenden Tag erfolgte die Weiterreise nach Kyrenia, an der Nordküste Nordzyperns gelegen. An dieser wurden das antike Vouni, die römisch-frühchristliche Stadt Soli, das Museum von Morphou sowie das minoische Myrtou-Pigades Heiligtum besichtigt. Die Besteigung der spektakulär gelegenen mittelalterlichen Festung von Hilarion, von der sich ein beeindruckender Ausblick über die Küste ergab,  bildete einen der Höhepunkte der Reise im Nordteil der Insel. Nach der Rückfahrt über das antike Lambousa mit seiner Nekropole und den noch gut erhaltenen römischen Fischbecken erfolgte die Stadtbesichtigung Kyrenias. Neben dem mittelalterlichen Hafenbecken wurde auch die bedeutende venezianische Festung Kyrenias mit dem dazugehörigen Schiffswrack-Museum besucht. Am folgenden Tag wurde erneut die Grenze überquert und auf dem Rückweg nach Larnaka die Ruinen des antiken Idalions sowie die Ausgrabungen von Kítion in Larnaka besucht. Die Exkursion endete am nächsten Tag mit dem Heimflug und der Rückkehr nach Innsbruck.

Neben den zahlreichen historischen Stätten und Museen, die die vergangene Geschichte, Kunst und Kultur der Insel lebendig werden ließen, beindruckte die wechselhafte Topographie in den unterschiedlichen Landesteilen. Insbesondere konnten aber auch Einblicke in das Alltagsleben und die aktuelle politische Situation der geteilten Insel, also sowohl des griechischen Südens als auch des türkischen Nordens gewonnen werden.

Exkursionen als zentrales Element

Exkursionen stellen zentrale und wichtige Lehrveranstaltungen in der archäologischen und altertumswissenschaftlichen Ausbildung dar. Das Erfassen historischer Landschaften und somit des ursprünglichen Lebensraumes gelingt nur durch die Veranschaulichung vor Ort. Zudem dienen Exkursionen durch Besuche von Ausgrabungsstätten, Museen und Sammlungen der Vertiefung der Denkmälerkenntnis. Im Vorfeld hatten die Studierenden ausgewählte archäologische Stätten und Museen eigenständig aufzuarbeiten, um diese dann im Rahmen von selbstständigen Führungen für die Gruppe im Verlauf der Exkursion vorzustellen. Für die Lehrenden stellte die fächerübergreifende Exkursion eine spannende Herausforderung dar, für die Studierenden ergab sich dadurch die Möglichkeit Einblicke und Verständnis in Methoden und Arbeitsweisen der beteiligten archäologischen Fachdisziplinen zu erhalten und gerade dieser Aspekt erwies sich dabei als inhaltlich besonders gewinnbringend.

(Nicole Mölk, Florian M. Müller, Birgit Öhlinger)

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