Der russische Generalkonsul Sergej Maguta.
Rede von Generalkonsul Sergej Maguta anlässlich der Ausstellungseröffnung.

Ein wei­te­res Stück russi­scher Kul­tur an un­serer Uni­ver­sität

Mit „Kunst und Literatur der Hoffnung und Stagnation. 1946–1956“ präsentiert das Russlandzentrum bereits zum zweiten Mal eine Ausstellung in Kooperation mit dem Staatlichen Literaturmuseum Moskau an der Universität Innsbruck. Die Ausstellung wurde am Dienstag, 8. Juni 2021, feierlich eröffnet und ist noch bis Freitag, 16. Juli 2021, am Bruno-Sander-Haus und der ULB zu sehen.

Dass diese Ausstellung nach langer Vorbereitungszeit und Corona-bedingten Verschiebungen nun in Innsbruck präsentiert werden kann, ist vielen verschiedenen Institutionen und Einzelpersonen zu verdanken, wie nicht nur Eva Binder, Leiterin des Russlandzentrums, sondern auch Sergej M. Maguta, Generalkonsul der Russischen Föderation in Salzburg, in ihren Eröffnungsreden mehrfach betonten. Besonderer Dank gilt natürlich dem Staatlichen Literaturmuseum Moskau, v.a. dessen Direktor Dmitrij Bak, der Kuratorin Marina Krasnova, sowie Natalia Papanova, der Zuständigen für Ausstellungen, aber auch der Leiterin der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Eva Ramminger, und ihren Mitarbeiter*innen für die erneute positive wie auch professionelle Zusammenarbeit.

Und auch Sebastian Donat, Dekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, verwies in seinen Ausführungen auf die gelungene Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Literaturmuseum Moskau im Rahmen der gemeinsamen Ausstellung „Die Zwölf“ im Jahr 2017, die der Oktoberrevolution gewidmet war: Eine Kooperation zwischen russischen und österreichischen Institutionen, die durchaus nicht selbstverständlich ist!

Im Falle der jetzigen Ausstellung, die 2019 in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi erstmals präsentiert wurde, bedeutet eine solche Kooperation, dass der gesamte Text ins Deutsche übersetzt, für das österreichische Publikum angepasst und teilweise auch vollkommen neu layoutiert und bebildert werden musste. Umso mehr freut Dekan Donat sich, dass durch diese Ausstellung nun „ein weiteres Stück russischer Kultur“ an der Universität Innsbruck zu sehen ist. Bis 16. Juli kann die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol (Einzelporträts und Stalinpreise) sowie an der Glasfront des Bruno-Sander-Hauses (Zeittafel) besichtigt werden.

 

Eröffnung der Ausstellung am 8. Juni. (Credit: Russlandzentrum)
Eröffnung der Ausstellung am 8. Juni. (Credit: Russlandzentrum)

Politische und kulturpolitische Repressionen

Andrea Zink, Leiterin des Instituts für Slawistik und Professorin für Literatur- und Kulturwissenschaft, gab bei der Eröffnung am GEIWI-Vorplatz schließlich einen Einblick in die Schicksale ausgewählter Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst und Literatur und somit einen Vorgeschmack auf die Ausstellung selbst:

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Zeit vom Spätstalinismus bis zum Beginn des politischen Tauwetters. Das erste Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg ist geprägt vom Beginn des Kalten Krieges sowie von politischen und kulturpolitischen Repressionen in der Sowjetunion. Gleichzeitig zelebriert die politische Macht sich selbst in offiziellen Ritualen und Zeremonien, und Werbeplakate verkünden die Rückkehr zur Normalität nach den Entbehrungen der Kriegsjahre. Anhand von Einzelporträts namhafter Kulturschaffender aus Literatur, Musik, Film und Theater, wie Anna Achmatova, Boris Pasternak, Dmitrij Šostakovič oder Sergej Eisenstein, entsteht das Porträt einer Zeit, in der Kulturschaffende öffentlich diffamiert werden, während man die Günstlinge des Systems mit Staatspreisen ehrt.

Innerrussische Perspektive und Bezüge zu Österreich

In einer Zeittafel werden die wichtigsten Ereignisse des kulturellen, politischen und gesellschaftspolitischen Lebens der Jahre 1946–1956 vor Augen geführt. Für die Präsentation der Ausstellung in Österreich wurde die innerrussische Perspektive um einige wenige kulturelle und gesellschaftliche Schlaglichter auf die österreichische Besatzungszeit – in goldener Farbe hervorgehoben – ergänzt.

Wussten Sie beispielsweise, dass es in Wien von 1946 bis 1956, also über Josef Stalins Tod im Jahr 1953 hinaus, einen Stalinplatz gab? Das war der südliche Teil des Schwarzenbergplatzes, wo heute noch das Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee steht.

Lassen Sie also die Zeit von 1946 bis 1956 in den zahlreichen, in der Ausstellung „Kunst und Hoffnung der Stagnation“ zusammengestellten Fragmenten zu Ihnen sprechen! Sie haben dazu bis zum 16. Juli Gelegenheit und dann noch einmal im November und Dezember an der Universität Salzburg.

(Agnes Tauscher)

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