Die österliche Speisenweihe


Zu den am Ostersonntag, teilweise schon am Karsamstag geweihten Speisen gehören neben Ostereiern, Brot, Schinken Speck oder Selchfleisch auch verschiedene Brotformen, wie die Gebildbrote Forchatz, Hase oder Henne,...  ebenso Osterpinzen und Zöpfe bzw. Striezel. Weiters sind  die heute meist aus Biscuitteig in Modeln gebackene Osterlämmer, häufig mit Schleife oder Fahne geschmückt, zu nennen. Die geweihten Speisen haben einen besonderen ideellen Wert. Von den geweihten Ostereiern etwa bekommt jedes Familienmitglied nur ein Stück. Mit dem (oft gesottenen) Speck wird äußerst sparsam umgegangen. Vielfach werden geweihte Speisen als Vorspeise für das österliche Festessen genommen.

Die Gleichmäßigkeit und das Alter dieses Brauchs ist bemerkenswert. Die Zusammensetzung des öterlichen Weihekorbes ist  nicht nur in Tirol gleich, sondern es gibt kaum Unterschiede zu einem Weihekorb im restlichen Österreich, in Bayern oder in der Schweiz. Bei einem Ostermahl in Augsburg, das der Biograph des hl. Ulrich (gestorben 973 !!) beschreibt, kam zuerst Lammfleisch und Schinken auf dem Tisch, welchen zuvor während der hl. Messe geweiht woden ist. Set dem 12. Jhd. ist die Weihe von Eiern bezeugt.

Mit der Speiseweihe wurden früher im Volksglauben die verschiedensten Vorstellungen verbunden. So glaubte man zum Beispiel in der Gegend von Bruneck, daß jener Bauer das ganze Jahr mit der Arbeit voraus sei, dessen Magd am Ostersonntag mit der "Osterweich"  zuerst aus der Kirche gekommen ist.

Die Ausübung bzw. das Festhalten an der österlichen Speiseweihe ist in Tirol recht unterschiedlich. Die Zahl der Gemeinden, in denen die schön geschmückten und mit Speisen gefüllten Körbe vor den Seitenaltären aufgestellt werden und die Weihe bei den feierlichen Gottesdienst erfolgt, wie dies noch in Kundl oder Matrei i.O. der Fall ist, nahm in den letzten 20 Jahren stark ab.

 


Literatur:
Grass, Nikolaus: Ostern in Tirol, Innsbruck 1957
Heider; Friedrich: Tiroler Brauch im Jahresbrauch, Innsbruck 1968
Schneider Ingo: Brot im Tiroler Osterbrauch, in: Tiroler Bauernzeitung vom 27. März 1986

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