Die Fastnachten in Pitztal


Neben den bekannten Fastnachten von Imst, Telfs oder Fiss entstanden in mehreren Orten des Tiroler Oberlands in den letzten Jahren zahlreiche neue Fastnachtsbräuche, die sich an den oben genannten Umzugsbräuchen orientierten. Neu eingeführte Bräuche finden in Rinn, Tulfes (Bam ziach'n), Baumkirchen, Riez, Inzing, Haiming … statt.

Die Fastnachten im Pitztal sind ebenfalls eine relativ junge Entwicklung. Ihre Erscheinungsform hat sich sehr stark an das Imster Schememlaufen bzw. an der Walder Fastnacht orientiert. Figuren, wie der "Lagga Roller", "Lagga Scheller" , die Hexen sowie die Ordnungsfiguren Sackner, Mohren- und Egelspritzer und Kübele Majen finden sich auch in ähnlicher Weise in Imst.

Singeser (Scheller) in Arzl / Pitztal 1999 Photo Karl Berger © 1999

Singeser (Scheller) in Arzl / Pitztal 1999
Photo Karl Berger © 1999

Die Hauptfigur der Fastnacht in Arzl sind die Singesler. Sie tragen einen verzierten Kopfschmuck auf dem Haupt und hell klingende Glocken ("Singesen") um den Bauch. In Imst und Wald heißt die entsprechende Figur Scheller. Die zum Singeser dazu gehörende weilbliche Figur ist der Roller, die - eher unüblich - kein "G'röll" hat. Weitere Figuren sind die Burstallzurfer (Holzarbeiter), Bären und Bärentreiber, sowie die Labrada (Sänger, die lokale Geschehnisse neckisch darbieten).

Das Singeserlaufen in Arzl wurde 1913 erstmals inszeniert, nachdem von 1909 bis 1912 der Brauch "unorganisiert" durchgeführt wurde. 1957 wurde der erste Fastnachtsverein gegründet. Nach langjähriger Pause wurde 1983 ein kleinerer Umzug veranstaltet. 1995 wirken aber beriets 200 Aktive mit. Die bisher letzte Fastnacht in Arzl fand 1999 statt.

Etwas älter ist die Walder Fastnacht. Die Hauptfiguren sind Roller und Scheller.Ihr Aussehen ist ähnlich der Imster Roller und Scheller, jedoch läuft das "Gangl" (der Tanz) ein wenig anders ab. Lagge Roller und Lagge Schaller finden sich hier ebenso wie Sackner, Engelspritzer, Mohren, Kübele Majem oder Bären. Als weitere Figur treten die "Waldmandlen" (Wilde Männer) auf. Sie sind völlig mit Baumbart und Tannenreisig verhüllt und halten in der Hand einen Stock. Die Labrada verkaufen die"Ratschkatt'l", die Faschingszeitung der Walder.

Bei der Fastnacht 1995 und 1999 nahmen an die 200 Burschen am Brauch teil, ein im Vergleich zur Einwohnerzahl (570) - überaus hoher Prozentsatz der (männlichen) Bevölkerung. Bemerkenswert ist das Ankündigungsplakat der Fastnacht. Überaus farbenfroh wurde es vom renomioerten Künstler Prof. Ernst Insam geschaffen.

Die Interpretation des Brauchs als fruchtbarkeitskultische Handlung bzw. als Austreiben des Winters ist nicht richtig!

 


Literatur:
Dörrer, Anton: Tiroler Fasnacht innerhalb der alpenländischen Winter- und Vorfrühlingsbräuche. Wien 1949.
Gapp, Hans (Hrsg.): Die großen Fasnachten Tirols. Innsbruck 1996.
A.P.: Fastnachten im Pitztal, in: Der Trachtler, 26. Jhg., Heft Nr. 80, Innsbruck 1999, S.: 6

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