Der Egetmann-Umzug in Tramin

Brauchmotive wie das Mähen auf der Straße wurden vielfach fälschlicherweise vegetationskultisch gedeutet. Es ist aber vielmehr ein lustigen und höhnisches Treiben, auch unter dem Gesichtspunkt der verkehrten Welt. Aufnahme beim Egetmannumzug 1999 Photo: © Karl Berger 1999

Brauchmotive wie das Mähen auf der Straße wurden vielfach fälschlicherweise vegetationskultisch gedeutet. Es ist aber vielmehr ein lustigen und höhnisches Treiben, auch unter dem Gesichtspunkt der verkehrten Welt.
Aufnahme beim Egetmannumzug 1999
Photo: © Karl Berger 1999

In den ungeraden Jahren findet am Faschingsdienstag im Tramin / Südtirol der Egetmann-Umzug statt. Entstehung und Entwicklung des Brauchs sind nur ansatzweise erforscht. Vergleichbare Umzüge waren bis 1872 im benachbarten Nals, bis 1890 in Salurn und bis 1930 in Altrei gebräuchlich. In Kurtinig wurde der Brauch unter der Bezeichnung "Ruepl" bis 1870 gepflogen. De Egetmannumzug hat sch aus eimem Plugziehen entwickelt. Dabei wurde ein Pflug spaßhalber und mit viel Raudau durch den Ort gezogen. Der Pflug und Egge werden noch heute mitgeführt, und auch in Nals führte der Strohmann die Egge. Für diese Interpretation spricht auch der Name des Umzugs. "Eget", ahd. Egida, ist die Egge. Der heutige Egetmann-Umzug zeigt keine vegetationskultischen Züge. Auch die Intertpretation des Pflugziehens als fruchtbarkeitskultisches Aufreisen der Ackererde sit nicht richtig und entbehrt jeder volkskundlichen und historischen Grundlage.Der Brauch ist, wie alle anderen Fastnachten, als lustiges Treiben der Dorfbewohner für die Dorfbewohner, als eine Art Volksschauspiel, zu sehen.

Die Hauptfigur des Umzugs, der Egetmann, ist ein wohlhabender, besserer Mann, der im Begriff ist zu heiraten. Fashingshochzeiten sind ein weit verbreitetes Motiv bei Fastnachten. So findet man solche Scheinhochzeiten etwa beim Larchziehen in Umhausen (Ötztal).

Den Umzug eröffnet ein berittener Trompeter, der von Knechten begleitet wird, die für die Aufrechterhaltung der Ordnung sorgen. Ihnen folgen die "Schnöller", junge Burschen, die mit langen Geißeln für die nachfolgenden Figuren Platz schaffen, die Wegmacher mit Haue und Schaufel, Feldarbeiter mit hölzernen Sensen, Rechen und Gabeln, ein von Ochsen gezogener Pflug sowie eine Egge, darauf der Sämann und der Bauer mit einem Geldbeutel im Gürtel. Nun kommt die Hauptfigur des Umzugs, der Egetmann oder Oegetmann, eine mit schwarzem Anzug, Zylinderhut und weißen Handschuhen bekleidete Puppe. Er wird von seinem Diener und seiner Braut begleitet. Mit dem Egetmann erscheint der Ausrufer, der an mehreren Plätzen im Dorf das Protokoll verliest, mit seinen Begleitern. Früher wurden im Protokoll verschiedene Ortsereignisse aufs Korn genommen. Seit jedoch einmal ein betroffener, erzürnter Bürger mit einem scharf geladenen Gewehr in die Menge schoß, wurden alle persönlichen Anspielungen verboten.

Schnappvieh, auch Wudelen genannt. Aufnahme beim Egetmannumzug 1999 Photo: © Karl Berger 1999

Schnappvieh, auch Wudelen genannt. Aufnahme beim Egetmannumzug 1999 Photo: © Karl Berger 1999

Weitere traditionelle Masken sind: der "Wilde Mann", er ist am ganzen Körper über und über mit Efeublättern bedeckt, trägt ein Hasenfell im Gesicht und wird vom Jäger am Ende des Umzugs am Marktplatz erschossen; die "Schnappviecher", zwei bis drei Meter hohe Tiergestalten mit einem mit Fell überzogenen, behörnten Kopf, deren bewegliche mit Hozzähnen ausgestatttetes Maul ständig auf und zu schnappt, "Burgl" und der "Burgltreiber", der vom Metzger und einer Kellnerin verfolgte Bär und die Wäscherinnen.

 


Literatur:
Griessmair, Hans: Der Egetmann-Umzug in Tramin. In: Jahrbuch des Südtiroler Kulturinstitutes. Band IX. - Das Südtiroler Unterland. Bozen 1980, S.373-383. - Mader, Ignaz: Der Traminer Fastnachtsumzug, In: Der Schlern, 7 (1926), S. 394-396. - Romani, Haimo: Unterländer Faschingsumzug in Tramin, In: Der Schlern 45 (1971), S. 112-113.

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