Erster Mai


Die Feste und Bräuche am Ersten Mai sind voneinander auffallend verschieden. Während vielerorts ein Maibaum im Mittelpunkt der Feiern steht, Maigrafen und Maibräute eine Rolle spielen, der Mai eingeholt, begrüßt, eingeblasen oder eingesungen ("Der Mai ist gekommen") wird und sich oft der Austrieb des Viehs auf die Sommerweide anschließt, kennen wir auch Arbeiterfeiern und Gewerk- schaftstreffen sowie große nationale Heerschauen. Die katholische Kirche feiert am Ersten Mai das Fest "Joseph der Arbeiter", das auf eine Stiftung Papst Pius´XII im Jahr 1955 zurückgeht.

Dem Beginn des Sommerhalbjahres am 1. Mai entsprechend, verlegte Pippin der Kurze schon im Jahr 755 die große jährliche Waffenschau der Wehrfähigen vom 1. März auf den 1. Mai. Später galten Maianfang und Pfingsten neben der Fastnacht als die wichtigsten Termine für Rittertreffen und Turnierfeste. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entwickelte sich in England und Italien ein Brauch, bei dem Maigrafen und –gräfinnen "in den Mey reiten". Dem ersten Mai voraus geht die Walpurgisnacht, benannt nach der Heidenheimer Äbtissin Walburga, die im 8. Jahrhundert als Heilige starb. Die Bräuche dieser Nacht weisen allerdings keine Bezüge zur hl. Walburga auf; sie stehen vielmehr im Zusammenhang mit dem alten Musterungstermin am Ersten Mai und seiner Bedeutung als Sommerbeginn im germanischen Kulturkreis. Vor dem Eintritt in den Militärdienst erbot sich hier noch einmal die Gelegenheit zu ausgelassenen Streichen.

Die Nationalsozialisten feierten den 1. Mai als Tag der erwachenden Natur, wobei sie es verstanden, mythologische Metaphern Wie "Frühling, Sonne und Erwachen" in ideologische Begriffe umzumünzen und so das Volk in Aufbruchsstimmung versetzten. Nach 1945 wurden die Maifeiern neu organisiert, wobei die Integration des Arbeitermai in die Gesamtkultur im Mittelpunkt stand.

 


Literatur:
Korff, Gottfried: Heraus zum 1. Mai. Maibrauch zwischen Volkskultur, bürgerlicher Folklore und Arbeiterbewegung. IN: Richard van Dülmen / Norbert Schindler (Hrsg.): Zur Wiederentdeckung des vergessenen Alltags. Frankfurt a.M. 1984, S.246-281. - Küster, Jürgen: Wörterbuch der Feste und Bräuche im Jahreslauf. Wien 1985

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