WissenAmFreitag #31 - 11/03/2022
Hallo,
wir alle sind schockiert über die Berichte und Bilder aus der Ukraine. Auch die Universitätsleitung hat sich bestürzt gezeigt und einen Krisenstab eingerichtet, der nun Maßnahmen koordiniert, mit denen Kooperationspartner*innen, Wissenschaftler*innen und Studierende aus der und in der Ukraine unterstützt werden können.
Ähnlich wie bei der Pandemie, die plötzlich in den Hintergrund gedrängt wurde, braucht es auch bei den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine eine informierte Einordnung der Ereignisse. Denn obwohl wir die Schrecken des Krieges nicht unmittelbar erfahren müssen, erleben wir sie doch über die digitalen Medien tagtäglich und sehr plastisch mit. Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen der Universität Innsbruck sind deshalb aktuell mit ihren Einschätzungen fast täglich in den Medien. Allen voran der Politologe und Russland-Experte Gerhard Mangott, der auch international ein gefragter Gesprächspartner ist, so bei Stern, Handelsblatt und Reuters.
Was der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gegen Wladimir Putin vorbringen könnte, hat der Völkerrechtler Andreas Müller für mehrere Medien analysiert. Die Religionssoziologin Kristina Stoeckl beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Verhältnis von orthodoxer Religion und Staat in Russland. Sie spricht fließend Russisch und berichtet über den zunehmenden Einfluss von Religion auf Politik und Gesellschaft. Der Moskauer Patriarch Kirill habe diesen Krieg „sicher nicht begonnen, aber er trägt trotzdem Verantwortung, weil er die Gründe, die Putin für den Krieg genannt hat, unterstützt“, sagte Stoeckl etwa im Kurier. Auch im Nachrichten-Programm der RAI und in einem Kommentar der Anderen im Standard berichtet Stoeckl über die Situation in Russland. Der katholische Theologe Liborius Lumma erinnert daran, dass eine kleine Zahl russisch-orthodoxer Priester den Überfall auf die Ukraine und die damit verbundenen Äußerungen von Patriarch Kirill scharf verurteilt hat. Der Historiker und Geograph Kurt Scharr hat als ausgewiesener Kenner der Ukraine in einem Audiointerview mit dolomistenstadt.at die historische Dimension des Ukraine-Krieges beleuchtet.
Gemeinsam haben sich die Expert*innen der Uni Innsbruck auch den Fragen der Standard-Leser*innen gestellt. Viele Fragen sind dabei zu den Atomwaffen gekommen, vor allem wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes ist, aber auch zu den wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Krieges, der Rolle der Kirche und den Effekten der Internet-Sperren. „Russland ist global gesehen in der "Infosphäre" unterlegen; der Kreml hat den authentischen Bildern und schockierenden Videos aus der Ukraine nichts entgegenzusetzen“, sagt der Internet-Rechtsexperte Matthias Kettemann im Standard. Der Politologe Martin Senn hält „den Einsatz von Nuklearwaffen immer noch für sehr unwahrscheinlich“.
Dass die intensive mediale Präsenz für unsere Expertinnen und Experten mitunter auch belastend sein kann, hat Gerhard Mangott auf Twitter deutlich gemacht: „Ich bin verzweifelt über diesen Krieg.“ Dass ihm auf Twitter inzwischen weit mehr als 20.000 Menschen folgen, zeigt aber, dass sein Wissen und seine Erfahrung durchaus geschätzt werden.
Ein ruhiges Wochenende wünscht Ihnen,
Christian Flatz
Kommunikationsteam der Universität Innsbruck