Am Montag, dem 10. November, fand die Verleihung des Österreichischen Buchpreises in Wien statt. Überreicht wurden die Preise von Andreas Babler, Bundesminister für Kunst und Kultur, Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels und Renate Anderl, Präsidentin der Arbeiterkammer.
Buchpreis für „Zeit der Mutigen“
Der Hauptpreis des Abends ging an Dimitré Dinev für sein Werk „Zeit der Mutigen“ (Kein & Aber, 2025). „Zeit der Mutigen ist ein Kraftakt, ein ‚totaler Roman‘, der an die großen Erzähler des 20. Jahrhunderts erinnert, aber eindeutig im 21. Jahrhundert beheimatet ist und in einer Reihe mit Roberto Bolaños 2666 oder Hilary Mantels Wolf Hall-Trilogie stehen kann. Ein humanistisches Monument von einem Buch, das größer ist als Österreich, und das zeigt: Die Zeit der Mutigen ist noch lange nicht vorbei“, begründet die Jury die Entscheidung.
Debütpreis für „Blutbrot“
Über den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises freut sich Miriam Unterthiner. Die gebürtige Südtirolerin studierte Germanistik und Philosophie an der Universität Innsbruck, sowie Deutsche Philologie und Sprachkunst in Wien. 2024 erhielt sie das Dramatiker:innen-Stipendium der österreichischen Bundesregierung. Das Drama „Blutbrot“ ist im Februar dieses Jahres in der edition laurin bei innsbruck university press erschienen und wurde im März 2025 mit dem Literaturpreis der Universität Innsbruck ausgezeichnet.
„Miriam Unterthiners Theatertext Blutbrot nimmt sich eines Kapitels der Südtiroler Nachkriegsgeschichte an, das bislang kaum literarisch bearbeitet wurde: der Fluchthilfe für NS-Verbrecher über den Brennerpass. Figuren wie Eichmann oder Mengele passierten auf ihrem Weg nach Italien und weiter nach Südamerika eine Region, die heute gerne als idyllische Landschaft inszeniert wird und deren Mitverstrickung lange verdrängt blieb.
Unterthiner begegnet diesem schwierigen Stoff nicht mit dokumentarischem Realismus, sondern mit großer poetischer Wut und Wucht. Indem sie ‚Das Dorf‘, ‚Das Brot‘ oder ‚Die Landschaft‘ selbst zu Figuren macht, öffnet sie den Blick auf Mechanismen kollektiven Schweigens und stellt Fragen nach Erinnerung, Verantwortung und Schuld. Das Historische wird so zur Metapher für eine Gegenwart, in der Ressentiments und die Angst vor dem Fremden erneut virulent sind. Unterthiner erschafft eine kraftvolle Sprache, die bildstark und präzise das Verschüttete freilegt und dabei einen schreienden, oft verzweifelten Humor entwickelt. Das Grundnahrungsmittel Brot wird dabei, unterstützt durch die Figur Max Brod, zur schwer verdaulichen Kost. Blutbrot zeigt, wie sich unsere grausame Geschichte in Körper, Sprache und Landschaft einschreibt und wie sie vielleicht doch durch einen ‚Nationalhumanismus‘ überwunden werden könnte“, lautet die Begründung der Jury.
Die Jury für den Österreichischen Buchpreis setzt sich 2025 aus Katja Gasser (Leitung Literaturressort, ORF-TV), Stefan Kutzenberger (Literaturwissenschaftler, Universität Wien), Theresia Prammer (Schriftstellerin, Literaturkritikerin), Ulla Remmer (Buchhändlerin, Buchhandlung Franz Leo) und Franz Schuh (Schriftsteller, Literaturkritiker) zusammen.
